Dreimal am Tag klopfen Betreuer bei den Bewohnern der größten deutschen Unterkunft für Geflüchtete. Sie klopfen an eine Wand, und im nächsten Moment schieben sie den weißen Vorhang zur Seite. Türen gibt es nicht. In der einen Hand halten sie ein Klemmbrett, in der anderen einen Stift. Sie machen ein paar Haken auf einer Liste mit Namen und Nummern, dann gehen sie weiter.

Als die Geflüchteten einmal fragen, ob die Betreuer bei einem Anruf helfen könnten, lehnen diese ab. Dafür, sagen sie, seien sie nicht zuständig.

Als die Geflüchteten nach einer Steckerleiste fragen, lehnen die Betreuer ab. Dafür seien sie nicht zuständig.

Als Kinder, die malen wollen, sie bitten, einen Raum zu öffnen, in dem Stifte und Papier sind, lehnen die Betreuer ab. Dafür seien sie nicht zuständig.

Solche und andere Situationen hat eine Reporterin von stern und RTL, die sich drei Wochen in der Unterkunft im Nordwesten Berlins als Mitarbeiterin getarnt aufgehalten hat, vielfach erlebt. Sie hat gesehen, wie Betreuer Aufgaben erledigen, deren Sinn sie anzweifeln. So kontrollieren manche zum Beispiel die Anwesenheit der Geflüchteten, obwohl die einen QR-Code bei sich tragen, der auf dem Gelände ständig gescannt wird – wodurch über einen Computer einsehbar ist, in welchen Bereichen sich die Bewohner auf dem Gelände aufhalten. 

Was passieren würde, wenn sie diese Kontrollen nicht machten, fragen unsere Reporter. 

"Nichts", antwortet eine Betreuerin. 

"Das ist Beschäftigungstherapie", sagt ein Schichtleiter. 

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