Wirtz, Schick, Sané – die umfangreichen Transferpläne des FC Bayern
Die DFL bringt die Schale am Samstag in die Allianz Arena, um den FC Bayern gegen Gladbach für seinen 34. Titelgewinn zu ehren. In München gilt ab diesem Zeitpunkt: Nach der Meisterschaft ist vor der Meisterschaft. Die Bayern bereiten sich ab sofort für die Ziele der kommenden Saison vor. Darum wird Sportvorstand Max Eberl bereits am Montag dem Aufsichtsrat bei der anstehenden Sitzung seine Kaderpläne und Transferstrategie für den Sommer vorstellen.
Der Gewinn der Meisterschaft war für Eberl und seinen Trainer Vincent Kompany (39) die Grundvoraussetzung, um in Ruhe weiterarbeiten zu können. Die Diskussionen, die um den Sportvorstand im Klub geführt wurden, sind damit fürs Erste beiseitegelegt und beruhigt. Eberl bekommt vom Aufsichtsrat das Vertrauen ausgesprochen. Klar ist aber auch: Er muss in seinem zweiten Sommer-Transfer-Fenster liefern. Die Erwartungen der Bosse sind hoch.
Über allen Kaderplänen steht der Name Florian Wirtz. Die Verpflichtung des Leverkuseners hat Priorität. Nachdem Aufsichtsrat Uli Hoeneß den Deal bei zwei Treffen mit Vater und Berater Hans-Joachim Wirtz angeschoben haben soll, greift nun Eberl aktiv in die Verhandlungen ein.
Systemumstellung für Florian Wirtz?
Es soll auch ein Treffen von Eberl mit Hans-Joachim Wirtz stattgefunden haben. Bei dem Gespräch im März sollen dem Wirtz-Vater angeblich auch die Bayern-Pläne der sportlichen Rolle von Sohn Florian unter Trainer Kompany vorgestellt worden sein. Die Bayern können sich demnach vorstellen, ein System mit zwei Zehnern für das Duo Jamal Musiala und Wirtz zu entwickeln. Das wäre ein Novum. Seit 2009 baut Bayern auf ein System mit zwei Flügelspielern, das einst Trainer Louis van Gaal eingeführt hatte.
Auf welche und wie viele Flügelspieler Kompany kommende Saison setzen kann, ist wieder fraglicher denn je – „dank“ Leroy Sané.
Der Nationalspieler informierte den Sportboss nach der Rückkehr vom Leipzig-Spiel (3:3) in der Nacht von Samstag auf Sonntag bei einem Meister-Essen im „Haus im Tal“, dass er seine bisherige Berateragentur verlässt und sich ab sofort von Pini Zahavi vertreten lässt. Dieser Schritt war für Eberl und Sportdirektor Christoph Freund ein Schock. Denn: Bayern hat mit Ausnahme der Torhüter-Position plötzlich in allen Mannschaftsteilen Baustellen. Es herrscht Transfer-Alarm!
Eberl hatte mit der Vorgänger-Agentur die Vertragsverlängerung von Sané bis 2028 so gut wie ausverhandelt. Allein die Unterschrift soll noch gefehlt haben. Demnach gab es eine Zusage, dass Sané für ein Grundgehalt von zehn Millionen plus fünf Millionen Euro an Boni unterschreiben würde. Aktuell soll der Nationalspieler angeblich 15 plus fünf Millionen Euro verdienen.
Eberl muss Gehälter einsparen
Die Gehaltskürzung hätte Eberl als Erfolg bei dem vom Aufsichtsrat angeordneten Sparkurs verbuchen dürfen. Bei den vorhergegangenen Vertrags-Abschlüssen mit Musiala und Alphonso Davies musste das Gehalt erhöht werden. Auch bei Joshua Kimmich gelang es nicht, die Bezüge zu reduzieren. Jetzt steht Eberl unter Druck, hat dabei nur wenig Handlungsspielraum.
Bayern will bei der Causa Sané hart bleiben, das Angebot auch im Fall von weiteren Verhandlungen nicht erhöhen. Der Berater-Wechsel zu Zahavi, den Hoeneß einst bei den gescheiterten Vertragsverhandlungen um David Alaba als „geldgierigen Piranha“ bezeichnet hatte, lässt jedoch darauf schließen, dass Sané mit dem ausgehandelten Deal doch nicht zufrieden ist. Die Zahavi-Seite will nun zeitnah mit den Bayern wegen Sané das Gespräch suchen, um eine Lösung zu finden.
Das vorherige Management von Sané hatte bereits lose Gespräche mit dem FC Arsenal und dem FC Liverpool geführt. Zahavi hat zudem gute Drähte zum FC Barcelona, der stets an ablösefreien Spielern wie Sané interessiert ist. Sané selbst soll zudem auf einen Londoner Klub wie dem FC Chelsea spekulieren, da seine Familie um Lebensgefährtin Candice dort ihren Lebensmittelpunkt sieht. Allerdings verfolgt Chelsea aufgrund der Star-Dichte des Kaders derzeit die Philosophie, auf jüngere Spieler zu setzen.
Tah ist auch Klient des „Piranhas“
Was die Gespräche mit Zahavi brisant macht: Auch Jonathan Tah, der die Lösung für die Personalprobleme in der Abwehr sein könnte, ist sein Klient.
Genau wie der Berater-Wechsel von Sané hatte die Bayern-Bosse auch der Abgang von Eric Dier nach Monaco zum Saisonende kalt erwischt. Im Klub war man sich sicher, dass der Engländer das Angebot über einen neuen Einjahresvertrag annehmen werde. Bei der AS Monaco unterschreibt er nun für zwei Jahre, soll zudem mehr verdienen. Hatte Bayern bereits zuvor auf dem Verteidiger-Markt die Augen offen gehalten, ist der Bedarf nun noch größer: Dier war zuletzt u. a. in den Duellen gegen Inter Mailand eine verlässliche Größe, als Dayot Upamecano und Hiroki Ito verletzt ausfielen.
Tah war sich eigentlich mit dem FC Barcelona über einen Wechsel einig. Allerdings haben die finanziell eingeschränkten Katalanen weiter Probleme, Zugänge bei der Liga zu registrieren. Der Klub hat zudem mit Abwehrchef Ronald Araújo den Vertrag kürzlich verlängert. Und mit Pau Cubarsi spielte sich unter Trainer Hansi Flick ein Eigengewächs in die Stammverteidigung, das jetzt schon einen Marktwert von 70 Millionen Euro hat.
Die Registrierungs-Probleme ermöglichen den Bayern eine neue Chance auf den Nationalspieler, mit dem sich Eberl bereits vergangenen Sommer auf einen Wechsel verständigt hatte. Am Ende war der Deal an den Leverkusener Transferforderungen von 25 Millionen Euro gescheitert. Am Saisonende ist Tah ablösefrei auf dem Markt.
Itakura hat eine Ausstiegsklausel
Der zweite Abwehrkandidat wäre ebenfalls preisgünstig zu haben: Gladbachs Ko Itakura soll eine Ausstiegsklausel in Höhe von 10,5 Mio. Euro in seinem Vertrag haben. Bayern soll mit dem Management des Japaners Kontakt aufgenommen haben. Die Verletzungsprobleme der Verteidiger Minjae Kim (28), Ito und Upamecano hatten den Bayern vor Augen geführt, dass die Defensive zu dünn besetzt ist. Dass es bisher nicht gelang, mit Upamecano zu verlängern, ist ein weiteres Problem.
Die Umsetzung der Kader-Pläne in der Abwehr und im Mittelfeld gestalten sich für Eberl und Freund schwieriger als erwartet. Das hat auch Auswirkung auf den Sturm.
Neben Wirtz und Tah soll Bayern an einem dritten Leverkusener dran sein: Angreifer Patrik Schick (29) steht als Back-up für Harry Kane (31) auf der Liste. Mit dem Management des Tschechen soll es einen Austausch gegeben haben, ob ein Wechsel nach München grundsätzlich vorstellbar sei. Es heißt, der Angreifer würde von Leverkusen bei einem Angebot von 25 Millionen Euro die Freigabe bekommen. Die Frage ist, ob diese Zusage auch für eine Anfrage des FC Bayern gilt. Das Verhältnis zwischen Eberl und Bayer-Boss Fernando Carro (60) gilt seit dem geplatzten Tah-Geschäft als belastet. Die Leverkusener tragen den Münchnern immer noch nach, dass sie ihren Abwehrchef – trotz zwischenzeitlicher Zusagen aus München für einen Wechsel 2024 – nun in diesem Sommer ablösefrei verlieren werden.
Fazit: Für Eberl werden die nächsten Wochen schwieriger werden als der 34. Titel für die Bayern.
Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.
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