Vollmundig verkünden MMA-Profis regelmäßig, keine Herausforderung zu scheuen und sich jedem Gegner stellen zu wollen. Hinter den Kulissen regeln aber oft Manager und Veranstalter, zu welchen Kampfpaarungen es wirklich kommt - dabei spielen viele Faktoren eine Rolle.

Image ist ein wichtiger Faktor in Mixed Martial Arts. Der knallharte Vollkontaktsport funktioniert beim Publikum besser, wenn Athleten besonders authentisch oder besonders polarisierend sind. Von Fans wird die direkte Art und der Verzicht auf in anderen Sportarten etablierte Floskeln gefeiert. Und doch gibt es Phrasen, um einen großen MMA-Mythos zu verkaufen: "Ich bin jederzeit bereit", "Ich kämpfe gegen jeden" oder "Ich lehne keine Gegner ab". Solche Aussagen hört man von vielen MMA-Profis. Die wenigsten folgen tatsächlich diesen Sprüchen. Dafür gibt es viele Gründe. Organisationen und Management spielen dabei eine große Rolle.

Jederzeit bereit zu sein, das hängt vom Gesundheitszustand oder von der Zeit für eine entsprechende Vorbereitung ab. Haben Kämpfer nur wenige Wochen oder Tage bis zum nächsten Einsatz im Käfig, sind bestimmte Gewichtsklassen nicht mehr zu erreichen, beziehungsweise der Weight Cut ist schlicht zu riskant. Am Gewicht scheitern deshalb ohnehin viele Duelle.

Gesundheitlich gibt es eine weitere Variable, die nach einer Niederlage greift. Sollte ein Kämpfer durch Knockout oder technischen Knockout (TKO) verlieren, sorgen Vorschriften dafür, dass er nicht innerhalb weniger Wochen erneut aktiv wird. In den USA ist das für Organisationen wie die UFC durch die Kampfsportkommissionen der einzelnen Bundesstaaten geregelt. Verliert ein Kämpfer durch Knockout, muss er zwei bis drei Monate pausieren. Bei einem TKO sind es ein bis zwei Monate. Stellt der Arzt nach dem Kampf eine schwere Gehirnerschütterung fest, wird eine gesundheitliche Pause von einem halben Jahr veranschlagt.

Diese Sperren können verlängert oder verkürzt werden - abhängig vom medizinischen Bericht nach dem Kampf. Große Organisationen in Europa, wie Oktagon, halten sich ebenfalls an diese Vorgaben, die allerdings nicht durch Verbände oder Kommissionen kontrolliert werden.

Gute Freunde kann nur Geld trennen

Gerne betonen MMA-Kämpfer, gegen einen bestimmten Gegner nicht antreten zu wollen, weil man ein gutes Verhältnis zueinander pflege. Diese Form der Kollegialität oder Freundschaft hat aber oft Grenzen, die sich mit dem wichtigsten Faktor, ob in einer Organisation die besten gegeneinander antreten, verschieben. "Ob man gegen jeden kämpft, ist eine Frage des Geldes. Natürlich kämpfst du für das und das Geld gegen egal wen", sagte Max Holzer in einem Interview im September 2024. Wenn die Organisation aber nur bereit sei, eine bestimmte Summe zu zahlen, dann würden die Kämpfer andere Optionen bevorzugen. "Ich glaube, das ist das Problem, warum viele harte Gegner nicht gegeneinander annehmen", so Holzer.

Bei jedem großen Kampf stellt sich für die Organisation die Frage der Vermarktung und des finanziellen Rahmens, abhängig von der Größe der Veranstaltung. Es werden Paarungen gesucht, die ins Budget passen. Denn man darf nicht außer Acht lassen, dass MMA-Veranstalter in erster Linie wirtschaftlich denken und in zweiter Instanz fanfreundlich sind.

Generell bestimmt die Organisation die Kampfzusammensetzung, der Vertrag regelt die Anzahl der Kämpfe in einem bestimmten Zeitraum. Das Aushandeln von Gegnern ist bei großen Organisationen nicht unüblich, in der UFC aber oft nur bei den Stars der Fall. Wer dort seine ersten Fußabdrücke hinterlässt, nimmt das, was ihm der Branchenprimus vorsetzt.

"Jeder will diesen einfachen Weg gehen"

Je etablierter Kämpfer sind, desto mehr Spielraum gibt es. Schafft man es in die Rankings einer Organisation, wird das als Argument genutzt werden, um Athleten ohne Rang und Namen abzulehnen. Die Matchups sollten der Qualität und der Erfahrung der Kämpfer entsprechend gestaltet werden. Gibt es hier Differenzen, kann Geld erneut ein Faktor sein, um bestimmte Kampfkonstellationen doch zustande zu bringen.

Und trotz vieler Faktoren, die von den Organisationen ausgehen, findet hinter den Kulissen eine Form von Cherrypicking statt. "Früher gab es nicht die ganz große Bühne in Deutschland und die Kämpfer konnten sich nur selten einen Gegner aussuchen", sagt Manager Ivan Dijakovic im Interview mit ntv. Mittlerweile sei das einfacher. Das Management könne sich in bestimmten Fällen einen aus mehreren Gegnern auswählen.

Daraus resultiert ein großes Problem: "Jeder will diesen einfachen Weg gehen: Schnell Kämpfe gewinnen - am besten mit einem Finish, um sich bei großen Organisationen interessant zu machen. Man will keine 50:50-Kämpfe." Gerade für junge Kämpfer suchten viele Kämpfe, in denen die Chancen eher bei 90:10 oder 80:20 stünden. "Man will kein Risiko eingehen. Das ist aber total falsch. Bei einer Niederlage ist die Welt nicht zusammengebrochen. Das ist eine wichtige Erfahrung im Kampfsport", so Dijakovic.

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