Yann Sommers Tränen: Eine späte Ohrfeige für den FC Bayern
Yann Sommer bricht nach dem großen Sieg gegen Barcelona unter Tränen zusammen. Der Einzug ins Finale der Champions League mit Inter Mailand bedeutet für den denkwürdig parierenden Torhüter eine Auferstehung - und eine Watschn für den FC Bayern München.
183 Zentimeter. So groß ist Yann Sommer. Groß? So klein ist Yann Sommer, muss es heißen. Die Debatte um seine angeblich zu geringe Körpergröße begleitet den Torhüter von Inter Mailand seit er 2014 erstmals für Borussia Mönchengladbach auflief. Nun macht Sommer im Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Barcelona das Spiel seines Lebens. Wird zur Krake. Lässt Lamine Yamal und Co. verzweifeln. Fischt Bälle heraus, die eigentlich nicht zu halten sind. Die auch 200-Zentimeter-Keeper niemals abgewehrt hätte.
Mit dem Abpfiff schießen ihm die Tränen in die Augen. Sommer sackt auf den Rasen, die Mitspieler eilen herbei und herzen ihn. Es sind emotionale Szenen im legendären Guiseppe-Meazza-Stadion. Sommer steht im hohen Fußballer-Alter in seinem ersten Finale der Königsklasse. "Unglaublich! Ich bin 36 Jahre alt, ich bin nicht mehr der Jüngste - und ich darf mit dieser Mannschaft das Finale spielen", sagte der Schweizer, der im Anschluss an seine herausragende Leistung beim mitreißenden 4:3 (3:3, 2:0) nach Verlängerung mit der funkelnden Trophäe für den Spieler der Partie ausgezeichnet wurde.
Die Presse in der Schweiz überschlug sich förmlich nach Sommers Heldentaten. "Der Schweizer Goalie Yann Sommer sichert Inter mit Weltklasse-Paraden den Sieg", schrieb die "Neue Zürcher Zeitung". Und für die "Basler Zeitung" "hexte" Sommer Inter gar ins Finale. Auch die spanische Sportzeitung "Marca" gab zu: "Die Schlagzeilen werden von Lamine handeln, aber der entscheidende Spieler in diesem Spiel war Sommer. Was für ein Spiel und was für ein Auftritt des Schweizer Torhüters. Spektakulär."
Bei Bayern galt Sommer als "Unsicherheitsfaktor"
Inters Sieg wäre ohne den grandios aufgelegten Sommer nicht möglich gewesen. Mit dem Fuß baut der Keeper immer wieder stark auf für die Italiener, die auch dadurch so viele gefährliche Angriffe auf das katalanische Tor fahren können. Und dann sind da diese Monsterparaden. Zunächst erstickt Sommer den Jubel der mitgereisten Barcelona-Fans im Ansatz, als er den sicheren Treffer von Eric García (57. Minute) nach einem perfekten Konter mit einem Helden-Hechter doch noch vereitelt. Es wäre das 2:2 gewesen. Und dann erlaubt er Yamal nicht den nächsten gigantischen Moment, sondern kratzt mit den Fingerspitzen seiner "zu kleinen" 183 Zentimetern den fast perfekten Schlenzer des 17-Jährigen gerade noch eben aus dem linken Toreck. Da läuft die 114. Minute.
Sommers Wahnsinn und seine Tränen der Freude nach dem Abpfiff sind eine späte Ohrfeige für den FC Bayern - denn die Münchner sortierten den Schweizer 2023 rabiat aus, nachdem er im Januar desselben Jahres an die Isar gewechselt war, doch unter Julian Nagelsmanns Nachfolger Thomas Tuchel als "Unsicherheitsfaktor" galt. Es war eine Entscheidung, die sich in der denkwürdigen Nacht von Mailand entgültig rächte.
In München wurde Sommer damals in einer schwierigen Saison, an deren Ende auf wundersame Weise doch noch die deutsche Meisterschaft stand, mit hinabgerissen. Ja, der Klassetorwart wurde sogar zum Teil des Problems. Weil er tatsächlich immer wieder ungeahnte Schwächen zeigte und seine Weltklasse ein paar Mal zu oft zur Seite sprang, als die allgemeine Verunsicherung mal wieder mit Vehemenz anklopfte. Oder gleich die ganze Tür eintrat. So hatte man sich an der Säbener Straße recht schnell darauf geeinigt, Sommer für lächerliche knapp sieben Millionen Euro über den Brenner ziehen zu lassen.
Sommers Antwort an München
"Ich habe gelernt, wie es bei Bayern läuft", sagte Sommer einst im Rückblick. "Man sucht sich ein, zwei Spieler aus, dann wird medial geschossen. Und dann sucht man sich zwei Neue aus. Und da war halt ich auch an der Reihe." Der ruhige Schweizer hatte aber keine Lust, sich öffentlich zu wehren. "Wir hatten bei Bayern eine extrem wilde Situation. Entlassungen, Wechsel, viel Unruhe und diverse Themen neben dem Sport", erklärte er.
Die negativen Beurteilungen seien "teilweise unangenehm" gewesen und nicht spurlos an ihm vorbei gegangen, so Sommer. Am denkwürdigen Abend in Mailand gelingt ihm ganz ohne Worte die perfekte Antwort. Ein späte Rache, wenngleich man aus dem Mund des Torhüters niemals Häme in Richtung München hören würde. Die Bayerische Landeshauptstadt, wo Ende Mai ein emotionaler Yann Sommer im großen Endspiel steht - und nicht der FC Bayern.
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