„Irischer Abschaum“, „Versager“ und hämische Gesänge über Abnehmpillen
Der Ryder Cup ist ein besonderes Format. Hier gelten andere Gesetze. Spieler sind emotionaler, lauter und treten im Team an, die Fans begleiten den Wettkampf entsprechend enthusiastisch und engagiert. So war es in den vergangenen 98 Jahren, so soll es sein. Bei dieser 45. Austragung auf dem Black Course im Bethpage State Park auf Long Island wurden jedoch Grenzen überschritten. Nicht in Einzelfällen, sondern dauerhaft.
Wie das klingt, dokumentierten die europäischen Fans vor den Toren New Yorks auf kreative Art und Weise: „He's in your head. In your head. Ro-o-ry, Ro-o-ry, Ro-o-ry, ry, ry“, sangen sie in Anlehnung an „Zombie“, den Hit der Cranberries. Eine Erinnerung an die Spieler des Teams USA, dass sich der Nordire Rory McIlroy mit seinem fantastischen Spiel tief in ihre Köpfe gespielt habe. Nur falls es der Gegner doch mal vergessen sollte.
Der Gesang wurde beim Anhang der Europäer schon vor dem Schlusstag am Sonntag zum Lied dieses Ryder Cups. Und natürlich auch am Samstag angestimmt, als McIlroy und sein Kumpel Shane Lowry ihre Runde mit dem nächsten Punkt für Europa beendeten und sich direkt wieder zurück auf den Platz begaben. Sie wollten nun ihre Teamkollegen anfeuern. McIlroy klatschte auf dem Weg ein paar Hände ab, bis ein Getränkebecher durch die Luft flog und von der Hutkrempe von McIlroys Frau Erica abprallte.
Die gesamte Mannschaft drehte sich in Richtung der Fans, und Lowry wollte wutschnaubend auf die Menge zugehen, ehe er von einem Mitarbeiter des europäischen Teams zurückgehalten wurde.
Es war der extremste Ausschlag andauernder Grenzüberschreitungen, die bereits am ersten Tag begannen. Spätestens in diesem Moment war klar, dass der Golfsport bei diesem Ryder Cup eine Verrohung bislang unbekannten Ausmaßes erlebt hatte.
Journalist dokumentiert die Beschimpfungen
Die amerikanischen Fans ließen ihren Ärger über den deutlichen Rückstand nicht an ihren Landsleuten aus, sondern widmeten sich permanent dem gegnerischen Team und senkten dabei die Grenze der Schmähgesänge bis weit unter die Gürtellinie. Nicht zwischen den Schlägen, sondern insbesondere während der Ansprachen und Schwungbewegungen.
Zu der Aggressivität und Respektlosigkeit kam somit auch noch Unsportlichkeit hinzu. Nicht zu übersehen und zu überhören während der TV-Übertragungen, doch das Ausmaß wurde erst am Sonntagmorgen deutlich, als Journalisten das Erlebte dokumentierten.
Joel Beall hielt seine Eindrücke in einem Text fest. Der Golf Digest-Reporter hatte das Vierer-Match zwischen Justin Thomas und Cam Young vom US-Team und dem europäischen Duo Rory McIlroy und Shane Lowry begleitet. Er begann seinen Bericht am vierten Loch, wo Lowry seinen Teamkollegen tröstete, als dieser von einer Flut von Beschimpfungen überrollt wurde.
„Was die Szene schockierend machte, war nicht ihre Abweichung vom Golfsport“, schrieb er, „sondern dass sie zum Status quo dessen geworden war, was McIlroy den ganzen Samstagnachmittag über erleiden musste.“
Die Liste der von ihm wahrgenommenen Beschimpfungen war lang. McIlroy sei immer wieder als „Versager“ beschimpft worden. Als „Kobold“ und „kleiner Mann“. „Erinnere dich an Pinehurst!“, wurde ihm hinterhergerufen, als Anspielung auf seine dramatische Niederlage bei den US Open 2024.
Er sei „überbewertet“ und „scheiße“. Schon am ersten Loch sei das europäische Duo wie folgt empfangen worden: „Bringt den irischen Abschaum raus!“ Viermal habe Beall zudem „homophobe Beleidigungen, die nicht gedruckt werden können“ wahrgenommen. Dazu „F*** dich“ und hämische „Rorrrrry“-Zwischenrufe. Beall zählte, dass allein McIlroy während der ersten vier Löcher 30 Mal „Fuck you“ gehört habe.
„Haben Sie sich mit Ihrer Frau wieder versöhnt?“, rief ein Fan Rory zu und bezog sich dabei möglicherweise auf frühere persönliche Probleme zwischen McIlroy und seiner Frau Erica Stoll. Zudem gab es „sexuell eindeutige“ Kommentare über McIlroy, Lowry und Lowrys Frau Wendy. Lowry, ein wuchtiger Spieler mit leichtem Bauchansatz, hatte sich ständig Kommentare zu seinem Körpergewicht und Ozempic-Gesänge anhören müssen. Ozempic ist eine Abnehmpille.
Auf die Frage, ob die Beschimpfungen der Fans zu weit gegangen seien, reagierte der Kapitän des US-Teams, Keegan Bradley, bemerkenswert. „Ich habe nichts gesehen … Ich denke, die Fans waren leidenschaftlich. Ich meine, ihre Heimmannschaft wird übel geschlagen. Wissen Sie, sie sind leidenschaftliche Fans. Ich war nicht in Rom, aber ich habe viele Geschichten gehört, dass es (beim Ryder Cup 2023) in Rom auch ziemlich gewalttätig zugegangen sei. Aber die Fans von New York waren, soweit ich das beurteilen kann, ziemlich gut. Es gibt immer ein paar Leute, die zu weit gehen, und das ist bedauerlich.“
Worte, die sich nicht mit den getroffenen Maßnahmen deckten. Der Sprecher der New York State Police, Beau Duffy, sagte, zwei Fans seien des Stadions verwiesen worden. Die PGA of America gab bekannt, dass sie die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt habe. Außerdem wurde auf den großen Videoleinwänden eine Nachricht zum Thema „Verhaltensregeln für Zuschauer“ angezeigt: „Zuschauer, die Alkohol konsumieren, sollten dies in verantwortungsvoller Weise tun. Übermäßig betrunkene Zuschauer werden des Stadions verwiesen.“ Die Fans buhten, als die Nachricht angezeigt wurde.
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