Einen Trainer zu feuern, der zwei Spieltage vor Saisonende mit seiner Mannschaft auf einem direkten Aufstiegsplatz steht, ist schon gewöhnungsbedürftig. Doch den sportlich verantwortlichen Geschäftsführer in dieser Situation gleich mitzuentsorgen – das spottet jeder Beschreibung. Aber genauso ist es passiert: Beim 1. FC Köln haben sie auf der Zielgeraden der Zweitligasaison die Nerven verloren. Erst musste Trainer Gerhard Struber gehen – und weil Geschäftsführer Christian Keller dies nicht akzeptieren wollte, flog er unmittelbar hinterher.

Das Signal, das die Gremien des Traditionsvereins damit an die eigene Mannschaft senden, könnte verheerender kaum. Denn es bringt nichts anderes als riesige Zweifel zum Ausdruck – und die nackte Angst, das große Ziel zu verpassen. Wer glaubt, zu diesem Zeitpunkt der Saison so handeln zu müssen, der kann nicht wirklich davon überzeugt sein, dass die Mannschaft ihren Aufgaben gewachsen ist. Und das könnte fatale Folgen im Hinblick auf die kommenden Wochen haben.

Dabei gibt es tatsächlich gute Gründe, die Arbeit von Struber und Keller kritisch zu sehen – allerdings nicht erst seit dem vergangenen Samstag, als die Kölner zu Hause über 1:1 gegen das Tabellenschlusslicht Regensburg nicht hinausgekommen waren.

Was Struber und Keller vorzuwerfen ist

Struber ist nie richtig gelungen, die teuerste und möglicherweise auch qualitativ beste Zweitligamannschaft dazu zu bringen, ihr Potenzial regelmäßig abzurufen. Dies ist ihm anzukreiden. Und doch hat er das Team tabellarisch in der Balance gehalten.

Keller ist vorzuwerfen, dass die Transfers, die er zuletzt getätigt hatte, nicht gezündet haben. Die Verstärkungen, die er im Winter geholt hatte – nach Ablauf der Transfersperre, zu der der FC verdonnert worden war und für die er nichts konnte – waren keine. Keller hatte jedoch, das vergessen viele, eine desaströse Situation vorgefunden, als er im April 2022 nach Köln kam. Der Klub war damals ein Sanierungsfall. Dass der FC heute trotz des Abstieges im vergangenen Sommer wirtschaftlich wieder etwas besser dasteht, ist vor allem auch sein Verdienst.

Doch ganz unabhängig davon, wer in den Gremien des 1. FC Köln die Arbeit von Struber und Keller wie auch immer bewertet – die Entscheidung, zu diesem Zeitpunkt beide sportlich Verantwortlichen an die Luft zu setzen, ist nichts anderes als eine Kurzschlussreaktion. Sie ist genauso unreflektiert wie es die Pöbeleien waren, denen sich Struber und Keller am Samstag ausgesetzt sahen, als viele Fans ihren Rauswurf lautstark gefordert hatte. Nun beugte sich der FC dem Druck der Anhänger, vor allem auch denen aus der Kurve.

Funkel als großer Keller-Kritiker

Der Mannschaft wurde damit ein Bärendienst erwiesen. Es wird für die Spieler nicht leicht werden, die ganze Unruhe, die den Verein erfasst hat, auszublenden und sich auf die kommenden beiden Spiele in Nürnberg und gegen Kaiserslautern zu konzentrieren. Die Verunsicherung, die bereits gegen Regensburg spürbar war, könnte sogar noch größer werden.

Dies in den Griff zu kriegen, dürfte auch Friedhelm Funkel nicht so leicht fallen. Der 71-Jährige übernimmt nun als Feuerwehrmann die Mission Wiederaufstieg. Der ehemalige FC-Trainer gehörte übrigens zu den größten Kritikern von Christian Keller. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

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