Diese EM ist trotz geplatzten Traums ein Erfolg für das DFB-Team
Das eigene Ziel - den Titel - verpasst. Spielerisch nicht auf Top-Niveau. Und doch ist die Fußball-Europameisterschaft für das DFB-Team ein Erfolgserlebnis. Die Grundlagen für eine gute Zukunft sind gelegt.
Abpfiff. Das Turnier ist aus. Der Titeltraum des DFB-Teams geplatzt. Die deutsche Auswahl muss nach dem Halbfinale die Heimreise von der Fußball-Europameisterschaft antreten. Die Tränen fließen, weil Weltfußballerin Aitana Bonmati kurz vor Ende der Verlängerung das entscheidende 1:0 für Spanien schießt. Ein verdienter Sieg. Und doch ist die EM auch für das DFB-Team ein Erfolg.
Spielerisch können die Deutschen nicht mit den Topteams mithalten. Schweden spielt es im dritten Gruppenspiel aus, die 1:4-Niederlage weckt Skepsis. Gegen Frankreich schafft es die Auswahl von Bundestrainer Christian Wück im Viertelfinale dann, das Talent zu kompensieren. Gegen Spanien aber wird der Unterschied noch offensichtlicher. Und es reicht die eine Situation, die alles entscheidet. Dass Erreichen des Halbfinals zeigt aber auch, dass Deutschland zu den europäischen Top-Teams gehört. Eine Nation, gegen die niemand gerne spielt.
Weil bei Turnieren längst nicht nur die spielerische Qualität entscheidend ist. Bei der Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz werden die sogenannten deutschen Tugenden wiedergeboren. Wille, Kampf, Mentalität - so schafft es das DFB-Team, sich mehr als 100 Minuten in Unterzahl gegen Frankreich zu erwehren. Und ebenfalls ganz wichtig: Teamgeist. "Die Mannschaft" war einst der Marketingspitzname für das Männer-Team des DFB. Und natürlich haben die Frauen es gar nicht nötig, einen abgelegten Namen zu erhalten, erst recht keinen, in dem das Wort "Mann" steckt, aber sie verkörpern die Essenz des Begriffs. Sie halten zusammen, sie kämpfen füreinander und miteinander, sie unterstützen sich, es scheint kein Blatt Papier zwischen sie zu passen.
Hype bei Fans entfacht
Ein dermaßen guter Teamgeist ist eine Auszeichnung für die Spielerinnen, aber auch das Team hinter dem Team. Eine Dynamik, die nicht planbar ist. Eine aber, die Lust macht, die DFB-Auswahl weiter zu verfolgen. Denn es wirkt mitreißend. Und das ist ebenfalls ein Grund, warum die EM für den DFB erfolgreich ist. Der Hype ist wieder da.
Bei der EM 2022 war er schon einmal entstanden. Millionen Deutsche wollen plötzlich den Fußball der Frauen im TV verfolgen. Die meistgesehene TV-Sendung des Jahres ist das EM-Finale, das das DFB-Team gegen die Gastgeberinnen aus England verlor. Das WM-Desaster nur ein Jahr darauf dämpfte die Aufmerksamkeit wieder ab, die Bronzemedaille von den Olympischen Spielen pushte zwar, aber elektrisierte nicht das ganze Land. Das ist jetzt anders. Je weiter das Turnier fortschreitet, desto mehr Leute sitzen auch wieder gebannt vor dem Fernseher. Die Nähe der EM zur Heimat trägt auch dazu bei, dass die Ticktes ganz schnell verkauft sind. Die Anreise zu den Spielen ist für viele Interessierte kurz, es reisen mehr Fans in die Schweiz, als sie Tickets bekommen können.
Dieses Team begeistert, das zeigt sich auch nach dem Abpfiff im Züricher Letzigrund. Während sich die Kurve der spanischen Fans nach kurzem gemeinsamem Jubel schnell leert, feiern die Anhänger des DFB-Teams. Sie rufen das Team zu sich, beide Seiten bedanken sich beieinander. Ein Versprechen für die Zukunft.
Zwei Jahre haben Wück und Co. nun Zeit, am Spielerischen zu feilen. Dann steht die WM in Brasilien an. Es verbietet sich, das Vergangene mit hätte und wäre zu verklären. Was wäre gewesen, wenn eine Lena Oberdorf fit gewesen wäre? Was wäre, wenn sich das DFB-Team nicht gleich zweimal durch Rote Karten selbst geschwächt hätte? Was wäre, wenn sich Kapitänin Giulia Gwinn nicht im ersten Spiel verletzt hätte? Der Blick zurück zählt nicht, aber das Wissen, in Zukunft auf weitere Spielerinnen setzen zu können, ist relevant. Bei all dem darf der Teamgeist nicht aus den Augen verloren werden. Das DFB-Team wird die Erwartungen sicher nicht herunterschrauben - und die Fans sehen ohnehin immer am liebsten den ganz großen Erfolg.
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