16-jähriger Debütant lässt Musiala erstmal alt aussehen
Nie ist ein Spieler in der 2. Fußball-Bundesliga bei seinem Debüt jünger als Kennet Eichhorn. Schon vor seinem ersten Einsatz für Hertha BSC gibt es einen großen Hype um den 16-Jährigen, Topklubs wollen ihn gern kaufen. Sein frisch taxierter Marktwert spricht für ihn - der ist höher als damals bei Jamal Musiala.
Das Spiel zwischen Hertha BSC und dem Karlsruher SC (Highlights bei RTL+) in der 2. Fußball-Bundesliga fließt so dahin. Sportlich gibt es wenige gefährliche Aktionen in den Strafräumen, die Partie endet einigermaßen logisch 0:0. Die Fan-Freundschaft beider Klubs wird von den fast 60.000 Fans im Berliner Olympiastadion gefeiert, Wechsel-Gesänge schallen zwischen der Ostkurve und dem Auswärts-Fanblock hin und her - und inmitten dieser sehr freundschaftlichen Kulisse wird in der 69. Minute Geschichte geschrieben. Da schickt Hertha-Trainer Stefan Leitl den jüngsten Zweitliga-Debütanten aller Zeiten auf den Rasen: Kennet Eichhorn.
Mit 16 Jahren und 14 Tagen ist der in Bernau, nördlich von Berlin, geborene Mittelfeldspieler der Jüngste, der jemals in der 2. Liga auf dem Feld stand. Er löste als Rekordhalter Efe-Kaan Siharoglu von Karlsruhe ab, der im November 2021 im Alter von 16 Jahren und 142 Tagen debütiert hatte. Bis heute war es auch wegen Knie-Verletzungen der einzige Einsatz des einstigen U17-Nationalspielers der Türkei. Den Berliner Rekord hatte bis zu Eichhorns Einsatz Boris Mamuzah Lum inne. Er hatte sein Debüt im September 2024 beim Heimspiel gegen die SV Elversberg gegeben, war da 16 Jahre, 11 Monate und 27 Tage alt.
"Hat eine Riesen-Karriere vor sich"
Leitl holte Eichhorn bei seiner Einwechslung noch einmal kurz zu sich, legte seine Hände auf dessen Schultern, sagte ihm ein paar Worte, die dem Spieler ein Lächeln entlockten. "Ich sage zu allen Spielern, die ihr Debüt feiern, dass sie es einfach genießen sollen", sagte Leitl nach dem Spiel bei Sky über die Szene.
Eichhorn ist trotz seines jungen Alters körperlich schon sehr weit, mit 1,86 Meter Körpergröße fällt er auf dem Spielfeld nicht auf. "Man merkt ihm sein junges Alter nicht an. Er ist richtig gut unterwegs, was die Physis und sein Spielverständnis angeht. Er ist sehr wissbegierig, wir haben schon viele Gespräche geführt", hatte Leitl vorab der "Bild" gesagt. Auch Kapitän Fabian Reese hatte seinen Mitspieler gelobt: "Er ist ein unfassbares Ausnahmetalent. Wenn er so weitermacht, stehen ihm alle Türen offen. Ich habe selten so etwas Talentiertes in dem Alter gesehen. Er hat eine Riesen-Karriere vor sich."
Für die Berliner ist sein Debüt ein kleines Märchen, schon seit 2017 spielt Eichhorn für Hertha, kam in der U9 zum Verein. In der vergangenen Saison spielte der Neu-Profi in der U19, maß sich dort mit drei Jahre älteren Spielern und empfahl sich für das Profitraining. In diesem Sommer war er komplett bei Leitls Team dabei. "Er hat über die komplette Vorbereitungszeit wirklich gezeigt, was er kann. Er hat Spielminuten in unserer U19 gesammelt. Wir mussten ja den Kompromiss eingehen, er war nicht spielberechtigt für uns, dann haben wir ihn in die U19 getan und er war heute dran, um zu spielen. Und ich glaube, in den vielen Aktionen haben wir gesehen, was da in den kommenden Jahren vielleicht auf uns zukommt", lobte Leitl nach der Partie: "Er ist ein unfassbares Talent und wir sind in der Lage, so einen Spieler heute zu bringen. Ich bin total überzeugt von dem Jungen und er hat es gut gemacht."
Schon in den vergangenen Monaten hatte es ein Ringen um Eichhorn gegeben, Bundesliga-Klubs wie Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und der VfL Wolfsburg wollten den Youngster gern abwerben. Auch ausländische Klubs waren Berichten zufolge interessiert. Doch dann verlängerte er seinen Vertrag mit Hertha BSC Anfang Juli - und machte nicht nur Sportdirektor Benjamin Weber richtig glücklich: "Er steht sinnbildlich für den Weg, den wir mit jungen Spielern gehen wollen."
Nur drei Herthaner haben höheren Marktwert
Und der U16-Nationalspieler sorgt unmittelbar nach seinem Debüt schon für weitere Schlagzeilen. Denn mit seinem ersten Einsatz wird er auch mit einem Marktwert bedacht. Das Portal Transfermarkt.de bewertet ihn mit drei Millionen Euro - damit steigt er höher ein als Jamal Musiala im Jahr 2020. Der Bayern- und DFB-Star hatte 2020 einen Marktwert von einer Million Euro erhalten. Im Hertha-Kader gehört Eichhorn damit schon jetzt zu den höchstbewerteten: Nur Topspieler Reese (5 Mio.), Michael Cuisance (3,5 Mio.) und Bayern-Leihspieler Maurice Krattenmacher (3,5 Mio.) weisen höhere Marktwerte auf als der 16-Jährige. Transfermarkt.de begründet den Topwert für Eichhorn mit seiner "enormen Ruhe und Abgeklärtheit am Ball".
Gegen den KSC schnupperte der Youngster nun erst einmal eine knappe halbe Stunde Profiluft - dabei wird es aber nicht bleiben. Herthas Stamm-Sechser Diego Demme fällt wegen Schwindelgefühlen schon wieder aus, bereits in der vergangenen Saison hatte der 33-Jährige nach gleich zwei Gehirnerschütterungen lange die Auswirkungen gespürt. Gegen Karlsruhe gab Leitl noch Leon Jensen den Vorzug, es gab aber ihm zufolge auch schon Überlegungen, Eichhorn in die Startelf zu stellen.
Für ein Startelf-Debüt ist noch viel Zeit. Am kommenden Montag trifft Hertha in der ersten Runde des DFB-Pokals auf Liga-Konkurrent Preußen Münster, in der Liga warten die Spiele gegen Elversberg und Hannover 96.
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