So wurde aus Nationalspielerin Linda Dahlmann Linda Stahlmann
Linda Dallmann ist eine wichtige Stütze der deutschen Nationalmannschaft. Die Spielerin des FC Bayern München ist im Mittelfeld gesetzt. Die Nationalelf startet am 4. Juli mit dem Vorrundenspiel gegen Polen in die Europameisterschaft. Dallmann, die seit Jahren gezieltes Krafttraining betreibt, ist fit und bereit für das große Turnier.
Frage: Frau Dallmann, Sie bereiten sich mit der Nationalmannschaft auf die EM vor, fallen aber nicht nur mit Ihrer Spielweise im zentralen Mittelfeld auf, sondern auch mit Ihrem Krafttraining. Sie haben sogar einen Instagram-Account und Trainingsprogramme dafür. Wie kam es dazu?
Linda Dallmann: Ich habe vier ältere Brüder. Sie haben das Krafttraining bei uns im Garten gemacht, als sie 14, 15 waren. Da war ich mittendrin und habe die Begeisterung dafür mitbekommen. Nach und nach hat mich das Thema immer mehr interessiert.
Frage: Wie oft trainieren Sie?
Dallmann: Drei, viermal pro Woche ungefähr eine Stunde pro Einheit, und immer morgens. Es gibt Wochen, in denen schaffe ich es nur zweimal, manchmal sind es aber auch fünf Tage.
Frage: Wo trainieren Sie?
Dallmann: Ich habe zu Hause einen Raum, der sehr gut ausgestattet ist. Aber ich mag es, unter Leuten zu sein und trainiere demnach auch gerne im Fitnessstudio.
Frage: Ändern Sie während des Turniers Ihr Programm?
Dallmann: Bei der Nationalmannschaft ist es ganz einfach: Ich spreche abends mit unserem Athletiktrainer, was wir am nächsten Tag im Mannschaftstraining machen und schaue dann, wie ich zusätzlich mein eigenes Programm umsetzen kann. Ich verfüge nicht zuletzt durch mein Studium über Erfahrung in diesem Bereich. Ich kann demnach gut einschätzen, was für mich vor unserem Training Sinn ergibt und was nicht. Ich mache es schon seit Jahren nebenher, es ist mein Ausgleich.
Frage: Haben Sie seit Jahren immer dasselbe Programm?
Dallmann: Es hat viel mit eigenen Erfahrungen zu tun. Es gab auch Zeiten, in denen ich zu viel gemacht habe. Dann habe ich mich auf dem Platz schwerfällig gefühlt. Dann dachte ich mir: Jetzt muss es wieder ein Stück weit in eine andere Richtung gehen. Wenn es im Fußball mal nicht so gut läuft, mache ich wieder etwas mehr und gleiche es mit dem Krafttraining wieder aus.
Frage: Also braucht es nicht nur den Körper, sondern auch den Kopf?
Dallmann: Ja sehr. Ich brauche das als Ausgleich. Es tut mir gut, wenn ich nebenbei diese Projekte im Gym habe. Wenn ich mich zu sehr in den Fußball reinsteigere, dann klappt es meistens nicht mehr so gut.
Frage: Tanken Sie so Wohlbefinden oder Selbstbewusstsein?
Dallmann: Jede Spielerin hat etwas, das sie nebenher macht. Klara Bühl macht Handarbeiten, Lina Magull hat gemalt, andere kochen. Meinen Stahlmann-Account gibt es erst seit 2023, aber ich mache das quasi schon mein ganzes Leben und möchte es auch nach meiner Karriere machen.
Frage: Wie kam der Name Stahlmann zustande?
Dallmann: Der ist mir spontan eingefallen, als ich einen Namen für den Fitness-Account gesucht habe. Als ich mein Unternehmen gegründet und den Namen eingegeben habe, musste ich ein bisschen schmunzeln, was aus der Idee geworden ist. Es passt einfach zu mir: Ich nehme die Sache ernst, aber mich selbst auch nicht immer zu ernst.
Frage: Sie haben auch eigene Klamotten herausgebracht …
Dallmann: Ich will keine Riesen-Brand starten, aber es macht Spaß. Ich hatte oft Zitate auf meiner Seite. Die Follower fanden das motivierend. Da wollte ich damit Klamotten designen. Hinter jedem Produkt steckt eine spezielle Idee. Ein Hoodie ist zum Beispiel Ann-Katrin Berger (die zweimal an Krebs erkrankte Nationaltorhüterin, d. Red.) gewidmet. Mir geht es um die Message, also vor allem darum, Leute ins Gym zu bekommen.
Frage: Sie sind mit 1,58 Metern die Kleinste im Team. War das auch ein Grund für das intensive Krafttraining?
Dallmann: Ich glaube schon, dass ich früher etwas ausgleichen und im anderen Bereich zulegen wollte. Denn in den U-Nationalmannschaften hieß es oft, dass es körperlich nicht reichen könnte. Das wurde mit den Jahren aber weniger, daher nervt mich das Thema nicht. Ich sehe es inzwischen als Stärke an.
Frage: Sie haben mit der EM 2022 Ihr letztes großes Turnier erlebt. Wie fühlt sich die Rückkehr an?
Dallmann: Mit der WM und Olympia habe ich die letzten zwei großen Turniere nicht miterlebt. Ich weiß es mehr zu schätzen, dass ich wieder dabei bin. Ich bin 30, da ist die Nominierung erst recht keine Selbstverständlichkeit.
Frage: Und Sie sind jetzt als Spielmacherin sehr wichtig …
Dallmann: Laura (Freigang) und ich werden uns den Job als Start-Zehner teilen. Ich vertraue der Idee des Trainerteams. Unsere Co-Trainerin Maren Meinert war auf der Position eine der besten Spielerinnen der Welt und hat als Spielerin und Trainerin viele Titel gewonnen.
Frage: Also ist das Jobsharing in Ordnung?
Dallmann: Sowohl diejenige, die beginnt, als auch die, die reinkommt, werden sehr wichtig sein. Wir tragen beide große Verantwortung. Es kann eine große Stärke von uns sein, dass wir zwei unterschiedliche Spielertypen für die Position haben. Ich genieße es, im Zentrum zu spielen, der Kernpunkt zwischen Mittelfeld und Angriff zu sein, viel zu kreieren.
Der Artikel wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) verfasst und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke