Die letzten 90 Minuten der Saison steigen in Sinsheim. Samstag (15.30 Uhr, Sky) tritt der FC Bayern dort gegen die TSG Hoffenheim an. An-fang dieser Woche feierten die Spieler des deutschen Fußball-Rekordmeisters die Meisterschaft zwei Tage auf Ibiza. Samstagabend wird eine Feier mit Freunden und Familien folgen, Sonntagmittag geht es auf den Münchner Rathausbalkon.

Es war eine bewegte Saison der Münchner. Drei Wettbewerbe, ein Titel. Beim Finale der Champions League im Münchner Stadion am 31. Mai sind die Bayern nach ihrem Aus im Viertelfinale gegen Inter Mailand nicht aktiv dabei – bitter für den Klub, bei dieser großen Partie nur Zuschauer zu sein. Klubchef Jan-Christian Dreesen hatte den „Titel dahoam“ als Ziel ausgegeben. Nun ist die Spielzeit für die Bayern schon vorher zu Ende.

WELT zeigt das Saisonzeugnis der Bayern-Spieler, unterteilt in drei Kategorien: die Tops, die Soliden und die Enttäuschungen.

Die Tops der Saison

Michael Olise

Kam im Sommer 2024 für 53 Millionen Euro vom englischen Klub Crystal Palace. Und ist bereits jetzt unverzichtbar. Der 23-jährige Franzose entwickelte sich sehr schnell zum Erfolgsfaktor und erinnert die Zuschauer mit seiner Schnelligkeit und seinen Zug zum Tor mitunter an Arjen Robben und Franck Ribéry. Völlig zu Recht hat die französische Fußballgewerkschaft ihn für die Auszeichnung der besten Franzosen im Ausland nominiert, Olise wurde Zweiter hinter Superstar Kylian Mbappé von Real Madrid.

Als einziger Bayern-Profi kam Olise in allen 33 Bundesligaspielen zum Einsatz. Er ist kaum (fair) zu stoppen, kein anderer Bayern-Profi wird von den Gegnern so häufig gefoult wie er. Olise ist zweikampfstark, torgefährlich und passsicher. Und hat mit diesen Stärken oft Serge Gnabry und Kingsley Coman verdrängt.

Seit Einführung der Datenerfassung zur Saison 2004/05 ist es keinem anderen Zugang beim FC Bayern gelungen, zweistellige Werte in den Kategorien Toren und Vorlagen zu erreichen. Vor dem letzten Bundesliga-Einsatz der Saison steht Olise bei elf Treffern und 18 Vorlagen, Platz zwei hinter Harry Kane. „Der einzige Meistertransfer“, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ über ihn.

Note: 1

Harry Kane

15 Jahre wartete Harry Kane auf seinen ersten Titel als Fußballprofi. Jetzt hat er ihn, feierte die Deutsche Meisterschaft. Zu diesem Triumph trug der 31-jährige Starstürmer entscheidend bei: Der englische Nationalspieler erzielte 25 Tore und bereitete elf Treffer vor. Mit diesen 36 Scorerpunkten steht er an der Spitze der Bundesliga. Kane durchlief auch schwächere Phasen ohne Treffer, war insgesamt aber ein enorm wichtiger Spieler.

Note: 2

Thomas Müller

In seiner letzten Spielzeit als Profi des FC Bayern spielte Müller zwar deutlich weniger als früher. Doch es zeigte sich, wie wichtig er für den Klub ist. Und wie beliebt – die Fans feierten ihn in den vergangenen Wochen enorm. Beim 1:2 gegen Inter Mailand im Hinspiel des Viertelfinals der Champions League erzielte er den Ausgleich. Auch in anderen Partien trieb er die Mannschaft immer wieder an, ob nun von Beginn an oder als Einwechselspieler. Und bei der mangelhaften Kommunikation des Klubs rund um sein Ende beim FCB rettete er den Verein mit seiner lockeren Art und Sprüchen vor noch mehr Kritik. Eine Legende der Bundesliga, die beim letzten Spiel in Sinsheim abtritt.

Note: 2

Jonas Urbig

Die Bayern verpflichteten ihn im vergangenen Winter für sieben Millionen vom 1. FC Köln – eigentlich als Ersatztorwart mit Perspektive. Wegen der Verletzung Manuel Neuers musste der 21-Jährige nach nur wenigen Tagen in München spielen. Er überzeugte, blieb in den Achtelfinals der Champions League gegen Bayer Leverkusen ohne Gegentor. Gegen den 1. FC Union Berlin in der Liga unterlief ihm in der Liga ein Fehler, gegen RB Leipzig rutschte er aus und zeige sich nach dem Spiel reflektiert und selbstkritisch. Generell ein Gewinner der Saison, der Fans, Mitspieler und Experten mit seiner fokussierten Art und seinem Lernwillen begeistert. So jung – und schon sehr abgeklärt, auf und außerhalb des Rasens.

Note: 2

Leon Goretzka

Für den Mittelfeldprofi war es eine extrem bewegte Spielzeit. Zunächst bei den Bayern und in der Nationalelf ausgebootet, kämpfte er sich über Trainingsleistungen und dann starke Auftritte in Spielen zurück. Trainer und Mitspieler loben seine Einstellung, Goretzka stellte sich in den Dienst der Mannschaft beschwerte sich nie öffentlich während seiner schwierigen Phase. Es war das Comeback der Saison. In Sachen Einstellung und Wille gilt Goretzka beim FC Bayern mitunter als Vorbild.

Note: 2

Joshua Kimmich

In den vergangenen Jahren wurde der Kapitän der Nationalelf viel kritisiert. In dieser Saison stellte er erneut seine Stärken unter Beweis. Er führte die Mannschaft an, verhandelte seine Vertragsverlängerung selbst und ist ein Gesicht des FC Bayern. Nicht immer perfekt, aber in vielen Spielen mit ganz wichtigen gewonnen Zweikämpfen, guten Pässen und viel Übersicht. Bringt die nötigen Emotionen ins Spiel der Münchner und ordnet es.

Note: 2

Alphonso Davies

Mit seiner Entwicklung vor dieser Saison waren sie beim FC Bayern nicht zufrieden. In der Hinrunde steigerte sich Davies, war beinahe wieder so stark wie früher. Im März dann riss er sich das Kreuzband. Die Bayern haben mit ihm langfristig verlängert und setzen auf ihn.

Note: 2

Jamal Musiala

In der Hinrunde agierte der 22-Jährige auf dem Rasen oft überragend und war mehrfach bester Bayern-Profi. Er entwickelte sich immer mehr, war auch kopfballstark. Im Laufe der Saison schwankten die Leistungen etwas. Auch, weil ihn ein Infekt stoppte. Im April zog er sich einen Muskelbündelriss zu und fällt seitdem verletzt aus. In der Endphase der Saison war mehrfach zu spüren, wie sehr Musiala der Mannschaft fehlt.

Note: 2

Die Soliden der Saison

Manuel Neuer

Strahlte meist Sicherheit aus und zeigte in der Saison etliche Paraden. Wird natürlich immer mit seiner „Prime“, mit seiner besten Zeit verglichen und wirkt nicht immer so überragend wie früher. Seit März fehlte der langjährige Nationaltorwart verletzt.

Note: 3

Dayot Upamecano

Sicherer Innenverteidiger und Stabilitätsfaktor, bis er im März operiert wurde und seitdem ausfällt.

Note: 3

Eric Dier

Während der ersten Saisonhälfte war der Engländer nur Ersatz und wurde kaum gebraucht. Aufgrund der vielen Verletzungen kam er dann zum Einsatz – und überzeugte als „Mr. Zuverlässig.“ War in den vergangenen Wochen gesetzt und torgefährlich, erzielte gegen den 1. FSV Mainz 05 und RB Leipzig jeweils einen Treffer. Dass die Bayern mit ihm nicht verlängerten und er zu AS Monaco wechselt, sehen in München viele kritisch. Dier ist ein Musterprofi.

Note: 3

Leroy Sané

Wie in jeder Saison der vergangenen Jahre: Ein Auf und Ab. Mal Weltklasse, mal Durchschnitt. Selten lange Phasen, in denen er sein Potenzial voll ausschöpfte. In den vergangenen Wochen, in denen auch über seine Zukunft bei Bayern gesprochen wurde, spielte der Offensivstar stark. Statistiken zeigen, dass er seine beste Bundesligasaison spielte. Ob Sané beim FC Bayern bleibt, ist nach seinem Beraterwechsel offenbar dennoch offen.

Note: 3

Serge Gnabry

Kam gut in die Saison, ließ dann aber nach. Am Ende dieser Spielzeit ging seine Formkurve wieder deutlich nach oben. Sechs Tore und fünf Assists – Gnabry kommt auf eine zweistellige Scorerzahl.

Note: 3

Ebenfalls solide: Aleksandar Pavlovic, Konrad Laimer, Josip Stanisic, Raphaël Guerreiro, Hiroki Ito, Daniel Peretz.

Die Enttäuschungen der Saison

Palhinha

Der Portugiese ist die Enttäuschung der Saison bei den Bayern. Der einstige Trainer Thomas Tuchel wollte ihn unbedingt für das zentrale Mittelfeld haben, im vergangenen Sommer zahlten die Bayern rund 51 Millionen Euro für Palhinha an den FC Fulham.

Doch Tuchels Nachfolger Vincent Kompany konnte mit Palhinha zuletzt offensichtlich nichts anfangen – zumindest mit Blick auf die Startelf. Der 29-Jährige spielte nur 24 Mal und lediglich neunmal von Beginn an. Nach einer Verletzung verlor er seinen Platz an Leon Goretzka, die Konkurrenz im Mittelfeld ist enorm. Palhinha könnte den FC Bayern im Sommer bereits wieder verlassen. Den Münchnern droht ein Verlustgeschäft. „Das war eine der schwierigsten, wenn nicht sogar die schwierigste Saison meiner Karriere“, sagte Palhinha dem „Kicker“. Er kündigte zuletzt an, kämpfen und seinen Wert beweisen zu wollen.

Note: 5

Sacha Boye

Eine der schwächsten Bayern in dieser Saison. Bei seinen wenigen Einsätzen wirkte der Außenverteidiger mitunter wie ein Fremdkörper und agierte unsicher. Verschuldete das 1:2 im Hinspiel gegen Inter Mailand im Viertelfinale der Champions League mit und läutete somit das Aus in der Königsklasse ein. Er könnte den Klub im Sommer verlassen. Die Bayern verpflichteten ihn Anfang 2024 für 30 Millionen Euro von Galatasaray Istanbul. Boye könnte als Transferfloh in die Klubgeschichte eingehen.

Note: 5

Minjae Kim

Zu Beginn der Saison und im Laufe der Hinrunde spielte der Südkoreaner in der Innenverteidigung solide bis gut. Doch danach war er immer wieder der Unsicherheitsfaktor in der Defensive der Münchner. Wohl auch, weil er sich seit Monaten verletzt und mit Schmerzen für die Mannschaft opferte. Kim war an vielen Gegentoren beteiligt.

Note: 4

Kingsley Coman

Der französische Außenspieler war selten bis nie schlecht, aber auch selten bis nie herausragend. Durchschnittliche Leistung sind für einen Spieler seiner Klasse zu wenig. War mehrfach verletzt und ist für die Bayern längst nicht mehr so wichtig wie in den vergangenen Jahren.

Note: 4

Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit vielen Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über Fitness-Themen. Als FCB-Reporter ist es die elfte Meisterschaft des Klubs, die er erlebt. Bei der Ersten war Jupp Heynckes Trainer.

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