Die „Hibs“ waren voll des Lobes. „Was für ein Support“, schrieb der schottische Erstligist Hibernian Edinburgh auf der Plattform X und bedankte sich bei den Anhängern von Rot-Weiss Essen. Denn die hatten ein Freundschaftsspiel, das aufgrund seiner überschaubaren Bedeutung sonst wohl eher wenig Beachtung gefunden hätte, zu einem besonderen Erlebnis gemacht.

Etwa 2100 Anhänger hatten den deutschen Drittligisten zu der Vorbereitungspartie in die schottische Hauptstadt begleitet – und Edinburgh am vergangenen Dienstag und dann am Mittwoch, als das Spiel stattfand, zur Partyzone gemacht. Am Vorabend der Partie, die als Neuauflage einer historischen Begegnung von vor genau 70 Jahren gedacht war, als sich die beiden Klubs im Europapokal gegenüberstanden, versammelten sich die RWE-Fans am Grassmarket. Am Spieltag trafen sie sich dann am Hunter Square, von wo aus sie in einem Fanmarsch zum Stadion an die Easter Road zogen. Viele Anwohner bestaunten das Spektakel.

Im Stadion warteten die Fans dann mit einer Choreografie auf. „Rot-Weiss Essen international – wie einst Opa, RWE – mit dir durch Europa“, hieß es auf großen Spruchbändern – eine Anspielung auf die Partie an gleicher Stelle vom 12. Oktober 1955. Es war das Rückspiel in der ersten Runde des damals neu geschaffenen Europapokals der Landesmeister. Die Essener hatten sich durch den Gewinn der Deutschen Meisterschaft wenige Monate zuvor qualifiziert.

Auch Essens Oberbürgermeister äußert sich

Die Partie endete 1:1. Da RWE das Hinspiel jedoch 0:4 verloren hatte, war es zugleich die letzte Partie in dem Wettbewerb, aus dem Jahrzehnte später die Champions League hervorging. Entsprechend viel Nostalgie war am Mittwoch im Spiel. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen sagte: „Die ganze Stadt schaut nach Edinburgh. 1955 waren wir Deutscher Meister und haben international gespielt hat. Ganz ehrlich: Da wollen wir wieder hin.“

Am Mittwoch unterlag RWE dann mit 2:3 – doch das war eher Nebensache. Da auch die Hibernians in den vergangenen Jahrzehnten nicht unbedingt vom Erfolg geküsst waren, gaben sich auch die schottischen Fans den nostalgischen Gefühlen hin, die diese spezielle Begegnung in ihnen auslöste. Es kam zu Verbrüderungs-Szenen.

„Die Atmosphäre habe ich mir ehrlicherweise nicht ausmalen können“, sagte Essens Trainer Uwe Koschinat gegenüber der „WAZ“: „Wir wussten, dass es etwas Großes wird und sich zwei große Fanlager vereinen. Es hat unfassbar Spaß gemacht, dieses Spiel vor dieser Kulisse zu spielen.“

Der Besuch der Essener Fans hat in Schottland einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Derek Watson, ein Fan und Podcaster, postete seine Begeisterung – und forderte die schottischen Klubs und Anhänger sogar auf, sich an den RWE-Anhängern ein Beispiel zu nehmen.

„Ein deutscher Drittligaklub bei einem Freundschaftsspiel unter der Woche in Schottland. Diesen Geist kannst du nicht zurück in die Flasche bekommen. Diese Art des aktiven Supports ist im Kommen“, schrieb Walker bei X: „In Schottland haben wir eine Wahl: Nehmen wir es und steigern unsere Besucherzahlen – oder bleiben wir weiter im Mittelalter stecken.“ Ein größeres Kompliment kann es kaum geben.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke