Die Spieler des FC Bayern feierten bis in die Nacht. Im „Zenith“ in München stieg Samstagabend die interne Meisterparty, nach dem letzten Saisonspiel bei der TSG Hoffenheim (4:0). Die Frauen-Mannschaft des Klubs tanzten und sangen mit, sie hatte kürzlich sogar das Double gewonnen, zum ersten Mal.

Auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß war dabei. Er nahm die öffentliche Empörung an der Ibiza-Reise der Spieler des deutschen Fußball-Rekordmeisters zum Anlass für grundsätzliche Kritik an der deutschen Medienlandschaft. „Das sind so Dinge, die typisch sind für den Zustand unserer Medien – dass sie so einen Schwachsinn wie so eine kleine Reise so wichtig nehmen. Es geht nicht mehr um Fußball, es geht um jeden Furz links und rechts daneben“, sagte Hoeneß. „Und dann müsst ihr euch mal hinterfragen, ob das noch das ist, was die Zuschauer hören, lesen und sehen wollen.“

Einige Bayern-Profis waren nach dem vergangenen Wochenende und der Übergabe der Meisterschale in ihrer Freizeit nach Ibiza geflogen und hatten dafür viel Kritik einstecken müssen. 14 Spieler feierten die 34. Meisterschaft zwei Tage lang auf der Balearen-Insel Ibiza im Beach Club „Blue Marlin“ und in der In-Disko „Pacha“.

Unter anderem dabei waren Manuel Neuer, Thomas Müller, Harry Kane und Joshua Kimmich. Christian Heidel, Vorstand vom 1. FSV Mainz 05, hatte die Reise kritisiert („Auch wenn es uns nicht betrifft, finde ich die Aktion schon grenzwertig – vor allem, nachdem die Reise vor einer Woche abgesagt worden war…“). Hoffenheim hätte theoretisch noch auf den Relegationsrang abrutschen können, hätte der 1. FC Heidenheim gegen Werder Bremen gewonnen.

Uli Hoeneß: FC Bayern selten so souverän

Den Bayern war unter anderem vorgeworfen worden, den Wettbewerb im Abstiegskampf zu verzerren. „Hoffenheim hätte sich gewünscht, dass wir nicht nach Ibiza gereist wären“, sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen. So sei das Team erst richtig angestachelt gewesen.

Christian Ilzer, Hofffenheims Trainer, sagte nach dem Spiel: „Ich gratuliere dem FC Bayern zum Sieg und zum Titel, es war ein sehr verdienter Sieg. Wir waren nur kurz dran nach der Pause, sonst war Bayern sehr effizient. Bayern hat das Spiel klar diktiert.“

Auch Thomas Müller wetterte nach dem 4:0 gegen Hoffenheim gegen die Kritiker. „Es geht immer viel um Moral. Wenn man mit dem Finger auf andere zeigen kann, ist man vorn dabei“, sagte der 35-Jährige.

Hoeneß zeigte sich mit der Bundesliga-Saison der Münchner zufrieden. Wer ihm vor der Spielzeit gesagt hätte, dass Bayern 13 Punkte vor Titelverteidiger Bayer Leverkusen und 25 Punkte vor Dortmund liegt, den hätte er „für verrückt erklärt“, beteuerte Hoeneß. „Wenn man die Medien der letzten Wochen verfolgt hat, hatte man immer das Gefühl, der FC Bayern spielt eine ganz schwache Saison. So souverän haben wir selten die Meisterschaft geholt.“

Zum Thema Florian Wirtz von Bayer Leverkusen, der in dieser Woche zu Verhandlungen nach England gereist war, wollte Hoeneß inhaltlich nicht sprechen. „Wir versorgen euch irgendwann mit Fakten und nicht mit weiteren Spekulationen“, sagte Hoeneß.

Er redete sich in Rage: „Hat er schon Nein gesagt? Warum macht ihr immer so Spekulationen? Er hat uns nicht mitgeteilt, dass er weggeht. Ihr müsst alle miteinander lernen, dass Entscheidungen erst diskutiert werden, wenn sie getroffen sind. Uns hat niemand gesagt, dass er weggeht und wenn er weggeht, dann wollen wir dazu was sagen.“

Nationalspieler Wirtz könnte in diesem Sommer wechseln. Der FC Bayern gilt als einer der aussichtsreichsten Anwärter. Doch auch der FC Liverpool, Manchester City und Real Madrid werden als Kandidaten gehandelt.

Hoeneß sagte Samstagabend: „Was soll ich Ihnen jetzt sagen? Ihr habt doch jetzt wochenlang schönen Mist geschrieben, er geht zu Manchester City, dabei war er in Liverpool.“

Grünes Licht vom Bayer-Konzern

Leverkusens Sportchef Simon Rolfes blickt entspannt auf den Poker um Wirtz. „Wir haben da keinen Stress oder keinen Zeitdruck. Er ist bei uns unter Vertrag und auch bis 2027“, sagte Rolfes nach dem 2:2 beim 1. FSV Mainz 05 am letzten Spieltag.

Der Bayer-Konzern soll grundsätzlich grünes Licht für einen Wirtz-Transfer gegeben haben. Voraussetzung ist aber offenbar, dass ein Klub 150 Millionen Euro für den Jungstar bezahlt.

Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit vielen Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über Fitness-Themen. Als FCB-Reporter ist es die elfte Meisterschaft des Klubs, die er erlebt. Bei der Ersten war Jupp Heynckes Trainer.

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