„Ich fühle mich ganz als Meister, ...“, sagt Müller
Harry Kane war für seine erste Meisterparty bereit, stand dann nur noch fassungslos am Spielfeldrand. Der FC Bayern München verpasste durch das 3:3 (0:2) von RB Leipzig in der Nachspielzeit die vorzeitige Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga, muss nun auf einen Patzer von Titelverteidiger Bayer Leverkusen am Sonntag hoffen.
„Ein Spektakel. Es ist ein bisschen schade, dass wir das 3:3 gekriegt haben. Wir sind quasi Meister“, sagte Bayerns Sportdirektor Christoph Freund.
Vor 47.800 Fans in der ausverkauften Leipziger Arena versetzte Benjamin Sesko (11. Minute) den Bayern nach einem Patzer von Torwart Jonas Urbig den ersten Nackenschlag. Lukas Klostermann (39.) erhöhte noch vor der Pause für die Gastgeber. Binnen nur einer Minute schlugen die Bayern durch Eric Dier (62.), Michael Olise (63.) zurück. Leroy Sané (83.) traf später zum umjubelten 3:2 für die Gäste. Aus dem Bayern-Block flogen schon Raketen - dann traf Yussuf Poulsen (90.+4) tief in der Nachspielzeit.
Stürmer Thomas Müller, der für den gesperrten Harry Kane in der Startelf stand, sagte: „Der Sport macht Spaß, der Fußball zeigt sich von seiner feinsten Sorte. Durch das Ausgleichstor ist es ein bisschen komisch. Ich fühle mich ganz als Meister, aber so richtig sind wir es eben noch nicht. Es ist aber sehr viel Freude, dass wir es umgebogen haben.“ Er freue sich auf das letzte Spiel nächste Woche in der Allianz-Arena und werde es genießen: „Vielleicht freuen sich die anderen Leute aber mehr darauf als ich. Die sehen mich dann weniger. Ich sehe mich ja jeden Tag.“
Dass die 34. Meisterschaft für die Bayern nur noch eine Frage der Zeit ist, war vor dem Anpfiff nahezu klar. Dass die Münchner Profis allerdings vorsorglich einen Champions-Trip nach Ibiza per Privatjet buchten, ging der eigenen Clubführung dann doch ein wenig zu weit. Man will sich ja keine Arroganz vorwerfen lassen.
„Wir haben davon gehört, mit der Mannschaft gesprochen und das gestern ganz offen miteinander besprochen. Wir haben gesagt: Das gehört sich nicht, der Wettbewerb läuft noch. Die Mannschaft hat das verstanden, dementsprechend: keine Reise“, sagte Bayerns Sportvorstand Max Eberl unmittelbar vor dem Spiel bei Sky. „Dass die Idee kam, das ist in Ordnung, dass wir darüber gesprochen haben - noch besser.“
Richtig gut - zumindest für einige Fans - war auch die Gelb-Sperre von Harry Kane. So kamen ein paar bittende Anhänger auf der Leipziger VIP-Tribüne in den Genuss eines Selfies mit dem Stürmer-Star. Da lächelte Kane noch, gute zehn Minuten später schaute der Brite recht sparsam drein.
Nach einem Ballverlust von Olise schickte Xavi Simons Benjamin Sesko in Richtung Bayern-Tor. Etwa 25 Meter vor diesem stand der unentschlossene Jonas Urbig, der zu allem Unglück auch noch wegrutschte. Sesko zeigte seine ganze Technik, beförderte den Ball aus vollem Lauf und aus gut 30 Metern per Außenrist ins Tor. Wenig später hätte der Slowene nach einem Konter erhöhen können, doch sein Abschluss von der Strafraumgrenze geriet zu zentral.
Dafür sorgte der für Tore höchst unverdächtige Klostermann für seltene Ekstase. David Raum brachte einen Freistoß aus halblinker Position in den Bayern-Strafraum, Klostermann traf den perfekt mit dem Kopf und beförderte den Ball gegen die Laufrichtung von Urbig ins Tor.
Bayern fehlten trotz spielerischer Dominanz, die Leipzig allerdings auch zuließ, die richtig großen Chancen. Serge Gnabry kam der Sache im ersten Abschnitt noch am nächsten, doch sein Kopfball nach einer Ecke flog deutlichst über das Tor.
Aleksandar Pavlovic (51.) machte es etwas besser, doch auch sein Kopfball war am Ende harmlos. Die Bayern wollten nun, Leipzig stemmte sich dagegen. Das Spiel wurde ruppiger, gewann an Fahrt. Noch gelang es Leipzig, in der Defensive kompakt zu stehen und alle Laufduelle mitzugehen. Allerdings verspielten die Sachsen schon häufiger in dieser Saison Führungen.
Allein, es fehlte den Bayern an herausgespielten Chancen. Joshua Kimmich (60.) versuchte es aus 20 Metern, doch der Ball flog klar drüber. Dann war Schluss für Thomas Müller, die Bayern-Ikone wurde durch Kingsley Coman (61.) ersetzt.
Direkt im Anschluss passte es dann - und zwar gleich doppelt. Zuerst stand Dier nach einer Olise-Ecke am kurzen Pfosten genau richtig. Direkt nach dem RB-Anstoß waren die Bayern wieder da, Gnabry bedient Olise, der mühelos ins lange Eck traf. Ausgerechnet der Ex-Leipziger Konrad Laimer (69.) hatte die komplette Wende auf dem Kopf, doch der Ball flog über das Tor. Coman (76.) tauchte völlig frei vor RB-Keeper Maarten Vandevoordt auf, legte sich dann aber den Ball zu weit vor.
Borussia Mönchengladbach – 1899 Hoffenheim 4:4 (2:1)
Die TSG Hoffenheim hat den Verbleib in der Bundesliga zwei Runden vor Saisonschluss noch nicht endgültig gesichert. Die Kraichgauer beendeten beim spektakulären 4:4 (1:2) bei Borussia Mönchengladbach zwar ihre Auswärtsmisere mit zuletzt drei Niederlagen am Stück. Doch der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt weiterhin fünf Punkte bei noch zwei Spielen in Wolfsburg und gegen den FC Bayern München.
Für die seit fünf Spielen sieglosen Gladbacher ist der internationale Startplatz mit 45 Punkten kein Thema mehr. Vor 52.382 Zuschauern erzielten Fabio Chiarodia (5.), Rocco Reitz (32.), Franck Honorat (64.) und Tim Kleindienst (90.+1) die Treffer für die Gastgeber. Für Hoffenheim trafen Arthur Chaves (43.), Marius Bülter (54.), Adam Hlozek (74.). und Haris Tabakovic (81.).
Union Berlin – Werder Bremen 2:2 (1:2)
Die ersten Treffer von Top-Torjäger Jens Stage seit mehr als vier Monaten haben Werder Bremen nicht zum Sieg beim 1. FC Union Berlin gereicht. Die Hanseaten verspielten nach dem Doppelpack des Dänen noch ihren Zwei-Tore-Vorsprung und mussten sich im Kampf um einen Europapokalplatz mit einem Punkt begnügen.
László Bénes (84. Minute) rettete den Eisernen mit seinem späten Treffer noch das 2:2 (1:2), durch das die Berliner ihre erstaunliche Frühlingsserie auf acht Spiele ohne Niederlage in der Fußball-Bundesliga ausbauten. Werder ist auch seit sechs Partien ungeschlagen, hätte aber zwei Zähler mehr aus Berlin mitnehmen müssen.
Stage (2./15. Minute) brachte die Gäste vor 22.012 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Alten Försterei mit seinen Saisontoren Nummer acht und neun früh in Führung. Tom Rothe (37.) konnte für die Berliner verkürzen und Benés schlug in der Schlussphase doch noch zu.
FC St. Pauli – VfB Stuttgart 0:1 (0:0)
Der FC St. Pauli hat den vorzeitigen Verbleib in der Bundesliga verpasst. Mit dem 0:1 (0:0) gegen den VfB Stuttgart müssen die Hamburger noch mindestens eine Woche warten, um eine weitere Saison in der deutschen Beletage planen zu können. Trotz der ersten Niederlage nach vier Spielen beträgt der Vorsprung zwei Spieltage vor dem Ende beruhigende fünf Punkte auf den Aufstiegsrelegationsplatz. Zudem ist die Tordifferenz wesentlich besser als die des Tabellen-16. 1. FC Heidenheim.
Vor 29.546 Zuschauern im ausverkauften Millerntor-Stadion erzielte Nick Woltemade (88.) den Treffer zum verdienten Erfolg des DFB-Pokal-Finalisten. 28 Minuten zuvor war Woltemade mit einem Handelfmeter am überragenden St. Pauli-Keeper Nikola Vasilj gescheitert.
Strafstoß-Verursacher Siebe Van der Heyden hatte laut VAR-Entscheid den Ball nach einem Schuss mit der Hand geblockt. Dafür sah der Verteidiger Gelb-Rot. In der Nachspielzeit kassierte auch Vasilj vom nicht sicher wirkenden Schiedsrichter Florian Exner ebenfalls Gelb-Rot nach Meckern.
Mit dem Sieg beendete der deutsche Vize-Meister die jüngste Negativserie. Lediglich ein Sieg aus den vorherigen zehn Spielen hatten alle Europapokal-Ambitionen in der Bundesliga erledigt. Die letzte Hoffnung der Schwaben bleibt das DFB-Pokal-Finale am 24. Mai in Berlin gegen den Drittligisten Arminia Bielefeld.
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