Lewis Hamilton macht sich über Ferrari-Ansage lustig
Auch beim Großen Preis von Miami spielt Ferrari nur eine Nebenrolle. Zumindest sportlich. Der Funkverkehr zwischen Box, Lewis Hamilton und Charles Leclerc sorgt nämlich für Aufsehen. Und gibt Einblicke in den Frust der Scuderia.
In der 53. Runde ist die Geduld von Lewis Hamilton aufgebraucht. Erst muss er am Sonntagabend per Team-Order dem anderen Ferrari, dem von Charles Leclerc, Platz machen, dann meldet sich die Box erneut bei ihm. Will ihm eigentlich nur sagen, dass Carlos Sainz im Williams von hinten immer näher kommt. Aber Hamilton ist angefressen. "Soll ich den auch noch vorbeilassen?", fragt er, und lässt den Williams natürlich nicht vorbei. Der Formel-1-Rekordweltmeister verteidigt sich stattdessen gekonnt und fährt wenig später knapp vor dem Spanier als Achter ins Ziel beim Großen Preis von Miami.
"Es war mehr Sarkasmus als alles andere", sagt Hamilton anschließend über den Funkspruch, der für Aufsehen sorgt. Ein ehrenhafter, aber untauglicher Versuch, die Wogen zu glätten. Zu weit sind die McLaren an der Spitze enteilt, zu groß ist der Rückstand selbst auf die McLaren-Verfolger. Auf Rennsieger Oscar Piastri fehlt Hamilton über eine Minute, der Abstand zum Dritten George Russell (Mercedes) beträgt knapp 23 Sekunden. Ewigkeiten in einem Geschäft, das in Tausendstelsekunden rechnet. Statt ums Podium zu kämpfen, schlagen sich die Ferraris mit den Williams-Piloten Alexander Albon und Carlos Sainz herum. Albon wird in Miami Fünfter, Leclerc Siebter, Hamilton Achter und Sainz Neunter. Dazwischen platziert sich noch Mercedes-Rookie Kimi Antonelli als Sechster.
Mit großen Hoffnungen gestartet, steuert Ferrari schon nach dem ersten Viertel der Saison auf ein weiteres verkorkstes Jahr zu. "Dass wir mit den Williams kämpfen und Probleme haben, sie zu schlagen, zeigt, dass wir noch viel Performance finden müssen", sagt Hamilton wohl wissend, dass die Zeit dafür langsam knapp wird. Im Vorjahr hat Ferrari sechs Rennen gewonnen, ist bis zur letzten Runde um die Konstrukteurs-WM gefahren und hat darauf spekuliert, mit Neuzugang Hamilton in diesem Jahr noch stärker zu sein. Doch statt mit den Topteams um Siege zu kämpfen, muss sich die Scuderia jetzt gegen Angriffe aus dem Formel-1-Mittelfeld verteidigen.
Leclerc beschwert sich: "Lewis ist zu langsam"
Was auch daran liegt, dass sich Ferrari wie so oft in der Vergangenheit schon wieder selbst im Weg steht. In Miami sogar wortwörtlich: Rundenlang halten sich Hamilton und der vor ihm fahrende Leclerc gegenseitig auf. "Das ist kein gutes Teamwork. Mehr sage ich nicht!", funkt Hamilton in der 39. Runde und nach mehreren Appellen, das Team solle den Monegassen auffordern, ihn überholen zu lassen. Weil die Diskussion darüber so lange dauert, schlägt er der Box sogar vor, sie könnte ja "eine Tee-Pause machen, wenn ihr schon dabei seid".
Nach dem Rennen versucht sich Hamilton auch dafür an einer Erklärung. "Ich habe viel Zeit hinter Charles verloren und in dem Moment war ich so: 'Los, lasst uns eine klare Entscheidung treffen, lasst uns keine Zeit verlieren.'" Die Hitze des Augenblicks habe zur Schärfe seiner Kommentare beigetragen, sagte der 40-Jährige: "Lasst uns darüber nicht zu emotional werden. Wir sind hier, um Rennen zu fahren und wir sind nicht da, wo wir sein wollen." Als sich Ferrari dann durchringt, Hamilton vorbeizulassen, gelingt es ihm nicht, Leclerc abzuschütteln und die Lücke zu Albon und Antonelli zu schließen. Der Monegasse beschwert sich daraufhin ebenfalls: "Lewis ist zu langsam, ich fahre in der schmutzigen Luft."
Hinterher sieht auch Leclerc Handlungsbedarf. "Es ist eine schwierige Situation", sagt der 27-Jährige, der den Streit am Boxenfunk "nicht zu sehr kommentieren" möchte: "Es ist offensichtlich, dass wir unsere Rennen so nicht managen wollen. Wir werden es intern diskutieren, um bessere Entscheidungen zu treffen." Denn auch beim Tausch zurück dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis Leclerc an Hamilton vorbeiziehen darf. Immerhin unter den Fahrern scheint es keinen Streit zu geben: "Es gibt keine bösen Gefühle gegenüber Lewis, absolut nicht."
Ferrari als Running Gag
Vielleicht auch, weil beide wissen, dass das Problem nicht hinter dem Lenkrad sitzt. "Wir müssen als Team besser sein, das war sehr deutlich", sagt Leclerc und fasst damit zusammen, woran Ferrari seit vielen Jahren immer wieder scheitert. Strategische Fehlentscheidungen haben sich bei der Scuderia in der jüngeren Vergangenheit so sehr gehäuft, dass sie zum Running Gag geworden sind.
Während langjährige Fans bei Ferrari noch die großen Zeiten von Michael Schumacher vor Augen haben, fragen sich jene, die nicht allzu lange dabei sind: Wie konnte dieser Rennstall jemals die Formel 1 dominieren? In so manchem Jahr produzierte Ferrari mehr Memes als Erfolge. Hamiltons "Soll ich den auch noch vorbeilassen?"-Funkspruch droht in diese Riege aufzusteigen.
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