Episches CL-Drama lässt FC Barcelona in Tränen ausbrechen
Der FC Barcelona dreht ein 0:2 in Mailand und scheitert am Ende doch im Halbfinale der Champions League. Ex-Bundestrainer Hansi Flick reagiert enttäuscht. Aber Fußball-Europa darf sich über einen der größten Abende der Geschichte freuen.
Trainer Simone Inzaghi raste wie ein wilder Stier über den Rasen. Torwart Yann Sommer weinte große Tränen. Und Superluxus-Joker Davide Frattesi drohte, direkt in den nächsten Jubel-Blackout zu stürzen. Inter Mailand war sturzbesoffen vor Glück. Das legendäre Stadion San Siro zitterte und hörte nicht auf. Dieses Spiel konnte niemand fassen. Nicht auf dem Rasen. Nicht in dem alten Tempel. Nicht in Europa. Inter Mailand und der FC Barcelona haben der Fußball-Welt ein großes Geschenk gemacht. Sie hatten der Champions League über 210 und noch ein paar mehr Minuten, verteilt auf Hin- und Rückspiel, das epischste Halbfinale der Geschichte geliefert. Und am Ende feierte Mailand. Die Italiener gewannen den zweiten Showdown mit 4:3 nach Verlängerung (Hinspiel 3:3).
Inter feierte sich, Inter feierte alles. Den Einzug ins Finale, das in München ausgespielt wird. Sie verneigten sich vor Francesco Acerbi, der ihnen das gerade noch verloren geglaubte Spiel mit seinem 3:3 in der Nachspielzeit wieder in den Schoß gelegt hatte. Sie konnten diesen Yann Sommer nicht begreifen, der in den letzten Zügen dieser epischen Schlacht zu einem Riesen, zu einem unüberwindbaren Wächter des eigenen Schatzes, gewachsen war und "weltstarke Paraden" ("Kicker") aneinanderreihte. Vor allem seine unglaubliche Rettungstat gegen Eric García in der 57. Minute läuft im Internet hoch und runter. "Du rennst einfach durch und versucht, eine Hand an den Ball zu bekommen", kommentiert der Keeper die Szene. Immer wieder musste auch Fußball-Weltwunder Lamine Yamal erschüttert von Enttäuschung abdrehen. Und dann war da noch Frattesi, der derzeit wohl beste Einwechselspieler in Europa. Er kam. Er übernahm. Er verzögerte in der 99. Minute und traf.
Frattesi sprintete zu den Fans. Vielleicht war er in seinem Leben nie schneller. Ganz sicher war er nie wilder. Er riss sich das Trikot vom Leib, kletterte auf den Zaun und schrie all das Glück, das er in diesem Moment empfand, aus sich heraus. Und bekam ein noch lauteres Echo zurück. "Ich hatte Glück, dass ich zu Ende spielen konnte. Ich habe so sehr gefeiert, dass mir schwindelig wurde und ich fast einen Blackout bekam", gestand er. Die Zeitung "Tuttosport" eskalierte gleich mit. Sie schrieb: "INTERMINATOR! Es ist Inters Jahr." Die "Gazetta dello Sport" staunte nur: "Eine wahnsinnige Mannschaft erobert das Finale mit einem Spiel, das bereits legendär ist."
Erst souverän geführt, dann fast kollabiert
Inter hatte 2:0 vorne gelegen, nach einer herausragenden ersten Halbzeit. Kapitän Lautaro Martinez und der hoch verehrte Spielmacher Hakan Calhanoglu (per Elfmeter) hatten getroffen. Inter hatte 2:3 zurückgelegen, konnte im Schwitzkasten des FC Barcelona kaum noch atmen. Die doch sonst so abgezockten Italiener bekamen gegen das absurd aggressive Pressing von Hansi Flicks Mannschaft fast gar nichts mehr zusammen. Garcia (54.), einst bei Barça noch zu leicht für den großen Fußball und auf große Reise geschickt, Dani Olmo (60.) und Raphinha (87.) hatten Inter und das Spiel auf links gedreht. Das San Siro verfiel sechs Minuten in Schockstarre. Der Traum war ihnen aus den Händen gerissen worden. Von diesem alles fressenden Giganten aus Katalonien.
Aber an diesem Abend war nichts zu keiner Zeit vorbei. In der 93. Minute hämmerte Yamal den Ball an den Pfosten. Sommer streckte die Hände nicht aus. Hatte er gesehen, dass der Schuss nicht reingehen würde? Hatte er eine Ecke verhindern wollen? Egal, kaum stand Sommer wieder auf zwei Beinen, stand es 3:3. Acerbi, der alte, bärtige Kämpfer, der in seiner Karriere schon den Krebs besiegt hatte, war längst vom Innenverteidiger zum Stürmer gemacht worden. Wegen der Kopfballstärke. Doch dann drosch Denzel Dumfries einen Ball flach in den Strafraum. Acerbi erkämpfte sich ein paar Zentimeter Vorsprung gegen Roland Araujo und traf, wie es sonst nur Weltklassestürmer tun. Überall im Stadion flogen die Sicherungen raus. "Der Fußball war sehr grausam zu uns", sagte Torschütze García.
Das Hinspiel war schon kaum zu begreifen gewesen. So viele Traumtore, so viele Wendungen. Aber das Rückspiel war noch mal eine andere Liga. Hatte es in einem Halbfinale jemals so viel Drama gegeben? So viel hin- und herfliegende Emotionen? Kaum hatte der eine sein Glück begreifen wollen, war er den Tränen schon wieder nah. Und sie flossen nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Szymon Marciniak, der mit einigen Pfiffen für Unmut gesorgt hatte, vor allem beim FC Barcelona. Yamal kämpfte gegen die Verzweiflung an. Gerard Martin und Raphinha ließen es einfach laufen. Flick kam und tröstete sie. Barça konnte diese Niederlage nicht fassen.
Barca zerschellt an den unfassbaren Kolossen
Wie auch? Der Gigant hatte sich in dieser Saison aus den Trümmern erhoben. Dank Flick. Mit ihren kickenden Weltwundern im Teenager-Alter hatten sie Europa erobert. Sie durften ihren jugendlichen Wahnsinn ausleben, weil sie von Robert Lewandowski, Frenkie de Jong und Inigo Martinez flankiert wurden und werden, die ihnen Stabilität und Führung geben. Yamal wird bereits mit den Besten verglichen, die es jemals gab. Spielmacher Pedri wandelt auf Pfaden, die beim FC Barcelona nur die Legenden Xavi und Andrés Iniesta begangen haben. Und Verteidiger Pau Cubarsi ist schon so gut, dass sein Marktwert mit 18 Jahren bei 70 Millionen Euro liegt.
Flick hatte die beste Mannschaft in Europa geschaffen. Die beste des FC Barcelona seit Pep Guardiola. Und in der tummelten sich eben Xavi, Iniesta oder Lionel Messi. Ob der wieder zum Supertrainer aufgestiegene Mann aus Bammental auch eine neue, goldene Ära prägen wird? Niemand weiß es. Der Fußball dreht sich mittlerweile viel zu schnell. Aber Flick und der FC Barcelona haben alles, was es dafür braucht. Doch in dieser Nacht zu Mittwoch fanden sie ihren Meister. Vielleicht wirklich zum letzten Mal für lange Zeit. "Ich bin enttäuscht, aber nicht über die Vorstellung der Mannschaft. Sie haben alles getan, was sie konnten und einen richtig guten Job gemacht", sagte Flick und bemühte sich um Haltung. Nach dem letzten Pfiff war die kurz verloren gegangen. Er stand bedröppelt im Regen. So hatte man ihn zuletzt als unglücklichen Bundestrainer in Katar gesehen (ohne Regen).
Inter spielte nicht den aufregenderen Fußball. Natürlich nicht. Aber das ist auch nicht der Ansatz von Simone Inzaghi, der als Trainer aus dem großen Schatten seines Bruders, der Stürmer-Ikone "Pippo", herausschreitet. In fast majestätischer Art. Wie er das Spiel an der Seite liebt, lebt und zelebriert, hat einen eigenen Text verdient. Inzaghi hat eine Mannschaft zusammen, die eine unfassbare Resilienz entwickelt hat. Rückschläge kennt sie im Prinzip nicht. Sie nimmt die Gegebenheiten an, wie sie sind und tat alles dafür, sie auf ihre Seite zu ziehen. Sie kontert fantastisch, kann ihre Gegner überfallen, kann sich gnadenlos tief zurückziehen und alles verteidigen. Und sie findet zumindest in der Königsklasse immer das perfekte Timing, um den Gegner auszuknocken.
Große Zukunft mit Flick?
Das erinnert an das Bayer Leverkusen der letzten Saison, das immer dann besonders kraftvoll wurde, wenn die Nachspielzeit anbrach. Inter hat den FC Bayern so geknackt und nun Barça, in dieser epischen Schlacht, die auch alleine wegen der nackten Zahlen Einzug in die Geschichtsbücher findet. Mehr als 13 Tore in einem Halbfinale (3:3 und 4:3) hatte es noch nie gegeben. "Ich wünsche Inter das Beste in München, die haben einen großartigen Job gemacht und sind eine großartige Mannschaft. Sie verteidigen sehr gut, arbeiten zusammen und haben gute Angreifer", sagte Flick.
Haken dran, weitermachen. "Wir sind raus, aber wir werden es nächste Saison erneut probieren. Wir werden versuchen, die Fans und den Klub stolz zu machen", bekannte Flick. "Wir sind ein junges Team und wir müssen reifen. Wir arbeiten daran, wir müssen unsere Defensive verbessern und auch andere Aspekte."
Für Barcelona ist die aufregende Zeit der Do-or-Die-Spiele aber noch nicht vorbei. Am Wochenende steht schon der nächste Clásico gegen Real Madrid an, ein Sieg wäre praktisch gleichbedeutend mit der Meisterschaft für Barça. "Wir müssen aufstehen und nach vorne schauen, der Clásico steht an. Ich werde das Team aufwecken", sagte Flick. Während Europa weiter träumt. Von diesem Spiel, das eine "Ode an die Fußballgeschichte" war, wie die spanische Zeitung "Sport" fassungslos staunte.
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