Borussia Dortmund ist gerade dabei, die Lehren einer unterm Strich mehr oder minder verkorksten Saison zu ziehen und sich gleichzeitig auf die am letzten Spieltag noch mögliche Qualifikation für die Champions League zu konzentrieren.

BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl hat dabei einen großen Umbruch nach dieser Saison nahezu ausgeschlossen. „Es gibt bestehende Verträge, die es zu berücksichtigen gilt. Auch müssen wir die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beachten“, sagte Kehl dem „Kicker“: „Wir werden sicher keine fünf, sechs Top-Transfers machen können – falls das jemand denken sollte.“ Heißt übersetzt: Es müssen Transfers her, wenn möglich, und von den Spielern mit gültigen Kontrakten mitgetragen, um größeren Spielraum für das Sommer-Transferfenster zu bekommen.

Als einer der Verkaufskandidaten in Dortmund gilt Offensivspieler Julian Brandt. Er fällt unter die Kategorie Besserverdiener, überzeugt aber sportlich nicht immer, könnte also Platz frei machen und den finanziellen Spielraum erweitern. Der 29-Jährige scheint allerdings nicht so recht bei diesem Abschiebeszenario mitspielen zu wollen.

Ob er bei der Borussia bleiben wolle, wurde der offensive Mittelfeldspieler in einem „Sky“-Interview gefragt. „Ich habe keine anderen Pläne gerade“, antwortete Brand: „Es gibt momentan nichts, was ich die groß verraten kann.“ Dass es immer mal wieder Gerüchte gibt, sagte Brandt, „fand ich schmeichelhaft. Bremen – habe ich auch gesehen. Ein schönes Gefühl mit seinem Heimatverein in Verbindung gebracht zu werden. (Für Werder lief der gebürtige Bremer allerdings weder in der Jugend noch danach auf, die Redaktion) Aber ich trage den Verein Borussia Dortmund hier in meinem Herzen. Ich mag die Mannschaft, mit der ich zusammenspiele und habe ein gutes Verhältnis zum Trainer.“

Gründe für Brandts bescheidene BVB-Bilanz sind vielschichtig

Bei Brandt ist es allerdings die Gesamtentwicklung, die zur Überlegung führte, ob es nicht besser sei, ab der kommenden Saison auf einen anderen Spielmacher zu setzen. 34 Tore in 188 Bundesligaspielen stehen für ihn zu Buche – deutlich weniger als es der Erwartung diverser Trainer entsprach, die in dieser Zeit in Dortmund arbeiteten. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Verletzungen spielten eine Rolle, zudem stand Brandt bis zum vergangenen Sommer immer auch ein wenig im Schatten von Marco Reus, musste deshalb oft auf den Flügel ausweichen. Auch die Trainerfluktuation trug sicher dazu bei.

Die Kritik ist nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, räumte Brandt ein. „Klar kriegt man das mit“, berichtete er, „ich habe auch gar keine Chance, mich davon abzuschotten. Das Schlimmste für mich ist das Mitleid, das ich bekommen habe. Dass Leute zu mir kamen und gesagt haben: ,Das ist schon viel, hart und ungerechtfertigt.‘ Mir geht es nicht um mich. Ich habe da kein Ego-Thema. Ich muss nicht derjenige sein, der dauerhaft in den Zeitungen steht. Wenn das aber der Fall ist, weil der Verein eine schwere Zeit durchmacht und einer gefunden werden muss, der den Kopf hinhält, dann mache ich das auch gerne. Kein Problem.“

Zunächst aber geht es ihm und dem BVB trotz einer alles in allem verkorksten Saison überraschend doch noch um die Qualifikation für die Champions League. Dortmund geht als Tabellenfünfter in den 34. Spieltag am Samstag (15.30 Uhr, im Sport-Ticker der WELT). Gegner im Heimspiel ist der Tabellenvorletzte Holstein Kiel, das Team steht bereits als Absteiger fest. Der BVB (Tordifferenz: +17) liegt zwar noch einen Punkt hinter dem Vierten SC Freiburg (Tordifferenz: -2) und drei Punkte hinter dem Dritten Eintracht Frankfurt (Tordifferenz: +20). Die beiden Konkurrenten stehen sich aber direkt gegenüber, nehmen sich also die Punkte weg.

„Das klingt, als würden wir eine Wahnsinns-Saison spielen“, sagte Brandt mit Blick auf die aussichtsreiche Ausgangsposition, „aber eigentlich haben wir zum richtigen Moment noch die Kurve bekommen. So kann man es beschreiben. Durch Struktur, Disziplin und indem wir auf die kleinen Dinge in der Mannschaft hingewiesen haben. Mit Hilfe vom Trainerteam. Dadurch haben wir es geschafft, alles auf den Platz zu bringen, Spiele zu gewinnen, zu punkten. Glück gehört auch dazu. Dass Mannschaften Punkte liegen lassen. Glück gehört dazu, dass wir einen sehr guten Torwart haben, der uns am vergangenen Sonntag (4:2 in Leverkusen, die Redaktion) das Spiel gerettet hat.“

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