Kurz vor Saisonende wird Maximilian Krauß von Energie Cottbus suspendiert. Trainer Claus-Dieter Wollitz erhebt schwere Vorwürfe, Krauß wehrt sich öffentlich. Fast schon nebenbei erspielt sich Cottbus ein Finale um die Aufstiegsrelegation.

Mitte Februar ist Maximilian Krauß noch der Matchwinner für Energie Cottbus. Im Heimspiel gegen den SC Verl kommt der Mittelfeldmann zur zweiten Halbzeit aufs Feld und erzielt in der 59. Minute den Siegtreffer. Cottbus ist Tabellenführer der 3. Liga, in der Lausitz träumen sie vom zweiten Aufstieg nacheinander. Knapp drei Monate ist die Euphorie verfolgen und aus dem einstigen Matchwinner Krauß ein Aussätziger geworden.

Sein Trainer Claus-Dieter Wollitz bezeichnet und beschimpft ihn am MagentaSport-Mikrofon abfällig als "diese Figur", die "auf dem Papier noch Spieler von Energie Cottbus" sei, "aber nicht mehr Spieler von mir." Die Sätze, die vor dem Auswärtsspiel bei Hansa Rostock an diesem Samstag fallen, sind der vorläufige Tiefpunkt einer Entwicklung, die nur Verlierer zu kennen scheint.

Der aktuell wohl größte Verlierer ist Maximilian Krauß. Über weite Strecken der Saison ist der 28-Jährige eine Stammkraft bei Energie, trägt acht Tore und fünf Vorlagen zum Erfolg bei. Jetzt aber berichtet Wollitz, dass die Mannschaftskollegen vom Spind des Suspendierten den Buchstaben "K" entfernt hätten: "Da steht jetzt 'rauß'. Ich glaube, das steht auch für sich." Auslöser dieser bemerkenswerten Eskalation ist Krauß' Entscheidung, seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Stattdessen unterschreibt er am Montag dieser Woche für die neue Saison bei Hansa Rostock.

Wollitz rückt Krauß in die Nähe von Wettbetrügern

Rostock ist einerseits Cottbus' Konkurrenz im Kampf um Platz drei, der zur Aufstiegsrelegation gegen Drittletzten der zweiten Liga berechtigt. Und Rostock ist Cottbus' kommender Gegner. Für Wollitz liegt der Skandal nicht im Wechsel an sich. Sondern: "Ich finde den Zeitpunkt Montag respektlos gegenüber dem Arbeitgeber Cottbus und respektlos gegenüber den Mitspielern." Krauß wird suspendiert. Wollitz macht Wechsel und Suspendierung in einer denkwürdigen Presserunde öffentlich und erhebt zugleich schwere Vorwürfe gegen den Mittelfeldspieler.

Der Trainer rückt ihn sogar in die Nähe von Spielmanipulationen, wie er sie einst 2009 beim VfL Osnabrück erlebt hat: Die Niedersachsen stiegen damals auch deshalb aus der 2. Bundesliga ab, weil mindestens ein VfL-Profi für Geld absichtlich schlechter spielte. Er und ein weiterer, der nachweisbar seine Bereitschaft dazu erklärt hatte, wurden später gesperrt.

Wollitz' Ansatzpunkt für den Betrugsvorwurf: "Bis zum 24. Spieltag war Krauß der beste Einwechselspieler der Liga." Am 24. Spieltag erzielte Krauß als Joker den bereits erwähnten Siegtreffer gegen Verl: "Danach sind die Daten sehr bescheiden." Sie zeigen angeblich, dass Krauß nicht mehr so schnell gesprintet sei wie vorher und generell nicht mehr den Einsatz gezeigt habe wie zuvor.

Wollitz deutet außerdem an, Krauß habe sich gegen Verl in der Nachspielzeit seine fünfte Gelbe Karte abgeholt, weshalb er für das darauffolgende Auswärtsspiel gesperrt war. Krauß habe dies womöglich absichtlich getan, um den Geburtstag seiner Mutter nicht zu verpassen. Belastbare Indizien oder gar Beweise für all diese üblen Anschuldigungen legt der für seine emotionalen Wutausbrüche berüchtigte Wollitz, der sich einst in einem solchen selbst als "Gerechtigkeitsfanatiker" bezeichnet hat, nicht vor. Anders als bei diversen vorherigen Entladungen folgt darauf jedoch auch Tage später keine Entschuldigung. Sondern die oben zitierten "diese Figur"-Aussagen.

Wollitz muss Vorwürfe an Krauß mit Fakten belegen

Zwischen dem Ausbruch in der Presserunde und dem Nachlegen vor dem Anpfiff in Rostock meldet sich auch Krauß öffentlich zu Wort. Über den Drittliga-Medienpartner MagentaSport wehrt er sich gegen die Anschuldigungen, die dazu geeignet sind, seine Karriere zu ruinieren. "Ich bin geschockt über die haltlosen Aussagen meines Trainers", sagt Krauß und legt seine Sicht der Dinge dar. "Vertraglich wollten wir bis Ende April Planungssicherheit", was den Vertrag für die kommende Saison betrifft. "Die haben wir mit unserer Zusage am Montag letzter Woche dort geschaffen, wo wir bedingungslos gewollt waren." Das Cottbuser Angebot, so scheint es, hat ihm dieses "bedingungslos gewollt werden" nicht vermitteln können.

Wollitz hält in Rostock dagegen, er habe sich "sehr sachlich an den Fakten orientiert" und außerdem "niemals irgendwas behauptet, sondern ich habe nur Sachen erzählt, die mir jemand zugetragen hat". Sollten sich die Anschuldigungen - der absichtlich reduzierte Einsatz, die absichtliche Gelbsperre für einen privaten Termin und der Vergleich mit Wettbetrügern - allerdings nicht beweisen lassen, muss Wollitz in den Fokus rücken. Er ist in der Bringschuld. Nicht nur, aber auch wegen der Schwere seiner Vorwürfe.

Das Spiel in Rostock gewinnt Cottbus übrigens überraschend klar mit 3:1. Es ist der gerade einmal vierte Sieg seit dem Verl-Spiel, der vierte Sieg in 13 Versuchen. Energie zieht damit an Rostock und Saarbrücken, das wie Hansa zu Hause verliert, vorbei auf Platz drei. Damit hat es die Wollitz-Elf jetzt selbst in der Hand, mit einem Heimerfolg am kommenden Wochenende in die Relegation zur 2. Bundesliga einzuziehen. Es bleibt spannend.

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