Der HSV hat noch drei Spiele gegen sich selbst
Maximal zwei Schritte muss der Hamburger SV noch gehen, dann wäre er am Ziel. Dann könnte im Volkspark die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga gefeiert werden, die siebenjährige Zweitklassigkeit ein Ende haben. Doch plötzlich scheint die Aussicht die Spieler zu lähmen. „Der letzte Schritt ist schwer, das Ding einfach zuzumachen“, sagte Stürmer Robert Glatzel nach dem 1:2 gegen den Karlsruher SC. „Die Leichtigkeit fehlt.“
Nach dem 2:4 gegen den Abstiegskandidaten Eintracht Braunschweig vor zwei Wochen war das 1:2 gegen den KSC die zweite Niederlage nacheinander im Volksparkstadion. Dazwischen lag noch ein 2:2 beim FC Schalke 04 – bei mehr als 90-minütiger Überzahl.
Ein Punkt aus drei Spielen – dass der HSV nach dieser Bilanz als Tabellenzweiter mit drei Zählern Vorsprung und der klar besseren Tordifferenz auf den Aufstiegsrelegationsplatz drei mit dem 1. FC Magdeburg immer noch beste Chancen hat, liegt einzig an der ebenfalls regelmäßig strauchelnden Konkurrenz.
Die letzten Gegner in dieser Saison lauten: Darmstadt 98 auswärts, zu Hause der SSV Ulm und zum Abschluss wieder in der Fremde bei der SpVgg Greuther Fürth. Das sind alles Mannschaften, die den HSV zu einem anderen Zeitpunkt nicht zwingend in Angst und Schrecken hätten versetzen können. Jetzt spielen die Hamburger aber nicht nur gegen Darmstadt, Ulm und Fürth, sondern auch gegen die eigenen Nerven.
Wo ist die Leichtigkeit des HSV hin? Schlüssig konnte keiner der Spieler diese Frage nach dem KSC-Spiel beantworten. Was jetzt zu tun ist, umso eher. „Es ist wichtig, dass wir klar bleiben“, meinte Davie Selke, der mit seinem verwandelten Foulelfmeter zum 1:1 kurz für Hoffnung gesorgt hatte. „Wir stehen nicht ohne Grund da oben. Wir haben uns das erarbeitet.“
Damit hat der 20-Tore-Mann durchaus recht. Unter Merlin Polzin hat die Mannschaft einen riesigen Schritt nach vorn gemacht. Seit der 34-Jährige vom Co-, zum Interims- und an Weihnachten schließlich zum Cheftrainer befördert wurde, hat sich das Team stabilisiert, zumeist souverän gespielt und Negativerlebnisse schnell verarbeitet.
Polzins bislang größte Herausforderung
Nun steht Polzin in seiner jungen Cheftrainer-Karriere vor seiner bislang größten Herausforderung. Er muss die eingesickerte Verunsicherung in der Mannschaft überwinden und das Selbstverständnis zurückbringen.
Polzin neigt nicht zur Schönrednerei – und tat dies auch nicht nach dem dritten Rückschlag binnen zwei Wochen. Zugleich versuchte er, weiter Zuversicht zu verbreiten.
„Man muss am Endeffekt festhalten, dass wir einfach kein gutes Spiel gemacht und dementsprechend es auch nicht verdient haben, das Spiel zu gewinnen“, sagte er. Zugleich betonte er: „Wir lassen uns aber auch nicht einreden, dass wir irgendwas nicht schaffen können. Wenn du diesen Traum hast und wenn du dieses Ziel hast, was du erreichen willst, dann musst du das mit allem, was du hast, auch beschützen.“
„Job erledigen“
Da müsse man sich gegen Widerstände durchsetzen. Natürlich gehöre eine gewisse Leichtigkeit dazu, „aber am Ende einer Saison muss ich über diesen Punkt rübergehen und muss dafür sorgen, dass ich meinen Job erledige“, forderte Polzin von sich und den Spielern.
Dass der Coach das nicht allein schaffen kann, ist auch seinen Spielern bewusst. Vor allem die Führungsspieler nehmen sich selbst in die Pflicht. „Wir haben so viele Spieler im Kader, mit so viel Qualität, die auch viel Erfahrung haben“, sagte Kapitän Ludovit Reis. „Wir müssen klar ansagen, was wir besser machen müssen.“
Noch alle Trümpfe in der Hand
Glatzel bemühte sich, nicht zu viel Negativstimmung aufkommen zu lassen, und erinnerte an die Gesamtsituation. „Wir haben es immer noch selbst in der Hand. Das hatten wir, glaube ich, zu dem Zeitpunkt nie“, sagte er. „Das ist das Positive. Wir glauben daran, was wir können. Wir können einiges, wir müssen es halt auf den Platz bringen.“
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