„Habe nichts dagegen, dass er Ausländer ist. Aber ...“, sagt Brasiliens Präsident
Carlo Ancelotti wird Trainer der brasilianischen Nationalmannschaft, das ist zunächst mal eine durchaus bemerkenswerte Nachricht. Es gibt ja durchaus pflegeleichtere Teams für einen Startrainer. Brasiliens Truppe ist talentiert, aber kein eingeschworenes Team. Eine Ansammlung von Ausnahmekönnern, die sich auf dem Platz zusammenfinden, aber nicht recht wissen, was sie miteinander anfangen sollen. So in etwa.
Die Qualifikation für die WM 2026 ist zwar noch nicht geschafft, dürfte aber schlussendlich nur noch Formsache sein. Brasilien rangiert auf Platz vier, aber sechs südamerikanische Mannschaften qualifizieren sich für das Turnier in den USA, Kanada und Mexiko. Allerdings war der Weg dahin bisher eher von Peinlichkeiten und Enttäuschungen geprägt als von Partystimmung und glanzvollen Vorstellungen. Zuletzt etwa deklassierte Argentinien den Erzrivalen 1:4. Ancelotti könnte es anderswo also denkbar einfacher haben. Zumal der 65 Jahre alte Italiener nicht auf ungeteilte Gegenliebe stößt. Etwa bei Brasiliens Staatspräsident Luiz Inacio Lula da Silva.
Der weilt gerade in China bei einem Staatsbesuch und attestierte dort Ancelotti zunächst, ein „großartiger Trainer“ zu sein. Auch glaube er, dass Ancelotti die Seleção aus der momentan schwierigen Phase führen könne: „Ich hoffe, dass er als ein strategisch und taktisch gut vorbereiteter Mensch der brasilianischen Nationalmannschaft helfen kann.“
Aber, schränkte Lula ein, er hätte sich auch einen anderen als Ancelotti vorstellen können. „Ich habe ehrlich gesagt nichts dagegen, dass er Ausländer ist. Ich denke aber, dass wir in Brasilien auch Trainer haben, die die Nationalmannschaft führen können“, sagte er.
Seit 100 Jahren gab es nur brasilianische Nationaltrainer
Lula zählt zweifelsohne nicht zu den Fans von Ancelotti, das hat er schon früher zum Ausdruck gebracht. Als vor etwa zwei Jahren die ersten Gerüchte aufkamen, dass Ancelotti das Amt des brasilianischen Nationaltrainers doch übernehmen könne, sagte Lula im TV-Sender SPT, dass er Ancelotti zwar schätze, „aber er war nie der Trainer von Italien. Warum löst er nicht das Problem, dass Italien nicht an der letzten Weltmeisterschaft teilgenommen hat?“
Einen ausländischen Trainer der brasilianischen Nationalmannschaft hat es jedenfalls schon ganz lange nicht gegeben. Hundert Jahre schon nicht mehr. 1925 war der Uruguayer Joaquim Guimarães Ramón Platero Trainer bei der Südamerikameisterschaft. Eine WM gab es damals noch nicht, die erste fand 1930 statt, wo wieder ein Brasilianer in Amt und Würden war, nämlich Píndaro de Carvalho Rodrigues. Seitdem galt: bei Brasilien steht nur ein Brasilianer an der Seitenlinie. Auch das macht Ancelottis Einstieg nicht eben leichter.
Begleitet wird sein Einstieg indes nicht nur von Lulas Vorbehalten, sondern auch von Misstönen der brasilianischen Presse. So stieß sich die „Folha de Sao Paulo“ am fürstlichen Gehalt des neuen Trainers. Dem Bericht zufolge soll Ancelotti bis zur WM zehn Millionen Euro verdienen, was wohl doppelt so viel sein soll, wie sein Vorgänger Dorival Júnior kassierte. Triumphiert das brasilianische Team, kämen dem Bericht zufolge fünf Millionen an Prämien hinzu. Wohnen werde Ancelotti demnach in einem Luxus-Apartment, mit einem gepanzerten Auto in der Garage und einem Privatjet, wie die Zeitung auflistete.
Bis dahin hat Ancelotti noch drei Spiele mit Real Madrid zu absolvieren, bei sieben Punkten Rückstand auf Tabellenführer FC Barcelona wird ihm der Meistertitel wohl verwehrt bleiben.
Ancelotti hat seinen zukünftigen Job beim Rekordweltmeister als „wichtige Herausforderung“ beschrieben. Bis zum 26. Mai sei er aber noch Trainer von Real Madrid. „Das möchte ich gut abschließen. Ich muss erst mal an die Tage denken, die mir hier noch bleiben, und wegen des großen Respekts, den ich vor diesem Verein, den Fans und den Spielern habe, bin ich voll und ganz auf das konzentriert, was ich im letzten Abschnitt dieses spektakulären Abenteuers zu tun habe“, sagte er.
Vorschusslorbeeren von Ancelotti für Xabi Alonso
Der brasilianische Verband hatte am Montag bekannt gegeben, dass Ancelotti einen Vertrag unterschrieben hat und die Seleção zur Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko führen wird. Ursprünglich besaß der Coach noch einen Kontrakt bis 2026 in Madrid. Nach einer enttäuschenden Saison, in der Real vermutlich ohne Titel bleibt, hatte es aber bereits seit Wochen Spekulationen um einen bevorstehenden Abgang gegeben.
Nachfolger soll laut übereinstimmenden Medienberichten Leverkusens Meistertrainer Xabi Alonso werden. „Ich mag Xabi sehr gern. Ich habe keine Ratschläge, denn er hat alle Voraussetzungen, um in Zukunft ein großer Trainer zu sein“, sagte Ancelotti über Alonso, den er einst trainiert hatte.
Trotz der Probleme zum Abschluss seiner zweiten Amtszeit in Madrid zog er eine sehr positive Bilanz. Es sei eine Zeit, die er nie vergessen werde, betonte er. „Nein, ich gehe nicht mit einem Gefühl der Frustration. Wenn mir jemand bei meiner Ankunft gesagt hätte, dass ich mit Real Madrid elf Titel gewinnen würde, hätte ich das sofort unterschrieben.“ Diese letzte Saison sei „aus vielen Gründen nicht gut gelaufen“.
Der spanische Rekordmeister hat sich bislang noch nicht zur Trainer-Personalie geäußert. „Real Madrid wird eine Erklärung abgeben, wann der Verein das für richtig hält. Hier gibt es kein Problem“, betonte Ancelotti. Nach der Mitteilung des brasilianischen Verbandes gebe es auch nichts mehr hinzuzufügen.
Für Ancelotti ende eine schöne Zeit. Es sei ihm bewusst gewesen, dass dieses Abenteuer irgendwann ende. „Ich hatte eine tolle Zeit, und ich glaube, alle hier hatten eine tolle Zeit. Ich habe nie ein Problem mit dem Klub gehabt. Ich trage den Verein in meinem Herzen und werde ihn auch weiterhin im Herzen tragen.“
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