"Himmel Hölle Heuchelei": Demo zu Klinik-Abtreibungsverbot
Im Streit zwischen einem Chefarzt und dem Klinikum Lippstadt haben mehr als 1.000 Menschen gegen ein Abtreibungsverbot des katholischen Klinikträgers protestiert. Zu der Demonstration "Stoppt das katholische Abtreibungsverbot" in der westfälischen Stadt hatten Chefarzt Joachim Volz und Sarah Gonschorek von den örtlichen Grünen aufgerufen. Der Demonstrationszug erhielt am Morgen noch immer weiteren Zulauf, sagte ein Sprecher der Polizei.
Gynäkologe Volz sagte der Deutschen Presse-Agentur am Rande der Demo, er sehe diese Auseinandersetzung nicht als Einzelfall. Überall, wo im Rahmen von politisch gewollten Klinikfusionen demnächst katholische Träger mitmischten, sei zu befürchten, dass diese Hilfen strukturell nicht mehr angeboten würden. Er sei in Sorge, dass sich auch der Umgang ändern werde, Frauen an den Rand gedrängt, stigmatisiert würden und am Ende für Abbrüche ins Ausland gehen müssten.
Klage gegen Dienstanweisung
Der Mediziner hatte gegen eine neue Dienstanweisung seines Arbeitgebers geklagt. Das Arbeitsgericht Hamm wollte sich ab dem Vormittag damit befassen und voraussichtlich eine Entscheidung verkünden. Der Gynäkologe hatte in seiner 13-jährigen Tätigkeit als Chefarzt am Evangelischen Krankenhaus Lippstadt in Einzelfällen medizinisch indizierte Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen.

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Das wurde ihm aber nach einer Klinikfusion per Dienstanweisung vom neuen katholischen Träger untersagt – auch etwa bei schweren Fehlbildungen des Fötus. Das Verbot gilt seit Februar und umfasst auch seine Bielefelder Privatpraxis. Dagegen wehrt sich Volz vor Gericht. Kurz bevor sich der Demozug in Richtung Klinik in Gang setzte, betonte der Gynäkologe: "Ja, ich glaube, ich habe eine gute Chance." Mit seinen Rechtsvertretern habe er "viele sehr gute Argumente geliefert".
Demo-Organisatorin Gonschorek sagte, sie empfinde das Verbot als eine große Ungerechtigkeit gegenüber den betroffenen Frauen. Das drückten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch auf mitgebrachten Schildern aus: "Himmel Hölle Heuchelei! Kirche, lass die Frauen frei" war da etwa zu lesen und "Hilfe und Selbstbestimmung anstatt Bestrafung".
Die Dienstanweisung des fusionierten Klinikums lässt einen Abbruch nur als Ausnahme zu, wenn "Leib und Leben der Schwangeren in Gefahr sind".
dpa- Lippstadt
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