Um 15.30 Uhr empfängt Borussia Dortmund am Samstag daheim den VfB Stuttgart. Es ist das erste Bundesliga-Pflichtspiel nach der Länderspielpause, in der Nationalspieler Karim Adeyemi für großes Aufsehen gesorgt hatte.

Nachdem „Bild“ am vergangenen Sonntag den Strafbefehl über 450.000 Euro gegen den 23-Jährigen enthüllt hatte, versuchte der Fußballprofi, den Fall herunterzuspielen. So erklärte er seinem Arbeitgeber Borussia Dortmund und auch dem Deutschen Fußball-Bund (DFB), keine Ahnung vom verbotenen Inhalt einer Internetbestellung gehabt zu haben.

In einer Erklärung teilte er öffentlich mit, er habe „leichtsinnig“ gehandelt. Die von der Polizei sichergestellten Waffen hätten mit einer ungeöffneten „Mystery Box“ von TikTok zu tun gehabt – einer Paketsendung, deren Inhalt in der Regel eine Überraschung ist. DFB-Sportdirektor Rudi Völler sagte im ZDF: „Naiv und dumm. Irgendetwas im Internet zu bestellen, und man weiß nicht 100-prozentig, was drin ist.“ Tenor: alles nur ein ganz blödes Versehen.

Adeyemi-Anwalt äußert sich

Weitere Recherchen der „Bild“ zeigen jetzt aber: Adeyemi hat bewusst bestimmte Waffen bestellt. In dem zweiseitigen Strafbefehl des Amtsgerichts Wetter (Aktenzeichen 201 JS 507/24) heißt es, dass der Profi-Fußballer genau wusste, dass er u. a. ein Schlagringmesser, einen Schlagring und ein Elektroimpulsgerät per Post erhält. Unklar ist lediglich, wer das von Adeyemi bestellte Paket in der Filiale abgeholt hat.

Im Strafbefehl, der „Bild“ vorliegt, heißt es: Laut Staatsanwaltschaft holte Adeyemi im Juli 2024 „ein von Ihnen zuvor bestelltes Paket, in welchem sich, wie Sie wussten u. a. ein Schlagringmesser, ein Schlagring und ein Elektroimpulsgerät befanden, um 18.02 Uhr in der Filiale der Deutschen Post ab, obgleich Ihnen bewusst war, dass Sie nicht zum Besitz dieser Gegenstände berechtigt waren – oder sie ließen das vorbezeichnete Paket in Kenntnis seines Inhalts durch den Zeugen C. in der Filiale der Deutschen Post abholen und in Ihre Wohnung bringen, obgleich Ihnen bewusst war, dass Sie nicht zum Erwerb und Besitz dieser Gegenstände berechtigt waren.“

Dadurch, dass Adeyemi keinen Einspruch eingelegt hat und der Strafbefehl am 30. Oktober 2025 rechtskräftig wurde, hat der BVB-Star quasi ein Geständnis abgelegt (juristisch: „Geständnisfiktion“). Er ist dem Vorwurf, dass er schon bei der Bestellung wusste, welche Waffen er per Post erhält, also gerade nicht entgegengetreten.

Gegenüber „Bild“ geht sein Anwalt auf den Inhalt des Strafbefehls nicht ein, erklärt: „Wie der Name ‚Mystery Box‘ nahelegt, war zwar ersichtlich, dass sie Gegenstände wie die in der frei zugänglichen Verkaufsannonce exemplarisch gezeigten Waffen enthalten würde, nicht aber, welche konkreten (geschweige denn unerlaubten) Waffen dies sein werden. Karim Adeyemi hat seine Gesprächspartner bei BVB und DFB hierüber vollständig informiert.“

Angesichts der Schilderung im Strafbefehl stellt sich jetzt aber die Frage: Hat er seine Bosse überhaupt richtig informiert – oder hat er sie belogen?

Die Ermittlungsakte des Falls Adeyemi umfasst fast 300 Seiten. Darin Abbildungen der zahlreichen Waffen, Chatverläufe des Fußballers, drei Zeugenaussagen und ein waffenrechtliches Gutachten. Hätte Adeyemi den Strafbefehl nicht akzeptiert, wären wohl alle Details in einem öffentlichen Verfahren ans Licht gekommen.

Jetzt heißt es: Wegen illegalen Waffenbesitzes muss Adeyemi 450.000 Euro zahlen – 60 Tagessätze à 7500 Euro, berechnet nach seinem geschätzten Nettoeinkommen (ca. 2,7 Millionen Euro pro Jahr). Damit entgeht er einer Vorstrafe, bekommt aber einen Eintrag im Bundeszentralregister. Das Schlagringmesser, der Schlagring und das Elektroimpulsgerät wurden von der Justiz eingezogen, heißt es in dem Strafbefehl.

Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, „Bild“, „Sport Bild“) erstellt und zuerst bei „Bild“ veröffentlicht.

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