Am Samstag (21 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) spielen die deutschen Fußballerinnen im EM-Viertelfinale gegen Frankreich. Für den Trainer der Französinnen Anlass genug, sich an seine Jugend zu erinnern – und damit an eine der schlimmsten Szenen der WM-Historie der Männer.

1982 war der heute 55-jährige Laurent Bonadei zwölf Jahre alt. Aber er sah etwas, das ihn nicht offenbar nicht mehr loslässt. Vor dem Spiel am Samstag sagt der Coach von Les Bleus: „Frankreich gegen Deutschland weckt Erinnerungen an meine Jugend, wenn auch nicht unbedingt an die guten – nämlich an 1982.“

Bonadei spricht über das Foul des damaligen deutschen Nationaltorwarts Toni Schumacher gegen Patrick Battiston.

Es war die „Nacht von Sevilla“, WM-Halbfinale 1982. Zwischen Deutschland und Frankreich steht es 1:1. In der 57. Spielminute läuft Battiston einem Steilpass hinterher. Der Franzose kommt vor dem herausstürmenden Schumacher an den Ball und schießt ihn am Tor vorbei.

Statt abzustoppen, springt der deutsche Torwart in seinen Gegenspieler, trifft ihn mit der Hüfte am Kopf. Battiston ist bewusstlos, erleidet eine Gehirnerschütterung, Wirbelverletzungen und verliert zwei Zähne. Deutschland gewann das Spiel trotz 1:3-Rückstand in der Verlängerung 8:7 nach Elfmeterschießen.

Brutalstes Foul der Fußball-Geschichte?

Bis heute wird die Szene in Frankreich als brutalstes Foul der Fußball-Geschichte gewertet. Schumacher entschuldigte sich später zwar. Von einer echten Versöhnung wollen viele Franzosen aber bis heute nichts wissen. Das gilt offenbar auch für Frauen-Trainer Bonadei. Der sagt zum Viertelfinale gegen Deutschland mit Gedanken an 1982: „Es ist nicht schlecht, dass uns ein kleiner Hauch von Rache motiviert.“

Der Coach betreut die Französinnen seit einem Jahr, war zuvor Jugendtrainer in Paris und Nizza, sowie bei der Nationalmannschaft in Saudi-Arabien.

Vor dem Spiel gegen Deutschland schiebt Bonadei trotz einer überragenden Bilanz in diesem Jahr (neun Pflichtspiele, neun Siege, 25:6 Tore) die Favoritenrolle im Viertelfinale komplett zu den Gegnerinnen.

„Deutschland ist eine großartige Fußballnation. Sie haben die Bleus im letzten EM-Halbfinale ausgeschaltet. Um Favorit zu sein, muss man einen Titel gewonnen haben. Deutschland hat die EM achtmal gewonnen und daher der Favorit“, sagt Bonadei: „Deutschland ist in der Fifa-Rangliste höher eingestuft als wir.“

In diesem Ranking liegt die DFB-Elf auf Platz drei, die Französinnen auf Rang zehn.

Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, „Bild“, „Sport Bild“) erstellt und zuerst in der „Bild“ veröffentlicht.

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