„Die bekannte Geschichte für Arsenal. Sie kommen so nah, aber bekommen es nicht über die Linie“
Als das erste Triumphgeheul der Pariser verklungen war und sich der Schock bei Arsenal etwas gesetzt hatte, regte sich Widerstand. Paris St. Germains Trainer Luis Enrique widersprach seinem Kollegen Mikel Arteta. Durch das 2:1 der Pariser war der FC Arsenal im Halbfinale der Champions League gescheitert, der Traum vom Finale am 31. Mai in München gegen Inter Mailand geplatzt.
Arteta aber setzte dennoch zur Lobeshymne an. „Ich bin sehr stolz auf meine Spieler“, sagte der Spanier, „ich glaube absolut nicht, dass es eine bessere Mannschaft als uns in diesem Wettbewerb gab.“
Arsenal hatte zwar auch das erste Duell in London 0:1 verloren, doch Arteta ließ sich davon nicht irritieren, im Gegenteil. „Wir waren sehr nah dran, viel näher, als das Ergebnis vermuten lässt. Aber leider sind wir ausgeschieden. Nach 20 Minuten hätte es 3:0 für uns stehen müssen. Wir waren über weite Strecken in beiden Spielen deutlich besser. Aber wir sind nicht im Finale, und das tut weh.“
Enrique wollte das nicht so stehen lassen. Er stimme Artetas Einschätzung „nicht zu“, sagte der PSG-Trainer. Der sei zwar „ein großartiger Freund“ und Arsenal „habe sein Team leiden lassen“, dennoch habe sein Team „es verdient, weiterzukommen“.
Tatsächlich aber wurde sein Team auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. 11:19 Torschüsse, 4:21 Flanken, 2:6 Ecken, 10:20 Dribblings und einen Ballbesitz von 46 Prozent - die Franzosen waren den Engländern in nahezu allen relevanten statistischen Kategorien unterlegen. Aber am Ende stand eben doch das 2:1 für die Gastgeber.
Arsenals einzige Endspielteilnahme bleibt somit die Niederlage 2006 gegen den FC Barcelona (1:2). In diesem Jahr hatte der Tabellenzweite der englischen Premier League unter anderem Titelverteidiger Real Madrid aus dem Rennen geworfen, vor der Niederlage in Paris hatte es vier Auswärtssiege in Folge gegeben.
Im Halbfinale habe PSG-Keeper Gianluigi Donnarumma den Unterschied ausgemacht, sagte Arteta: „Wenn man sich die beiden Spiele ansieht, war ihr bester Spieler auf dem Platz der Torwart.“ Nun trete er „enttäuscht“ die Heimreise an - auf den ersten Titel seit dem Triumph im FA Cup 2020 muss Arsenal weiter warten.
Donnaruma ist im ersten Jahr nach dem Abschied von Superstar Kylian Mbappé zu Real Madrid nun einer der größten Namen im Kader von PSG, das zuvor jahrelang auf die ganz große Starpower gesetzt hatte. Weder Mbappé noch Neymar noch Lionel Messi noch Zlatan Ibrahimovic holten mit Paris aber den Titel in der Champions League. Dass es fünf Jahre nach der Final-Niederlage gegen den FC Bayern München nun das zweite Mal in der Vereinsgeschichte die Chance darauf gibt, hat auch mit dem neuen Ansatz vieler junger und kompatibler Spieler zu tun. Die internationalen Kommentatoren wissen das zu schätzen. Die Pressestimmen im Überblick.
Frankreich
„L'Equipe“: „Im Finale ohne Zittern. PSG zähmt Arsenal und fordert Inter Mailand im Champions-League-Finale heraus, das zweite in seiner Geschichte. Geleitet von einem unhaltbaren Halbvolley von Fabian Ruiz, einem präzisen Schuss von Achraf Hakimi und mehreren wundersamen Paraden von Gianluigi Donnarumma fegte PSG am Mittwochabend Arsenal vom Platz.“
„Le Parisien“: „Paris wurde in den Wahnsinn getrieben. Da Momente der Geschichte manchmal seltsame Gesichter haben, leuchteten die von den Anstrengungen auf dem Spielfeld oder dem Stress auf den Tribünen über 90 Minuten lang verzerrten Gesichter plötzlich gemeinsam auf und verliehen dem Abend des 7. Mai das Flair einer Silvesterfeier. Als würde der Schlusspfiff des Schiedsrichters Felix Zwayer wie die Mitternachtsstunde klingen, fielen sich alle vom Rasen bis zu den Rängen in die Arme, um ihre Freude und ihren Stolz, Pariser zu sein, herauszuschreien. Luis Enrique und sein Tanz wie eine verrenkte Puppe, die auf Federn montiert ist, trug wie alle anderen seine Freude am Fuße der Tribüne Auteuil spazieren.“
„Le Figaro“: „Paris St. Germain verfolgt seinen großen europäischen Traum. Am Ende eines spannenden Spiels qualifizieren sich die Pariser für das zweite Champions-League-Finale ihrer Geschichte.“
England
„Guardian“: „Das junge Team von Paris St. Germain ist nur noch ein Spiel von der Unsterblichkeit entfernt. Es war ein fantastisches Spiel, gespielt mit außergewöhnlicher Intensität. Arsenal hätte nicht mehr geben können und wird die kleinen Unterschiede auf diesem Eliteniveau beklagen - und die bemerkenswerten Reflexe und die Beweglichkeit von Gianluigi Donnarumma.“
„Daily Mail“: „Arsenals Traum ist vorbei. Nachdem sie Real Madrid rausgeworfen hatten, glaubten die Arsenal-Fans wirklich daran, dass sie dieses Jahr endlich ihre Hände an europäische Silberware bekommen würden. Aber es sollte nicht sein. Das ist eine bekannte Geschichte für Arsenal, sie kommen so nah, aber bekommen es nicht über die Linie.“
„The Sun“: „Während Paris als Stadt der Liebe bekannt sein mag, werden Arsenal-Fans dies nicht fühlen. Es ist 19 Jahre her, seit Arsène Wengers tolles Team im Finale von Barcelona im Stade de France geschlagen wurde und diese Niederlage wird genauso schmerzhaft sein.“
Spanien
„AS“: „Luis Enrique ist überglücklich, da er im Titelkampf gegen Inzaghi antreten wird. Ohne Zweifel zwei der Trainer des Jahres in Europa. Lange Gesichter beim FC Arsenal, der nicht um den Titel kämpfen kann und ein großartiges Jahr beendet, ohne seine Erfolgsliste erweitern zu können.“
„Mundo Deportivo“: „Im Fußball passiert es oft: Wenn man gut spielt und seine Chancen nicht nutzt, zahlt man am Ende den Preis dafür. Und genau das ist Arsenal passiert, das aus seinem guten Start kein Kapital schlagen konnte, während PSG, das von Anfang an unterlegen war, dank des Erfolgs von Gianluigi Donnarumma zulegte.“
„Sport“: „Dieses Paris St. Germain geht weit über Individualisten hinaus. Es ist ein Team. Nach einer deutlichen Aufholjagd im Turnierverlauf wird es am 31. Mai in München im Finale der Champions League stehen. Und das zu Recht.“
Italien
„Gazzetta dello Sport“: „Am Tor zum Himmel. Es ist PSG, das sich wieder einmal dank der Paraden von Gigio Donnarumma das Ticket für das Champions-League-Finale gegen Inter am 31. Mai in München gebucht hat.“
Niederlande
„De Telegraaf“: „Und so erhält Paris St. Germain vierzehn Jahre nach dem Eintritt der Katarer in den Verein und fünf Jahre nach der Niederlage im Champions-League-Finale gegen Bayern München eine neue Chance, der großen Besessenheit ein Ende zu setzen, die den Verein jahrelang im Griff hatte. Seitdem der katarische Geschäftsmann Nasser Al-Khelaïfi im Auftrag von Scheich Tamim Bin Hamad al-Thani in Paris die Geldhähne öffnete, stand ein Ziel im Vordergrund: der Gewinn der Champions League.“
USA
„ESPN“: „Messi hat es nicht geschafft. Mbappé hat es nicht geschafft. Neymar hat es nicht geschafft. Cavani hat es nicht geschafft. Zlatan hat es nicht geschafft. Ronaldinho hat es nicht geschafft. Beckham hat es nicht geschafft. Okocha hat es nicht geschafft. Aber vielleicht, nur vielleicht, kann PSG jetzt die Champions League gewinnen.“
„New York Times“: „Wenn es um Paris Saint-Germain geht, besteht die Gefahr, dass man in dieser zunehmend beeindruckenden Ära nach Kylian Mbappe seinen Status als mutiger Außenseiter und unerprobter Youngster überstrapaziert. Immerhin handelt es sich um einen reichen Verein, der seine heimische Liga in den letzten zehn Jahren auf geradezu ermüdende Weise dominiert hat und in der Lage ist, Starspieler unter anderem aus Neapel Mailand und dem letzten Gegner Inter zu verpflichten. Das ist, mehr oder weniger, das Niveau, auf dem sie sein sollten. Aber es ist immer noch schwer, nicht darüber zu staunen, wie komplett PSG ist, so kurz nachdem sie eine Mannschaft mit einigen überwältigenden Stärken und ziemlich bedauernswerten Schwächen waren.
Was nicht heißen soll, dass sie jetzt perfekt sind. Manchmal mangelt es ihnen an Kombinationsspiel im Angriff, sie sind auf der rechten Abwehrseite anfällig, und auf dem Weg ins Finale waren sie immer wieder auf Torhüter Gianluigi Donnarumma angewiesen. Aber wenn es darum geht, den Gegner zu dominieren und auszustechen, kann PSG das auf verschiedene Weise tun. „Sie sind eine der besten Mannschaften - wenn nicht sogar die beste - in Europa“, sagte Arsenals Trainer Mikel Arteta. Das hätte in der Liga-Phase dieses Wettbewerbs, als PSG kurz vor dem Ausscheiden stand, niemand behauptet.“
Österreich
„Krone“: „Trotz Stotter-Start: 2:1 gegen Arsenal! PSG souverän im CL-Finale.“
Schweiz
„Blick“: „Arsenal beißt sich die Zähne aus. PSG folgt Inter in das CL-Finale - dort gibts ein absolutes Novum.“
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