Italiens Frauenfußball kämpft um Anerkennung
Im San Siro hallt statt Jubel nur ein Echo – Sinnbild für Italiens Frauenfußball. Während bei der EM in der Schweiz alle den Frauenfußball feiern, kämpfen "Le Azzurre" um Sichtbarkeit. Doch es soll sich was bewegen im Land des Calcio.
Die altehrwürdige "Oper des Fußballs" bot am 8. Dezember 2024 eine triste Bühne. Gerade einmal 2422 Fans verloren sich im riesigen Estadio Giuseppe Meazza, wo AC und Inter Mailand das "Derby donne", das Frauenduell der Stadtrivalen, darboten. Die "Gazzetta dello Sport" fühlte sich an die Geisterkulissen der Pandemie erinnert und schrieb von einem "merkwürdigen Echoeffekt" in San Siro.
Das Echo auf das Derby war klar: Während der Fußball der Frauen in anderen Nationen boomt, kämpfen die Spielerinnen im Land des Calcio um Sichtbarkeit. Dabei gehörte Italien einst zu den fußballerischen Großmächten. Bei fünf der ersten sieben Europameisterschaften standen Le Azzurre im Halbfinale, 1993 und 1997 im Endspiel. Am Mittwoch (21 Uhr/ZDF, DAZN und im Liveticker auf ntv.de) kann Italien gegen Norwegen erstmals wieder unter die letzten Vier kommen.
Nebenprodukt Frauenfußball
Doch die Probleme liegen tief. Rita Guarino, in der goldenen Zeit Nationalstürmerin und später Erfolgstrainerin, nannte das Marketing beim Portal "The Athletic" "eine der Herausforderungen". Ein "großes Problem" seien die veralteten oder zu kleinen Stadien und das Umfeld. Die Vereine müssten gezielter ein Publikum ansprechen, das sich von dem beim Männerfußball unterscheidet - wie in der Bundesliga.
Und es tut sich was. Guarino spielte selbst noch meist vor 100 Leuten, Freunden und Familie. Heute kommen im Schnitt 2300 Fans (Bundesliga 2700). 2015/16 spielten nur elf Ausländerinnen in der Serie A, heute sind es 120 - darunter die deutsche Ex-Nationalspielerin Lina Magull bei Inter Mailand. 2022 wurde die Liga professionalisiert, es gibt einen Mindestlohn (27.000 Euro/Saison) mit arbeitsrechtlicher Absicherung, und die großen Klubs müssen Mädchenfußball anbieten.
Doch der Weg zurück an die Spitze ist weit. Die Schweizer Nationalspielerin Alisha Lehmann, für Vorreiter Juventus Turin aktiv, kritisierte die Medien, sie behandelten den Frauenfußball "noch wie ein Nebenprodukt".
Wenige Spielerinnen wagen den Schritt ins Ausland, seit 2016/17 schafften es nur zweimal italienische Teams ins Viertelfinale der Champions League. Das EM-Gruppenfinale der Italienerinnen gegen Weltmeister Spanien (1:3) sahen bei Rai2, dem zweiten Programm der italienischen Öffentlich Rechtlichen, 1,36 Millionen Menschen - die ARD kam beim selben Spiel auf 3,99 Millionen.
EM 2029 soll das Image verbessern
Die Bewerbung um die EM 2029 in Konkurrenz mit dem DFB soll die Begeisterung für den Calcio femminile verstärken. "Wir entwickeln uns weiter", sagte Pionierin Guarino, "wir haben spät angefangen, aber wir arbeiten daran, den Prozess zu beschleunigen".
Noch, sagte Nationaltrainer Andrea Soncin, gebe es "viele Stereotypen, die es zu bekämpfen gilt". Mit seiner Elf will er den Familien vermitteln, dass auch "Mädchen und junge Frauen in ihrer Leidenschaft unterstützt werden sollten."
Der Ex-Profi ist das beste Beispiel. Bevor er 2023 die Nationalmannschaft übernahm, hatte er keine Berührungspunkte mit dem Frauenfußball und kam in "ein mir unbekanntes Reich". Jetzt, betonte Soncin, "würde ich es für Nichts in der Welt verlassen".
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