Premiere für Kommentatoren-Duo – „Die Dosis macht das Gift“
Sky setzt beim Freitagabendspiel zwischen dem FC Bayern und Leipzig auf eine Neuerung: Erstmals sind mit Frank Buschmann und Florian Schmidt-Sommerfeld zwei Kommentatoren gleichzeitig im Einsatz. Das Duo wechselt sich mit den Küppers, Vater Hansi und Sohn Cornelius, bei der Flutlicht-Partie der Bundesliga ab, die das erste Mal am zweiten Spieltag bei der Partie des HSV gegen St. Pauli am Mikrofon sitzen werden.
Frage: Herr Buschmann und Herr Schmidt-Sommerfeld, wie lange mussten Sie überlegen, als Ihnen Sky-Sportchefredakteur Alexander Rösner den Doppel-Kommentar vorschlug?
Buschmann: Ich war von der Idee sehr angetan, bis ich gehört habe, mit wem ich es machen soll. Nur Spaß! Ich mag diese generationenübergreifende Idee mit – wie es Sky nennt – Mentor und Schüler – und dazu noch Vater und Sohn mit den Küppers. Da sprechen die etwas erfahreneren Haudegen und die jungen Wilden. Dabei muss man sagen: „Schmiso“ spricht ja keine junge Sprache, der ist ja kopf-alt. Nur laut Pass ist er ein junger Kerl.
Schmidt-Sommerfeld: Moment! Das sehe ich anders. Aber grundsätzlich war ich sofort Feuer und Flamme. Ich bin begeistert, dass Alex es geschafft hat, an etwas ganz Neues zu denken. Das ist nicht einfach, weil in der Bundesliga-Berichterstattung gefühlt schon wirklich alles schon einmal gemacht worden ist.
Frage: In Ihrem gemeinsamen Podcast „Lauschangriff“ gab es reichlich Witze über das Alter von Frank Buschmann. Halten Sie sich da diesmal zurück?
Schmidt-Sommerfeld: Ich bin ja lernfähig, aber langsam lernfähig. Deswegen war das ein längerer Prozess, mich darauf hinzuweisen, dass man vielleicht nicht jedes Mal sechs, sieben Alterswitze machen muss. Ich habe schon versucht, das in den Griff zu bekommen.
Buschmann: Ich bin 60, aber auch ganz froh, keine 30 mehr zu sein. Ich nehme ihm die Sprüche nicht übel, er kriegt ja auch mal einen mit. Frotzeleien wird es geben, aber die Dosis macht das Gift. Das ist ja mein Lieblingsspruch. Bei Social Media wird es intensive Begleitung geben. Da gibt es dann die echten Hintergründe …
Schmidt-Sommerfeld: Du meinst wieder nur, was ich esse.
Buschmann: Es wird wirklich interessant sein, was und wie man über einen Tag im Rahmen einer Übertragung verteilt alles essen kann. Das werde ich genau dokumentieren. Früher kam er immer zu uns nach Hause, um sich den Ranzen vollzuhauen. Er kam an und fragte: Was gibt es zu essen?
Schmidt-Sommerfeld: Gar nicht mal so aus der Luft gegriffen. (Buschmann lacht)
Frage: Wer wird das Kommando übernehmen?
Buschmann: Ich möchte warnend den Finger heben. Der Kommentar wird tatsächlich gar nichts mit dem „Lauschangriff“ zu tun haben. Der Podcast darf eine Buschi-Schmiso-Show sein, wo wir gegeneinander frotzeln. Die Zuschauer sollen nach der ersten Sky-Übertragung nicht sagen: „Oje, das ist aber Klamauk oder nur deren persönliche Show.“ Das wird es nicht.
Schmidt-Sommerfeld: Das Spiel sagt uns zu 70 Prozent, wann es überhaupt Sinn macht zu reden. Aber wir plaudern auch gern. Es wird eine andere Art, ein Spiel zu begleiten, sich vielleicht auch mal vom Ball zu lösen, was bei zwei gleichberechtigten Kommentatoren nötig ist. Im Idealfall wird es ein Gespräch.
Buschmann: Wir werden uns da herantasten müssen, aber sicherlich nicht wild durcheinander quatschen. Aber es gibt keinen, der jetzt das Zepter in der Hand hält.
Frage: Rufen beide jetzt „Tor“?
Buschmann: Wir werden uns sicher zu Beginn noch häufiger an den Arm stupsen, um anzuzeigen, dass man dran sein möchte. Den Idealfall stelle ich mir so vor: Der eine kommentiert zum Beispiel das geile Olise-Dribbling und bringt es dann auch bis zum Tor zu Ende. Dann darf der andere auch eingreifen. Bei besonders krassen Szenen kann es auch einmal durcheinandergehen. Schmiso geht ab, und ich sage: „Mal locker, das war Abseits.“ Oder wenn Schmiso Tor ruft, und der Ball war gar nicht drin. Soll ja alles mal vorkommen.
Schmidt-Sommerfeld: Das ist EINMAL in der Konferenz passiert – und ich bekomme es immer noch zu hören.
Buschmann: Kurz ist ein Durcheinander erlaubt, es darf nur nicht 90 Minuten durcheinandergehen. Wir werden uns die Arbeit aufteilen. Wichtig ist, dass nicht jeder präsentieren will, was er alles in der Vorbereitung gelernt hat – also ein Wettbieten des Wissens. Ich bin aber echt guter Dinge, dass das funktioniert. Trotz „Schmiso“ (lacht).
Schmidt-Sommerfeld: Keiner von uns hat diesen falschen Stolz, zu allem noch etwas loswerden zu müssen. Durch ganz viele gemeinsame Samstagskonferenzen würde ich behaupten, dass ich den Rhythmus von „Buschi“ sehr schnell und gut erspüren kann. Er hat zwei Gangarten: Entweder läuft er auf Vollgas, oder er nimmt sich zurück und wird zum Schweiger.
Buschmann: Es gilt immer der Leitspruch: Das Ereignis macht den Kommentar!
Frage: Sie polarisieren durch Ihre Kommentare. Erwarten Sie viele Sofa-Kritiker bei Social Media?
Buschmann: Ich appelliere an die Fußballfans: Erst mal in Ruhe anschauen und nicht schon vorher herummäkeln: „Um Gottes willen! Der kleine Dicke von der Premier League und der Schreihals!“ Es gibt ja Menschen, die können etwas beurteilen, bevor es überhaupt jemals stattgefunden hat. Da möchte ich einfach darum bitten, auch in der heiligen Fußballberichterstattung mal zuzulassen, dass es vielleicht auch anders geht.
Schmidt-Sommerfeld: Bei 100 Zuschauern wird es bestimmt mindestens 70 Meinungen geben.
Frage: Sie kennen sich seit „Schmiso“ 2015, als er als Casting-Gewinner bei ranNFL auf ProSieben mit dem Kommentieren begann. Wie war damals der erste Eindruck?
Buschmann: Das ist doch der Junge von der Kinderschokolade. Oder von der Brandt-Zwieback-Packung. Ich war damals sehr damit beschäftigt, als alter Dinosaurier das Irrenhaus ranNFL fernsehtauglich hinzubekommen. Dann tauchte noch wieder ein Neuling auf, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte. Aber ich merkte relativ schnell, dass neben der guten Stimme da auch Potenzial war. Inhaltlich denken Jungs wie er dann ja irgendwann, sie könnten schon mit den Großen heulen. Taktisch kann er aber sicherlich mehr als ich Dinge spannend analysieren. Manchmal verstehe ich auch nicht, wovon er redet, wenn es um Schienenspieler oder den einen, der abkippt, geht. Das lerne ich jetzt freitagabends von Schmiso. Da ist er mehr mit dem Laptop an der Seitenlinie unterwegs. Aber er hat Gott sei Dank auch das Gefühl für die kleinen Dinge und Momente, die ein Spiel auch entscheidend beeinflussen können.
Frage: Auf welche Stadien freuen Sie sich besonders an den Flutlicht-Freitagen?
Buschmann: Natürlich Dortmund, weil die Süd so erschlagend ist. Diese Atmosphäre ist wirklich erdrückend. Das ist für mich das absolut Faszinierendste in der Bundesliga. Ich freue mich auch extrem auf Hamburg und Köln.
Schmidt-Sommerfeld: Da kann ich mitgehen. Dortmund ist auch ein Stadionpunkt, der mir noch fehlt. Die zwei Hamburger Stadien sind auch etwas Besonderes. Stuttgart, München, Frankfurt, Bremen. Es ist eine Masse von Stadien, auf die ich mich freue.
Der Artikel wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) verfasst und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.
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