Max Verstappens große Serie in der Formel 1 scheint dem Ende geweiht. "Das ist ein ganz schwarzer Tag, der Rückstand ist fast unaufholbar", formulierte Motorsportberater Helmut Marko nach dem Red-Bull-Desaster, was in dem milliardenschweren Konzern jedem klar geworden sein dürfte. "Wenn nicht etwas Außergewöhnliches passiert, müssen wir davon ausgehen, dass die WM dahin ist." Verstappen ist nicht der Erste, den es am Ende einer lange Serie erwischt. Es lohnt also ein Blick in die Vergangenheit: Vier oder fünf WM-Titel in Folge schafften nur ganz wenige in der Formel 1. Was führte zum Sturz der vermeintlich Unschlagbaren?

Juan Manuel Fangio (1954 bis 1957): Am Ende lustlos

Am Anfang vom Ende dieser ersten großen Serie stand eine Entführung. Am Abend des 26. Februar 1958 betraten zwei bewaffnete Männer eine Hotellobby in Havanna, ihre Zielperson: Juan Manuel Fangio. Weltstar, Automobil-Weltmeister, und eigentlich vorgesehen für einen Start beim Grand Prix von Kuba am Folgetag. Doch dieses Rennen war ein Prestigeobjekt von Diktator Fulgencio Batista, und die Entführer wollten es empfindlich stören. Also nahm Fidel Castros revolutionäre Bewegung Fangio kurzerhand mit, verhinderte dessen Rennteilnahme - und ließ ihn nach einem Tag wieder frei. Für Fangio selbst war es "bloß ein weiteres Abenteuer", sagte der Argentinier später, und zumindest auf der Rennstrecke hatte er wohl genügend davon erlebt. Die WM jedenfalls brauchte er mit 47 Jahren nicht mehr, noch im Sommer 1958 erklärte Fangio seinen sofortigen Rücktritt als amtierender Weltmeister. Fünf Titel hatte er bis dahin gesammelt, vier davon in Serie.

Michael Schumacher (2000 bis 2004): Verlierer-Reifen

Der Rekordweltmeister aus Kerpen holte sogar fünf Titel in Folge, bis heute hat das kein anderer geschafft. Im Jahr 2005 war es aber ganz plötzlich vorbei mit der Überlegenheit, und das hatte einen ziemlich schnöden Grund: Reifenwechsel waren in der Formel 1 neuerdings verboten, und Ferrari hatte für diese Herausforderung den falschen Partner. Die Bridgestone-Reifen waren nicht konkurrenzfähig, die Teams mit Michelin-Pneus hatten einen deutlichen Vorteil. Es ist die Pointe dieser Saison, dass die Bridgestones Schumacher dennoch zum einzigen Sieg des Jahres verhalfen: Das Skandalrennen in Indianapolis wurde von allen Michelin-Teams boykottiert, weil ein Start zu gefährlich war. Nur sechs Autos drehten also ihre Runden, Schumacher gewann.

Sebastian Vettel (2010 bis 2013): Reglement stoppt Red Bull

Irgendwann in dieser endlos langen Saison 2013 bat Sebastian Vettel sein Team darum innezuhalten. "Dieser Erfolg ist nicht selbstverständlich", funkte er nach einem weiteren Sieg an seine Red-Bull-Box, "vergesst das nicht!" Vettel ganz vorne, das wurde besonders in diesem Jahr zur absoluten Gewohnheit, die Passung zwischen Fahrer und Auto erreichte eine seltene Perfektion, am Ende stand der vierte WM-Triumph in Folge. Aber nichts hält für immer in der Formel 1, Vettel wusste das, und schon das Folgejahr bestätigte ihn. Die Einführung der Hybridantriebe stellte so ziemlich alles auf Null, Vettel fremdelte mit seinem neuen Red Bull, ganz plötzlich war es vorbei. Und vorne stand nun das neue große Ding der Königsklasse: Mercedes war wieder da.

Lewis Hamilton (2017 bis 2020): Ein Rennleiter greift ein

Vier Titel in Folge waren es für Hamilton ebenfalls, aber das beschreibt die Ära der neuen Silberpfeile natürlich nur unzureichend. Von 2014 bis 2020 saß der Weltmeister immer im Mercedes, Nico Rosberg verhinderte zwischenzeitlich (2016) eine noch längere Serie Hamiltons. Mercedes jedenfalls war in diesen Jahren derart überlegen, dass ein Gedanke nahe lag: Auch diese Dominanz kann nur durch ein neues Reglement gebrochen werden. Schon 2021, im letzten Jahr der alten Regeln also, machte sich allerdings Max Verstappen auf den Weg. Seit Jahren bereits galt er als "future world champion", und nun hatte Red Bull ihm ein titelfähiges Auto gebaut. Doch Hamilton kämpfte hart, bis zur letzten Runde des letzten Rennens dauerte dieses Duell - und der englische Rekordweltmeister hätte es nicht verloren, hätte Rennleiter Michael Masi in Abu Dhabi nicht eine für Verstappen vorteilhafte, äußerst ungewöhnliche Auslegung der Safety-Car-Regeln gewählt. Manchmal sind es kleine Entscheidungen, die eine Ära enden lassen.

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