Red-Bull-Teamchef Ralph Denk blickt gespannt auf die Leistungen seiner beiden Top-Fahrer bei den ersten harten Bergetappen in den Pyrenäen. Wer hat bei der 112. Tour de France in den steilen Anstiegen der Gebirgskette zwischen Frankreich und Spanien die besseren Beine? Der junge Senkrechtstarter Florian Lipowitz oder der erfahrene Kapitän Primoz Roglic?

Vor den kräftezehrenden Etappen in den Pyrenäen hat der viermalige Vuelta-Sieger Roglic weiter die Führungsrolle im deutschen Radrennstall inne – auch wenn der bereits 35 Jahre alte Slowene derzeit als Neunter des Gesamtklassements mit sieben Sekunden Rückstand einen Platz hinter dem 24-jährigen Deutschen liegt. „Primär ist schon Primoz unser Mann. Aber Primoz hat die Klasse und die Ehrlichkeit. Wenn es nicht geht, dann sagt er das vorher. Dann müssen sie sich halt absprechen“, sagte Denk.

„Wir sitzen in der komfortablen Situation, dass wir zwei Mann in den Top Ten haben“, führte Denk weiter aus: „Natürlich wollen wir mit beiden weiter nach vorn – oder zumindest mit einem. Aber ist es Primoz? Ist es Florian? Oder sind es beide? Wahrscheinlich wird es ein harter Kampf und dann eine erste Tendenz geben.“

Ein Blickkontakt genügt

Das Duell der Teamkollegen erinnert an einen prominenten Rollentausch bei der Tour de France 1997. Damals ging Bjarne Riis als Kapitän und Titelverteidiger für den Telekom-Rennstall an den Start, Mega-Talent Jan Ullrich sollte dem Dänen zu dessen zweitem Gesamtsieg beim wichtigsten Radrennen der Welt verhelfen. Doch am 15. Juli 1997 änderte sich alles.

Auf der zehnten Etappe über 252,5 Kilometer von Luchon nach Andorra Arcalis musste Riis die Übermacht des deutschen Mannschaftskameraden anerkennen. Am Schlussanstieg nickte der Däne seinem Edelhelfer zu und bedeutete ihm so, keine Rücksicht mehr nehmen zu müssen. Ullrich gewann die Etappe, schlüpfte in das Gelbe Trikot und übernahm quasi die Kapitänsrolle im Team Telekom. Zwölf Tage später gewann er als erster und bislang einziger Deutscher die Tour.

Ex-Biathlet Lipowitz überzeugt

Davon sind die beiden Red-Bull-Starter zwar noch ein wenig entfernt. Aber mit den Leistungen seiner beiden Top-Rennfahrer ist der 51 Jahre alte Denk generell sehr zufrieden. Vor allem der sechste Platz des ehemaligen Biathleten Lipowitz beim Zeitfahren in Caen habe ihn sehr beeindruckt. „Das hat ihm viel, viel Selbstvertrauen gegeben. Ich habe mich richtig gefreut für ihn“, sagte Denk, der den Aufbau von Lipowitz zum Top-Rundfahrer zuletzt als „Herzensprojekt“ bezeichnete.

Auch mit der bisherigen Vorstellung von Roglic ist Denk glücklich. „Er hat Südfrankreich ohne Sturz erreicht. Das war unser Ziel. Da haben wir schon arge Bedenken gehabt“, gestand Denk. Die eher defensive Taktik des Teams auf den ersten elf Etappen habe sich ausgezahlt. „Wir wissen einfach, dass Stürze ihn mehr aus der Bahn werfen, als das bei anderen Fahrern der Fall ist.“ Zuletzt war der Slowene Ende Mai beim Giro d'Italia gestürzt und musste aufgeben.

Nun geht es für Edelhelfer Lipowitz und seinen Kapitän Roglic endlich in ihr bevorzugtes Terrain. Am Donnerstag geht es über 180,6 Kilometer und 3.850 Höhenmeter hinauf in den Zielort Hautacam. Am Freitag steht dann das kurze, aber harte Bergeinzelzeitfahren über 10,9 Kilometer mit dem steilen Schlussanstieg zum Flugplatz in Peyragudes auf dem Tour-Programm.

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