Wie können Menschen es schaffen, möglichst lange zu leben – und das bei guter Gesundheit? Diese Frage treibt nicht nur die Tech-Eliten im Silicon Valley um, die dafür „Longevity“-Studien finanzieren, auf Deutsch Langlebigkeit. Viele wollen dieses Ziel erreichen. Ein Schlüssel dazu liegt in einer ausgewogenen und gesunden Ernährung. Und wer beim Essen zugleich die Umwelt im Blick behält, sorgt dafür, dass ein gutes Leben in einer intakten Welt auch morgen noch möglich ist.

Schließlich entscheidet die Ernährung längst nicht nur über die eigene Gesundheit – sie hat auch Einfluss auf die Zukunft des Planeten. Die Lebensmittelproduktion in Industrienationen hat große Auswirkungen auf das Klima. Der Arzt und Wissenschaftsjournalist Eckhart von Hirschhausen wirbt seit einiger Zeit für eine Ernährungswende. Er weist darauf hin, dass der hohe Fleischkonsum in Deutschland auf Kosten von Umwelt und Gesundheit gehe.

Genau hier setzt die „Planetary Health Diet“ an. Dieses Ernährungskonzept wurde 2019 von der EAT-Lancet-Kommission vorgestellt. „Planetary Health Diet“ lässt sich als Ernährung für Mensch und Erde übersetzen.

Die EAT-Lancet-Kommission ist ein Zusammenschluss von 37 internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Ernährungs-, Agrar-, Umwelt- und Gesundheitswissenschaften. Unter dem Dach der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ und der Nachhaltigkeitsstiftung EAT legten sie erstmals ein globales Ernährungskonzept vor, das sowohl die menschliche Gesundheit als auch die Belastungsgrenzen der Erde berücksichtigt.

Die gesundheitlichen Vorteile sind durch zahlreiche Studien gut belegt. Sie zeigen, dass Menschen, die sich überwiegend pflanzenbasiert ernähren, seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Übergewicht oder bestimmten Krebsarten leiden. Auch kann eine solche Ernährung das Risiko reduzieren, an Alzheimer oder Demenz zu erkranken. Doch die „Planetary Health Diet“ will mehr bieten als Rezepte für gesunde Ernährung: Sie betrachtet Gesundheit als ganzheitliches Konzept.

Denn die heutigen Essgewohnheiten sind eine Belastung für die Erde. Knapp ein Drittel aller Treibhausgasemissionen wird durch die Lebensmittelproduktion verursacht: Viehzucht verschlingt enorme Mengen Wasser und Land, während Wälder gerodet und Böden ausgelaugt werden.

Wenn die Menschheit bis 2050 fast zehn Milliarden Menschen ernähren will, ohne die Erde zu ruinieren, ist eine Wende also dringend nötig. Eine Ernährung nach dem Planetary-Health-Prinzip könnte den CO₂-Ausstoß um bis zu 70 Prozent senken, den Wasserverbrauch halbieren und gleichzeitig Millionen vorzeitiger Todesfälle durch falsche Essgewohnheiten verhindern, so die Berechnungen der Kommission.

Ein zentraler Punkt ist deutlich reduzierter Fleischkonsum. Obwohl ein Mentalitätswandel bereits erkennbar ist, bedeutet weniger Fleisch auf dem Teller für viele Menschen eine echte Umstellung. Statt täglich Steak, Kotelett oder Wurst sollte rotes Fleisch laut EAT-Lancet höchstens einmal pro Woche auf dem Teller kommen. Rinderhaltung verursacht große Mengen Methan – ein starkes Treibhausgas – und beansprucht riesige Weideflächen, die oft zulasten von Wäldern und Biodiversität entstehen. Außerdem lassen verschiedene Studien erkennen, dass übermäßiger Konsum von rotem Fleisch Krebs auslösen kann.

Bohnen und Linsen statt Wurst und Steak

Demgegenüber stehen eiweißreiche Alternativen wie Bohnen, Linsen, Erbsen oder Sojaprodukte: Sie liefern ähnliche Nährstoffe, verbrauchen aber deutlich weniger Ressourcen. Auch der vermehrte Einsatz von Vollkornprodukten, regionalem Gemüse und saisonalem Obst reduziert die Umweltbelastung und stärkt zugleich die lokale Landwirtschaft sowie kurze Lieferketten.

Trotz der Vorteile für die körperliche Gesundheit und Umwelt gibt es auch Kritik an dem Ernährungskonzept. Viele Fachleute, darunter Vertreter verschiedener Ernährungsgesellschaften sowie Verbraucherverbände, weisen auf die mangelnde Berücksichtigung regionaler und kultureller Besonderheiten hin. Weitere Kritik bezieht sich auf die praktische Umsetzbarkeit. Eine Ernährung nach den Empfehlungen der „Planetary Health Diet“ kann teurer sein, da nachhaltige Produkte in der Regel mehr kosten als konventionelle Lebensmittel.

Zusätzlich warnen Experten davor, dass die stark pflanzenbasierte Ernährung für Allergiker oder Menschen mit speziellen Ernährungsbedürfnissen bestimmte Risiken bergen kann. Hülsenfrüchte und Nüsse, wichtige Proteinquellen in der „Planetary Health Diet“, sind für einige Menschen potenzielle Allergieauslöser.

Zu kompliziert, kaum umsetzbar und viel zu wenig Fleisch auf dem Teller? Essgewohnheiten sind tief kulturell und emotional verwurzelt; eine grundsätzliche Umstellung fällt daher vielen Menschen schwer. Aber kleine Schritte bei der Umstellung durch weniger Fleisch, aber dafür mehr Gemüse und Hülsenfrüchte helfen schon. Schließlich ist es ein großer Wunsch der meisten, gesund alt zu werden – an einem Ort, den der Klimawandel noch nicht zerstört hat.

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