Die Ambitionen, die Borussia Dortmund hegt, sind groß. „Wir können mit breiter Brust nach Hamburg fahren und in die Bundesligasaison gehen. Ich glaube, dass wir eine gute Saison vor uns haben“, sagte Carsten Cramer, der in naher Zukunft eine noch deutlich wichtigere Rolle beim Tabellenvierten der abgelaufenen Spielzeit einnehmen wird. Im November, wenn Hans-Joachim Watzke als Vorsitzender der Geschäftsführung ausscheiden wird und sich zum Präsidenten des BVB wählen lassen will, dürfte Cramer einen neuen Titel bekommen. Der 56-Jährige soll „Sprecher der Geschäftsführung“ werden. In dem dann dreiköpfigen Gremium mit Sportgeschäftsführer Lars Ricken und Finanzfachmann Thomas Treß wäre er zumindest im Hinblick auf die Kommunikation der Ranghöchste.

Entsprechend positioniert sich Cramer, der bislang im Kern für Marketing und Vertrieb zuständig ist, schon jetzt öffentlich. Vor einer Woche fand er im Rahmen der Bilanzpressekonferenz klare Worte an die Adresse derer, die Watzke derzeit öffentlich stark kritisieren („bitter und erbärmlich“). Eine knappe Woche darauf riet er im Rahmen einer vom BVB selbst organisierten Talkrunde den Fans, doch bitte „einen Tick selbstbewusster“ auf das kommende Spieljahr zu blicken.

Das tut Niko Kovac ohnehin – allerdings nicht ohne auf die Schwere der Aufgabe hinzuweisen, die vor seiner Mannschaft liegt. „Der BVB ist ein großer Klub, die Verantwortung ist groß und die müssen wir annehmen“, sagte der Trainer vor dem Saisonauftakt am Samstag beim FC St. Pauli (18.30 Uhr/live Sky und im WELT-Liveticker). Es sei zwar das große Ziel, erneut die Champions League-Qualifikation zu schaffen. Ein Selbstläufer werde dies allerdings nicht. „In der vergangenen Saison sind wir gerade so hereingerutscht. Die Bayern waren 25 Punkte vor uns, die Leverkusener 13 Punkte. Das sind schon Welten.“ Außerdem hätte sich das Bewerberfeld um die ersten vier Plätze erweitert. „Für die Champions League“, so Kovac, „müssen wir hart arbeiten.“

Kovac plagen Sorgen in der Defensive

Was Kovac, der in seine erste wahrscheinlich volle Saison in Dortmund gehen wird, das Leben leichter machen würde, wären zusätzliche Alternativen. Vor allem im Defensivbereich muss er aktuell improvisieren. Am Montag beim 1:0-Sieg im DFB-Pokal beim Drittligisten Rot-Weiss Essen gab Filippo Mané sein Pflichtspieldebüt in der Innenverteidigung. Der 20-Jährige wird auch Samstag wieder neben Waldemar Anton und Rami Bensebaini in der Dreier-Kette auflaufen, da Nico Schlotterbeck und Niklas Süle unverändert verletzt sind. Mehr Auswahl hat Kovac hier nicht.

Auch auf den Außenverteidigerpositionen droht ein Engpass: Yan Couto, der sich in Essen verletzt hatte, trainiert zwar bereits wieder mit. Doch der Einsatz des Brasilianers ist ebenso wenig gesichert wie der von Julian Ryerson, der ihn als Rechtsverteidiger vertreten könnte. Der Norweger laboriert an seiner Wadenverletzung.

Ob er angesichts der immer noch auf sich warten lassenden Verstärkungen unruhig werde, wurde Kovac gefragt. „Ich sehe überhaupt keine Unruhe. Wir sind im Soll. Wir haben die 1. Runde im Pokal überstanden und sind angespannt, weil es jetzt in der Bundesliga losgeht. Aber unruhig sind wir nicht“, so der Trainer. Im Übrigen: „Die Transferzeit läuft ja noch.“

BVB mit knappem Budget für neue Spieler

Der Druck, sowohl für die Defensive, in der es derzeit besonders eng ist, als auch für das offensive Mittelfeld noch Zugänge an Land zu ziehen, lastet auf Sportdirektor Sebastian Kehl. Das Budget, dass er dafür zur Verfügung hat, soll bei etwa 30 Millionen Euro liegen – was mögliche Ablösezahlungen betrifft. Das ist gemessen an dem, was derzeit in England, wo sich die Dortmunder hauptsächlich umzuschauen scheinen, überschaubar. „Ich bin optimistisch, dass wir noch etwas tun werden, dass wir diesen Kader am Ende noch breiter und vielleicht noch besser machen werden. Dafür haben wir noch ein paar Tage“, sagte Kehl.

Kovac hat dagegen keine Zeit mehr, seine Mannschaft physisch und spielerisch in die Verfassung zu bringen, die sei bei Saisonstart idealerweise haben sollte. Nach der Klub-WM und einem knapp dreiwöchigen Urlaub war die Vorbereitungszeit extrem kurz – was einige Nachteile mit sich brachte. Kovac geht deshalb davon aus, dass vor allem in den ersten Wochen der neuen Saison „die körperliche Frische nicht immer da sein wird.“ Es werde auch weiterhin nötig sein, an der Ausdauer zu arbeiten. „Die Grundlage ist wichtig, sie bildet die Basis für die komplette Saison. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen“, räumte er ein.

Umso wichtiger wird es sein, Serhou Guirassy gut ins Spiel zu bringen – auf St. Pauli wie auch eine Woche darauf beim Heimdebüt gegen Union Berlin. Der Torjäger war es schließlich, der die Dortmunder vor einer knappen Woche mit einer sehenswerten Einzelleistung in die 2. Pokalrunde schießen konnte – trotz einer eher schwachen Mannschaftsleistung. „Wir sind sehr froh, dass wir Serhou haben. Er ist für uns eine Lebensversicherung“, sagte Kovac. Die Angst, dass auch er einmal ausfallen könnte, verdrängt der Coach. „Wir müssen positiv denken und hoffen, dass er uns weiter gesund und in einer guten Form erhalten bleibt. Und dass er lange hier bleibt.“

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