Harry Kane ist enttäuscht. Weil er sich im letzten Heimspiel die fünfte Gelbe Karte abholte, ist er gegen RB Leipzig gesperrt. Ausgerechnet dann, wenn er zusammen mit dem FC Bayern endlich den ersten Titel in seiner Karriere holen kann. Eine Situation, die eine andere Fußball-Legende nur zu gut nachfühlen kann.

Harry Kane war fassungslos: "Ich finde, das ist eine wahnsinnige Entscheidung. Es ist nie eine Gelbe Karte." Direkt nachdem ihm Schiedsrichter Dankert im Spiel des FC Bayern am Wochenende zu Hause gegen den FSV Mainz 05 den Gelben Karton gezeigt hatte, wusste der Engländer, was das für ihn bedeuten würde: Die Sperre nach fünf Gelben Karten - ausgerechnet im so wichtigen Spiel auswärts in Leipzig. Also der Partie, die dem verdienten Nationalspieler und langjährigen Akteur von Tottenham Hotspur endlich seinen so inständig herbei gesehnten Titel bescheren könnte. Dementsprechend "enttäuscht" ist Harry Kane, dass ihm dieser Triumph live auf dem Platz aller Voraussicht nach - falls denn die Bayern tatsächlich in Leipzig gewinnen sollten - verwehrt bleibt.

Einer, der die Gefühle - und auch den Unmut über den Schiedsrichter - von Harry Kane sehr gut nachvollziehen wird können, ist die deutsche Fußball-Legende Karl-Heinz "Charly" Körbel. Damals im Juni 1991 sollte der Schiri Michael Prengel dem Frankfurter seinen letzten Triumph vor heimischer Kulisse rauben. Körbel hatte sich schon so darauf gefreut, mit seinen Fans den bis heute unerreichten Rekord an Bundesligaspielen mi einer weiteren Partie zu Hause im Waldstadion zu feiern. Doch das 603. Spiel fand nie statt - denn am vorletzten Spieltag war ihm der Schiedsrichter in die Quere gekommen.

"Da klaut der Schiri dem Charly sein Abschiedsspiel"

Als Michael Prengel an diesem sommerlich warmen 8. Juni 1991 in die Brusttasche griff und den gelben Karton zückte, lief Charly Körbel ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Doch schon ein paar Sekunden später verzog er die Miene zu diesem legendären, mürrisch dreinblickenden Körbel-Gesicht, das jeder "Sportschau"-Gucker aus dieser Zeit noch heute spielend nachmachen kann - und beschwerte sich lautstark beim Schiedsrichter. Sollte seine lange, lange Karriere tatsächlich an diesem Nachmittag am Hamburger Millerntor nach einem nur mäßig aufregenden 1:1 gegen den FC St. Pauli enden? Sie sollte.

Die vierte Gelbe Karte der Saison durchkreuzte den Plan des Abwehrspielers, seine Laufbahn im heimischen Waldstadion gegen den VfB Stuttgart mit dem Einzug in den UEFA-Pokal stilvoll ausklingen zu lassen. Karl-Heinz Körbel war an diesem Tage so sauer über die Entscheidung des Schiedsrichters, dass er mit niemandem reden wollte. Wutschnaubend lief er an Freund und Feind vorbei in die Kabine und zischte mit hochrotem Kopf durch die zusammengepressten Zähne nur ein schnelles: "Kein Kommentar!" Sein Mitspieler Andreas Möller war nicht weniger erregt, schimpfte aber wenigstens direkt in die Fernsehkameras: "Da klaut der Schiri dem Charly sein Abschiedsspiel in Frankfurt."

"Hätte sich benehmen sollen"

Beobachter vor Ort teilten Möllers Meinung und solidarisierten sich mit dem "vorbildlichen Sportsmann" Charly Körbel. Der "Kicker" prangerte an: "Ein Allerweltsfoul, Körbels erstes im Spiel - und der Unparteiische zeigte sofort Gelb." Zudem attestierte man dem Düsseldorfer Prengel, "kaum bundesligareif" gepfiffen zu haben. Fahrig und unsouverän habe der Schiedsrichter in nur elf Minuten vier gelbe Karten gezeigt - eine davon auch dem Frankfurter Oldie Körbel, obwohl dieser vor der Partie Prengel die besondere Situation extra erklärt hatte. Und was meinte der vielgescholtene Schiri zu all der Aufregung um seine Person: "Es hat mir nicht leid zu tun, er hätte sich anständig benehmen sollen."

Auch Harry Kane hatte nach der Partie gegen Mainz Schiedsrichter Bastian Dankert energisch kritisiert: "Leider kommen manchmal Leute in die Allianz Arena und versuchen, sich einen Namen zu machen. Er schien nur darauf aus zu sein, seine Gelbe Karte zu zücken." Tatsächlich war die Karte in jedem Fall völlig unnötig, aber keinesfalls nicht regelgerecht. Aber Kane, der seinen ersten Titel natürlich sehnsüchtig herbeisehnt, hatte sich schließlich auch wieder gefasst und meinte kämpferisch und voller Vorfreude: "Es ist ein bisschen meine Geschichte, dass ich das Spiel in Leipzig verpasse. Aber keine Angst, ich werde mehr feiern als jeder andere." Und genau das hat damals auch Charly Körbel getan.

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