Ohne Wasser kein Gras. Kein Golf ohne Gras. So einfach ist die Logik – und doch bedeutet sie für die populäre Sportart mit rund 50 Millionen Spielern allein in Europa und den USA derzeit die größte Herausforderung. Kein anderer Sport, sei es Cricket, Fußball oder auch Tennis, der auf Rasen gespielt wird, betreibt so große Flächen. Kein anderer Sport steht seit Jahren derartig im Feuer, wenn es um den Verbrauch für die Bewässerung der Spielbahnen geht.

Der Golfsport als Wasserverschwender – passt dieses Image wirklich?

Im Royal Wimbledon Golf Club, dem drittältesten Golfklub Englands, grübelt Geschäftsführer Robert Brewer über den jährlichen Wasserkosten. „Die Kosten für Wasser machen in diesem Jahr in unserem Budget einen deutlich höheren Posten aus als sonst“, sagte er und ergänzt: „Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich in England jemals mit dem Thema Wasserknappheit auseinandersetzen muss.“

Brewer ist kein Einzelfall: Im Mutterland des Golfsports ist Wassermanagement ein echtes Krisenthema. Seit Monaten herrscht Trockenheit. Nach Schätzungen der nationalen Wasserversorger benutzen zwischen 50 und 74 Prozent der Golfanlagen Leitungswasser. Auch in den USA, der Schweiz oder auch England verkauften Wasserversorger ihr Produkt in der Vergangenheit gern an Golfanlagen, genauso waren Fußball- oder Tennisklubs treue Kunden. Wasserknappheit war in unseren Breitengeraden schließlich lange kein Thema.

Inzwischen hat sich die Einschätzung komplett geändert. Die European Environment Agency (EEA) formuliert für den Sektor „Freizeit und Sport“ in ihrem jüngsten ETC-Report vom Juni 2025 die Notwendigkeit der „Implementierung effizienter Bewässerungssysteme, die Reduzierung des Bewässerungsbedarfs durch die Auswahl geeigneter Rasenarten oder Oberflächen sowie der Einsatz alternativer Wasserquellen“. Die United States Golf Association (USGA), als Verband für den größten Golfmarkt der Welt zuständig, erklärt: „Bewässerung ist der begrenzende Faktor Nummer eins.“

Golfplätze in Nevada sehen in eine schwarze Zukunft

Wissenschaftler Matteo Serena aus Italien ist bei der USGA zuständig für Wasser. Er betont: „Wasser ist eine begrenzte Ressource, und man könnte damit Getreide und Lebensmittel anbauen und es für den Menschen nutzen. Wir müssen an erster Stelle immer Wasser für die Menschen garantieren.“ Im Gespräch mit ihm wird schnell klar: Golfplätze in Nevada, New Mexico oder Palm Springs sehen in eine schwarze Zukunft. Deren Verbrauch für 18 Löcher kann durchaus bei 350.000 Kubikmetern Grund-, Fluss- oder Leitungswasser pro Jahre bestehen. Das ist fast 2000-mal mehr als der durchschnittliche jährliche Verbrauch einer vierköpfigen deutschen Familie. Dieser liegt bei 180 Kubikmetern Leitungswasser.

Rosig ist diese für all‘ jene Golfplatzbetreiber, die sich der Herausforderung Wasserverbrauch gestellt haben und mit dem großen Puzzlespiel beizeiten begonnen haben. Genau das nämlich bedeutet das Thema Wassermanagement in Sportarten auf Rasenflächen. Spitzenreiter sind jene, die innovativ und gleichzeitig sparsam sind, die an neue Technologien glauben und der Wissenschaft vertrauen.

In Italien hat Alessandro de Luca, Leiter der Grünen Abteilung des Golflandesverbandes neben dem Golfplatz von Montecchia jahrelang Grasversuchfelder betreut. Er erkannte, dass ein Puzzleteil die Verwendung von Bermudagras auch in Norditalien ist, weil dadurch Wassereinsparungen von 40 bis 70 Prozent möglich sind. Bermudagras hat einen speziellen Photosyntheseweg, der es der Pflanze ermöglicht, bei hohen Temperaturen und geringer Wasserversorgung besonders effizient zu arbeiten.

Speicherteiche entstehen auch in Deutschland

„Viele Golfplätze in Norditalien sind diesem Beispiel inzwischen gefolgt. Das hat wiederum dazu geführt, dass auch die Welt des Fußballs inzwischen anfängt, Bermudagras einzusetzen“, resümiert de Luca „Bei Juventus Turnier, Verona und dem FC Bologna wird inzwischen auf Bermudagras trainiert.“

„Sammeln und speichern“ lautet das Puzzleteil zwei. „Der Golfplatz und das Wohngebiet von Oaks Prague haben eine naturbasierte Lösung implementiert, bestehend aus einem Rückhaltebecken, welches Regenwasser von Dächern und befestigten Flächen sammelt“, führen die Autoren der ETC-Studie den Top-Golfplatz in der Nähe von Prag, Austragungsort des Czech Masters 2024, als positives Beispiel an. Von Hausdächern, Parkplatzdrainagen und allen Drainagen des Golfplatzes führt das Wasser in das Rückhaltebecken.

Speicherteiche entstehen auch im Raum Deutschland seit Jahren: Auf der Golfanlage Hetzenhof, mit 27 Löchern die größte Golfanlage im Raum Stuttgart, wurde ein Reservoir mit 40.000 Kubikmetern Fassungsvermögen und acht Meter Tiefe gebaut. Anlagen wie diese sind für Trockenheit bestens gerüstet, wenn außerdem auch noch die Technologie zur Beregnung der Golfplätze optimiert wurde und die Wasserverwendung punktuell genau gesteuert ist.

Empfehlung des DGV: 44.000 Kubikmeter Wasser

Beregnet werden in Dürreperioden auf den meisten Plätzen nur die wichtigsten Spielflächen: Das sind die Grüns, deren Größe im Schnitt etwas unter jener der rund 700 Quadratmetern eines Tennisplatzes liegen. Eine konsequente Reduzierung der beregneten Spielflächen wird zum Beispiel in Kalifornien, wo heute noch manche Golfanlagen zwischen 600.000 bis zu einer Million Dollar für den Kauf von recyceltem Wasser ausgeben, vom Staat eingefordert. Auch auf den meisten Golfplätzen Spaniens oder jenen in den Vereinigten Arabischen Emiraten kommt recyceltes Wasser zum Einsatz. Selbst in Deutschland gibt es Einzelfälle wie etwa den GC Hof Hausen vor der Sonne im Taunus.

Die Verbrauchswerte auf deutschen Golfplätzen sind unterschiedlich, und ja, schwarze Schafe mit hohen Verbräuchen und Trinkwassernutzung gibt es. Die Empfehlung des Deutschen Golf Verbandes von 44.000 Kubikmetern pro 18 Löcher wird hierzulande aber durchaus auch unterschritten. Im GC Großensee bei Hamburg liegt man bei einem Jahresverbrauch für 27 Löcher von unter 25.000 Kubikmetern mit Grundwasser. Selbst das große Blumenbeet rund ums Clubhaus wurde konsequent auf Trockenstauden umgeplant.

Die Konsequenz ist klar: Wer als Sportler saftig grüne Golfplätze in niederschlagsarmen Monaten erwartet, muss sich umgewöhnen. Mit Blick auf Europas größtes Golfturnier The Open, das Mitte Juli auf bräunlich-grünen Fairways in Nordirland stattfand, wird allerdings klar: Spitzengolf und Top-Qualität sind nicht abhängig von der Farbe Grün. Minimalistische Pflege mit reduziertem Dünger- und Wassereinsatz ist der nachhaltige Pflegestil der Zukunft.

Jetzt lernt der Golfer einfach wieder um

Auf klassischen Linksplätzen wie dem Open-Austragungsort Royal Portrush ist das schon immer der Stil. Der Blick auf sattgrüne, stark gewässerte und gedüngte Golfplätze wie Augusta National, wo alljährlich das US Masters ausgetragen wird, hat über Jahrzehnte allerdings zu einer weltweiten Vorliebe für diese Platzvariante geführt.

Jetzt lernt der Golfer einfach wieder um – auch hierzulande. Für Bernhard May, Vizepräsident des Deutschen Golf Verbandes und gleichzeitig Inhaber der Golfanlage Würzburg in der niederschlagsarmen Region Unterfranken, funktioniert das, wenn die Kommunikation stimmt: „Wir informieren unsere Mitglieder seit vier Jahren – in der Regel monatlich – über die Notwendigkeit des Wassersparens und des Wassermanagements. Das hat dazu geführt, dass wir keinerlei Akzeptanzprobleme mehr haben, wenn es um bräunliche Spielbahnen in Trockenzeiten geht.“

In Royal Wimbledon sieht das Robert Brewer übrigens genauso. Wer im Juli während des Tennisturniers im benachbarten All England Lawn and Tennis Club einen 20-minütigen Spaziergang zur Golfanlage machte und einen Blick auf die Spielbahnen des Traditionsclubs warf, erkannte: Braun ist das neue Grün im Golfsport.

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