Mittwochvormittag trainierte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Herzogenaurach, danach reiste sie nach Bratislava. Hier tritt sie Donnerstag (20.45 Uhr, ARD) zum Auftakt in die WM-Qualifikation gegen die Slowakei an. Das bislang letzte Aufeinandertreffen gewann Deutschland im Achtelfinale der EM 2016 3:0. Der heutige Nationalelf-Kapitän Joshua Kimmich kam vor dem Turnier im Test beim 1:3 gegen die Slowakei in Augsburg zu seinem Debüt für die deutsche A-Auswahl.

Mittwochabend nach der Ankunft in Bratislava gaben Bundestrainer Julian Nagelsmann und Kimmich im Stadion eine Pressekonferenz. „Es hat stark geregnet. Wir haben zwei Gegentore nach Ecken bekommen, ich habe Kicker-Note 5,5 bekommen“, sagte Kimmich augenzwinkernd zu den Erinnerungen an sein Debüt. Donnerstagabend soll es viel besser laufen.

Mit Torwart Finn Dahmen vom FC Augsburg, Verteidiger Nnamdi Collins von Eintracht Frankfurt und Angreifer Paul Nebel vom 1. FSV Mainz 05 hat Nagelsmann drei Neulinge dabei. Für den 38-jährigen Trainer ist es das 24. Länderspiel, Nagelsmann kommt auf zwölf Siege, sechs Unentschieden und fünf Niederlagen. Bislang hat er 18 Debütanten eingesetzt.

Die Slowakei, Nordirland und Luxemburg – das sind die Gegner der Deutschen in ihrer Qualifikations-Gruppe. Nicht die Kategorie, die das Team vor Probleme stellen sollte. Die direkte Qualifikation als Gruppensieger ist fest eingeplant. Doch an Philosophie und System wird unter Nagelsmann kräftig gearbeitet.

Vor dem ersten Training dieser Woche am vergangenen Dienstag holte sich der Bundestrainer Kimmich zum Gespräch unweit des Mittelkreises auf dem Übungsplatz im Teamquartier in Herzogenaurach. Mit Leon Goretzka und Angelo Stiller wurden letzte, wichtige Dinge besprochen. Das sah nach einer neuen zentralen Herzkammer für die Nationalelf aus.

Kai Havertz vom FC Arsenal fehlt verletzt

Nagelsmann hat taktische Umstellungen angekündigt. Kimmich sei unverändert „der beste rechte Außenverteidiger“, machte der Bundestrainer kürzlich klar. Aber nun gäbe es eben notwendige Anpassungen. Zu einfach hatten die Italiener (2:1/3:3), die Portugiesen (1:2) und die Franzosen (0:2) in den K.o.-Spielen der Nations League im vergangenen März und Juni durch das deutsche Zentrum Tore erzielt.

Die erste Entscheidung ist die Rückbeförderung Kimmichs in die defensive Mittelfeldzentrale. „Julian weiß, wenn er mich als Rechtsverteidiger braucht, dann spiele ich rechts. Wenn er mich im Mittelfeld haben will, dann im Mittelfeld. Das ist seine Entscheidung“, sagte Kimmich kürzlich. „Ich spiele da, wo er es mir sagt.“ Mittwochabend sagte der Star des FC Bayern zudem: „Ich freue mich, dass ich im Mittelfeld spiele. Die Position ist eine andere. Ich habe das Gefühl, dass ich im Mittelfeld meine Stärken etwas besser einbringen kann. Man ist etwas mehr involviert. Der Input für die Mitspieler kann größer sein, weil die Abstände zu den Mitspielern etwas geringer sind.“

Nagelsmann fehlen zum Start der WM-Qualifikation im Nationalstadion von Bratislava mehrere verletzte Topspieler wie Jamal Musiala, Kai Havertz, Nico Schlotterbeck und Torwart Marc-André ter Stegen.

Der Bundestrainer hofft und erwartet dennoch eine Entwicklung der Mannschaft während der Qualifikation. „Rhythmus ist wichtig“, sagte Nagelsmann. „Wir wollen uns als Gruppe stabilisieren.“ Es gehe um das Selbstverständnis. Man habe die Spiele in der Nations League ausführlich analysiert. „Wir haben viele Ballgewinne, wollen aber noch mehr zu Torchancen kommen“, sagte Nagelsmann. Zudem gehe es darum, „einen Tick weniger Großchancen des Gegners zuzulassen.“ Das Wichtigste sei, die Spiele zu gewinnen und sich zu qualifizieren.

Ob Deutschland gegen die Slowakei in der Abwehr mit Dreier- oder Viererkette spielen wird, wollte Nagelsmann Mittwochabend nicht verraten. „Die Slowakei spielt einen guten und interessanten Fußball“, sagte der Bundestrainer. „Beim Analysieren der Mannschaft habe ich eine Mannschaft gesehen, die mutig verteidigt. Ich fand die Spiele interessant anzuschauen.“

Florian Wirtz vom FC Liverpool sei einer der wichtigsten Spieler für seine Mannschaft. Dass man beim neuen Verein etwas Zeit brauche, sei ganz normal, sagte Nagelsmann in Bezug auf die ersten Partien des Offensivstars in England. Wirtz, der von Bayer Leverkusen nach Liverpool wechselte, werde künftig Tore schießen und vorbereiten. Damit könne er Donnerstagabend gern in der Nationalelf anfangen, so Nagelsmann.

Der Bundestrainer hat das Ziel WM-Titel ausgegeben. Einer repräsentativen Umfrage von Sky zufolge glauben gerade mal zehn Prozent der Deutschen daran, dass Deutschland dieses Ziel erreicht. 1200 Leute wurden befragt. „Die Zahlen sagen mir, dass wir noch Überzeugungsarbeit leisten müssen“, sagte Nagelsmann. Es sei wichtig, ein Ziel zu formulieren.

Sein Kapitän Kimmich sagte über den Start der Qualifikationsphase: „Es ist wieder neu für uns, dass wir uns qualifizieren müssen.“ Bei der EM in Deutschland war seine Mannschaft als Gastgeber des Turniers automatisch qualifiziert. Sie habe in der Endrunde der Nations League mitunter nicht die nötige Mentalität und Haltung gebracht, sagte Kimmich selbstkritisch. Den Hunger und die Gier habe man im Halbfinale gegen Portugal nicht auf den Platz bekommen. „Das wird wichtig in der Qualifikation, das in jedem Spiel der Qualifikation zu zeigen“, so der Profi. Es werde zudem wichtig sein, von der eigenen Qualität überzeugt zu sein.

Im Trikot coachen wie Lukas Kwasniok?

Mit dem Spiel in Bratislava beginnt für Deutschland die Mission WM 2026. Mit dem ersten von sechs Qualifikationsspielen in diesem Jahr. Im Trikot, wie sein Trainerkollege Lukas Kwasniok vom 1. FC Köln, wird er wohl nicht coachen, machte Nagelsmann augenzwinkernd auf eine entsprechende Reporterfrage deutlich. „Wenn die Mannschaft sagt, dass emotionalisiert sie total und findet sie super, dann zieh ich morgen auch ein Trikot an. Dann müssen wir nur mit unserem Ausrüster sprechen. Ich bin da nicht so eitel, unsere Trikots sind ja schön“, so der Trainer.

Er schaute rüber zu Kimmich, der neben ihm auf einem Podium saß. „Überlegen wir mal“, sagte Kimmich grinsend.

Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit vielen Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über Fitness-Themen und wird in Bratislava beim Spiel im Stadion sein.

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