In seiner Vereinshymne macht Real Madrid sehr deutlich, worum es dem Klub geht. Um sich. Und das um jeden Preis „Hala Madrid! y nada más“, heißt es da. „Auf geht's Madrid. Und sonst nichts.“

Sonst nichts – in den vergangenen Jahren lebt der Klub sein Motto in aller Radikalität und lässt dabei immer häufiger jeglichen Anstand und Respekt vermissen.

Der absolute Tiefpunkt der „Nur-wir-sonst-nichts“-Mentalität waren die Geschehnisse rund um das spanische Pokalfinale gegen den FC Barcelona. Die Königlichen verhielten sich vor dem Endspiel alles andere als royal. Weil ihnen der angesetzte Schiedsrichter nicht passte, schmissen sie über den vereinseigenen TV-Kanal die Kampagnen-Maschine an und prügelten auf den Unparteiischen ein, weil dieser in der Vergangenheit angeblich Real benachteiligt habe.

Ricardo de Burgos Bengoechea berichtete vor dem Spiel unter Tränen über den Druck, den er und seine Schiedsrichter-Kollegen durch solche Aktionen ausgeliefert sind. „Wenn Ihr Sohn in die Schule geht und ihm dort Kinder sagen, dass sein Vater ein Dieb sei, und er weinend nach Hause kommt, dann ist das wirklich hart“, sagte Bengoechea.

Und was macht Real? Der Klub denkt nicht einmal daran, um Entschuldigung zu bitten, sondern treibt die Eskalation auf die Spitze. Real stellte sich über die Dinge und sagte kurzerhand die offizielle Pressekonferenz und das Abschlusstraining vor dem Finale ab.

Real sagte Teilnahme an Gala zum Ballon d‘Or ab

Real Madrid fordert, wann immer es gefragt und auch nicht gefragt wird, Respekt und Anstand ein, tritt diese Werte aber permanent mit Füßen. Als die Veranstalter es im vergangenen Jahr wagten, nicht ihren Star Vinícius Junior den Ballon d‘Or für den weltbesten Spieler des Jahres zu verleihen (nach einer Abstimmung, wohlgemerkt), reagierte der Klub wie ein pampiger Fünfjähriger, der keine zweite Kugel Eis bekommt. Klub-Boss Florentino Pérez war außer sich und sagte die Teilnahme der Real-Delegation an der Gala ab.

„Wenn die Kriterien für die Preisverleihung Vinícius nicht zum Sieger erklären, sollten die gleichen Kriterien Carvajal zum Sieger erklären. Da dies nicht der Fall war, ist es offensichtlich, dass der Ballon d‘Or und die Uefa Real Madrid nicht respektieren. Und Real Madrid ist nicht dort, wo sie nicht respektiert werden“, teilte der Klub in seiner selbstgerechten Art mit.

Real erzieht seine Spieler zu Rotzlöffeln

Vielleicht spielte bei der Entscheidung, Vinícius Junior den Ballon d‘Or nicht zu verleihen, auch eine Rolle, dass nicht nur Tore und Vorlagen, sondern auch das Kriterium „Class and Fair Play“ in die Bewertung einfließt. Dies haben Vinícius Junior und vor allem Real in den vergangenen Jahren immer wieder vermissen lassen. Der Klub erzieht seine Spieler offensichtlich zu einem Selbstverständnis, etwas Besseres als der kümmerliche Fußball-Rest zu sein. Nach Roten Karten greift sofort der Reflex, in Berufung zu gehen, und jubelnde Gegner verhalten sich nie „wie Gentleman“.

Seit Jahren betreibt der Klub systematische Stimmungsmache gegen die Schiedsrichter. Der spanische Ligachef Javier Tebas, selbst längst zur Zielscheibe geworden, sagte erst im Februar über Real: „Sie heulen den ganzen Tag herum. Sie heulen jedes Wochenende und wittern immer eine Verschwörung.“

Warum sollten es die Spieler dann anders machen, wenn es die Vorgesetzten Tag für Tag vorleben? Wie auch Antonio Rüdiger. Der Nationalspieler ist, auch wenn er sich wieder einmal nicht so verhalten hat, ein erwachsener Mann, der für sein Handeln eigenverantwortlich ist. Seine unglaublichen und widerlichen Ausbrüche gegen den Schiedsrichter im Pokalfinale sind durch nichts zu entschuldigen. Sie werden aber natürlich durch das Gebaren Reals, das seinen Spielern einflößt, dass sie die Größten und unantastbar sind, gefördert.

Wer über Tage von offizieller Seite auf den Schiedsrichter eindrischt, muss sich nicht wundern, dass die Spieler die von Klubseite vorgelebte Mentalität auf dem Rasen fortführen. Den verachtenden Worten und Aktionen des Klubs ließ Rüdiger mit seinem schlimmen Wutausbruch gegen den Schiedsrichter Taten folgen.

Wer solche Szenen und das Gebaren des größten des Fußballklubs der Welt mitansieht, muss sich nicht darüber wundern, dass Schiedsrichter auch im Amateur- und vor allem im Jugendfußball immer mehr zum Freiwild werden.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke