Einer der spektakulärsten Transfers der Bundesligageschichte
Vor fünfzehn Jahren sorgt der FC Schalke 04 für eine faustdicke Überraschung auf dem Transfermarkt: Aus Spanien wird der Weltstar Raúl verpflichtet - und mit Begeisterungsstürmen empfangen. Über 100.000 Menschen bei der Saisoneröffnung träumen mit Trainer Magath vom Angriff auf die "Spitze".
"Raúl ist einzigartig. Ich kenne keinen vergleichbaren Spieler!" Die Vorschusslorbeeren, mit denen der Schalker Trainer Felix Magath im Sommer vor fünfzehn Jahren seinen spanischen Weltstar im erwartungsfrohen Gelsenkirchen willkommen hieß, waren groß. Sofort wurde zur "Attacke auf den FC Bayern" gerufen und auch der Spanier selbst wollte sich in dieser euphorischen Stimmung nicht zurückhalten: "Die Meisterschaft ist für uns möglich. Das ist mein Ziel. Schalke hat tolle Bedingungen, um Erfolge zu feiern."
Als Raúl zwei Jahre später den Klub wieder verließ, war Felix Magath schon lange nicht mehr Trainer auf Schalke und die Erfolge hatten sich insgesamt in Grenzen gehalten. Doch der Spanier hatte nicht nur wegen seiner 40 Toren in 98 Pflichtspielen die Herzen der Königsblauen nachhaltig erobert. Andächtig stimmten sie an seinem letzten Tag in der Gelsenkirchener Arena immer wieder seinen Namen an und hielten Transparente hoch, auf denen solch unvergessliche Dinge standen wie: "Dat mit Raúl erzähl ich meine Enkel".
Es war damals im Sommer 2010 die Sensation der Bundesliga. Weltstar Raúl wechselt von den Königlichen aus Madrid zu den Königsblauen nach Schalke. Der Transfer des Superstars aus der spanischen Hauptstadt mitten hinein ins Ruhrgebiet elektrisierte die Fans - und verwunderte die Experten. Denn Raúl war zwar bereits 33 Jahre alt und nicht immer mehr als Stammspieler auf dem Platz, doch ehemalige Weltstars wie Alfredo Di Stéfano schwärmten noch immer von seinen außergewöhnlichen Talenten: "Raúl hat die seltene Fähigkeit, die Massen sofort in seinen Bann zu ziehen, sobald er ein Stadion betritt. Raúl spielt vor 100.000 Zuschauern im Stadion wie auf einem Schulhof."
"Diese Wärme möchte ich zurückgeben"
Und tatsächlich: Die ersten Reaktionen auf die Verpflichtung des spanischen Nationalspielers waren schon überwältigend, doch als Raúl dann Anfang August vor über 100.000 (!) Menschen beim offiziellen Saisonauftakt erstmals leibhaftig vor die Schalker Fangemeinde trat, war die Begeisterung kaum mehr zu bremsen. Und auch Raúl selbst war vollkommen hingerissen von den Zuwendungen der königsblauen Anhänger: "Zu sehen, wie viele Menschen hier schon mein Trikot haben! Kinder, Mütter, Familienväter - so viele von ihnen tragen jetzt meine Sieben auf dem Rücken. Das haut mich um. Diese Wärme möchte ich zurückgeben."
Und genau das gelang dem Spanier auf eine so schnelle, unkomplizierte und sympathische Art, dass der "Tagesspiegel" auch Jahre später noch ganz verzückt schrieb: "Mit einer selten erlebten Mischung aus weltmännischer Bescheidenheit und edler Fußballkunst hat Raúl die Schalker Anhängerschaft auf eine stürmische Weise erobert, wie es selbst im fußballverrückten Ruhrgebiet außergewöhnlich ist." Das "pure Adrenalin", das Raúl auf Schalke sofort verspürte, sollte ihn dann auch durch seine Zeit in Gelsenkirchen tragen - die eigentlich von Beginn an nie ganz einfach war.
Und das lag auch an einem Mann, der ihn damals unbedingt ins Ruhrgebiet holen wollte, um endlich mit den Königsblauen, die "Spitze anzugreifen": Felix Magath. Denn obwohl seine Selbsteinschätzung vollkommen richtig war ("Ich bin kein Trainer zum Knuddeln und Liebhaben. Die Fans sollen Manuel Neuer knuddeln oder Raúl. Der ist einer zum Liebhaben") und Raúl auf seinen neuen Coach setzte ("Ich habe großes Vertrauen. Felix Magath schafft es, mich fit zu bekommen"), irritierten Sätze wie dieser, auf die Frage, ob der spanische Neuzugang auf Schalke 04 schon etwas kennengelernt habe, nicht nur die Experten: "Dass die Medizinbälle blau sind."
Ob das Verhältnis des Trainers zu seinem Weltstar aus Madrid am Ende gut oder doch eher schlecht war, interessierte jedoch schon bald niemanden mehr. Denn mit nur einem Sieg in den ersten zehn Spielen erwischten die Schalker den bis dahin schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte. Was damals viele ahnten, aber noch nicht wissen konnten: Es war der Anfang vom Ende einer Transfergeschichte der großen Hoffnungen. Der Wechsel des Superstars aus Spanien mitten hinein ins Ruhrgebiet hatte so viele Träume geweckt, dass die königsblaue Fanseele letztendlich nur enttäuscht werden konnte.
Doch einer hatte trotz zweier Jahre, die sportlich eher durchschnittlich verlaufen waren, nicht enttäuscht: Raúl. Als der Spanier im Sommer 2012 Schalke wieder verließ, sagte er mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht: "Dieser Verein und seine Fans sind einzigartig, so etwas gibt es nirgendwo anders, es hat mich sehr berührt." Nur knapp ein halbes Jahr später wählte ihn die Jahreshauptversammlung in die Schalker Ehrenkabine. Und noch heute schwärmen die Fans der Königsblauen andächtig von den Zeiten, als der spanische Weltstar in ihrem Trikot mit der Nummer 7 auflief. Ganz nach dem Motto des Banners, das sie damals bei seinem Abschied hochhielten: "Dat mit Raúl erzähl ich meine Enkel".
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