Einen Platz in der Galerie der großen Borussen hat er seit einigen Tagen auch. Das Konterfei von Mats Hummels befindet sich überlebensgroß auf der Wand unter der Osttribüne des Dortmunder Stadions – neben Größen wie Lothar Emmerich, Matthias Sammer, Michael Zorc oder Nobert Dickel.

Als der 78-malige Nationalspieler es am Sonntag zum ersten Mal in Augenschein nahm, erfüllte ihn das mit Stolz. „Es war ein perfekter Tag“, sagte Hummels, der beim Testspiel des BVB gegen Juventus Turin (1:2) noch einmal für die Dortmunder auflaufen durfte – über ein Jahr, nachdem er den Klub, für den er insgesamt dreizehneinhalb Jahre gespielt hat, verlassen hatte.

Es war ein verspätetes Goodbye – das ihm persönlich allerdings besonders am Herzen lag. Denn zum Ende der Saison 2023/24, als sein Vertrag ausgelaufen war, hatte zunächst niemand so recht gewusst, ob es für ihn nicht vielleicht doch noch weitergehen würde. Der mittlerweile 36-Jährige selbst auch nicht.

Damals war es ein Ende mit Nebengeräuschen gewesen. Hummels hatte kurz zuvor in einem aufsehenerregenden Interview Trainer Edin Terzic massiv kritisiert. Das hatten ihm viele beim BVB übel genommen – zumal das Interview mit der „Sportbild“, in dem er Terzic unter anderem wegen einer angeblich zu mutlosen Spielweise attackiert hatte, wenige Tage vor dem Champions League-Finale erschienen war, das die Dortmunder anschließend mit 0:2 gegen Real Madrid verloren. So etwas gehöre sich nicht, war der einhellige Tenor im Klub.

Dies bekam Hummels zu spüren: Nach dem 4:0 gegen Darmstadt am 18. Mai 2024, dem letzten Saisonspieltag, gab es zwar für seinen langjährigen BVB-Weggefährten Marco Reus, bei dem klar war, dass dies sein letztes Spiel war, einen Blumenstrauß – Hummels dagegen kauerte allein am Torpfosten und sinnierte. Erst einige Tage später wurde bekannt gegeben, dass sein Vertrag nicht verlängert wird.

Ein Tag von symbolischer Bedeutung

„Das war heute ganz anders, wirklich sehr wichtig und schön für mich“, sagte Hummels nach seiner Rückkehr über ein Jahr später. „Sich so verabschieden zu können, war ein ganz anderes Gefühl. Großer Dank an alle beim BVB, die mir das ermöglicht haben, weil das genau so ein Abschied war, wie ich ihn mir erträumt habe“, erklärte er.

Der geborene Münchener, der im Winter 2008 von Bayern München nach Dortmund gekommen war, konnte sich doch noch einmal den Beifall der über 80.000 Zuschauer abholen. Bereits als er vor Anpfiff den Platz betrat, gab es Standing Ovations – und nach seiner Auswechselung in der 19. Minute noch einmal.

Für Hummels, der nach seinem glücklosen einjährigen Intermezzo bei der AS Rom im Mai seine Karriere offiziell beendet hatte, war dieser Sonntag von symbolischer Bedeutung. Er sollte dokumentieren, dass zwischen ihm und dem BVB wieder alles in Ordnung ist – das nichts hängengeblieben ist von dem Ärger, den es noch zum Ausgang der vorletzten Saison gegeben hatte.

Für die Zukunft des Klubs, für den er mehr als 500 Pflichtspiele absolviert hat, sieht er durchaus gute Perspektiven. „Ich hoffe, dass es so weitergeht, wie in es in den letzten acht Spielen der vergangenen Saison aussah“, so Hummels. Da hatten es die Dortmunder trotz eines großen Rückstandes doch noch in die Champions League geschafft. „Die Chemie zwischen der Mannschaft und Trainer Niko Kovac hat gestimmt. In der kommenden Saison scheint Platz eins zwar schwierig zu erreichen, aber dahinter ist der Weg frei, um Platz zwei zurückzuerobern“, erklärte er.

„Es wird auch mal einen Inkognito-Besuch auf der Südtribüne geben“

Das ist exakt das Ziel von Kovac, der allerdings nur bedingt zufrieden war, wie sich seine Mannschaft im Härtetest gegen Juventus präsentiert hatte. „Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen“, sagte der Trainer nach der 1:2 (0:1)-Niederlage. „Wir haben schon einige leichte Fehler gemacht“, so Kovac, für dessen Team am kommenden Montag im DFB-Pokal beim Drittligisten Rot-Weiss Essen das erste Pflichtspiel ansteht. Bis dahin gelte es, an der Frische zu arbeiten.

Kovac musste am Sonntag zudem einen unerwarteten Rückschlag hinnehmen. Niklas Süle, den er in der 19. Minute für Hummels einwechselte, musste bereits kurz vor der Pause den Platz wieder verlassen, nachdem er ohne Einwirkung des Gegners umgeknickt war. Bei dem Innenverteidiger besteht Verdacht auf einen Muskelbündelriss, was einen Ausfall von sechs bis zwölf Wochen nach sich ziehen könnte. Die Dortmunder würde dies hart treffen, da mit Nico Schlotterbeck bereits ein weiterer Innenverteidiger fehlen wird. Der Nationalspieler hatte sich gegen Ende der Saison einen Meniskusriss zugezogen.

Hummels wird den BVB in der kommenden Saison begleiten: als TV-Experte und als Fan. „Es wird auch mal einen Inkognito-Besuch auf der Südtribüne geben“, kündigte er an. Ansonsten habe er (noch) keine konkreten Zukunftspläne. „Ich möchte erst einmal möglichst viel Zeit mit meinem Sohn und meiner Familie verbringen“, erklärte er. Es gibt allerdings Gerüchte, dass Hummels irgendwann beim BVB eingebunden werden könnte.

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