Die gefährlichste Fußball-Weltmeisterschaft aller Zeiten
Die erste Fußball-WM 1930 in Uruguay war ein großartiges, aber auch brandgefährliches Spektakel. Nach tollen Spielen und kuriosen Szenen sollten beim Finale im 100.000 Menschen fassenden Stadion auch 1000 Revolver auf die Akteure warten.
Was auf die Mannschaften bei dieser ersten Weltmeisterschaft in der Geschichte des Fußballs zukommen würde können, zeigte sich bereits weit im Vorhinein. Denn als einige europäische Teams versuchten, ihre Anreise mit überhöhten finanziellen Forderungen an den Gastgeber quasi unmöglich zu machen, reagierten die Menschen in Uruguay erbost. Besonders hart traf die Fußballgemeinde in Südamerika die Absage der populären Niederlande. Als feststand, dass die Elftal nicht kommen würde, versammelte sich eine erzürnte Menschenmenge vor der niederländischen Botschaft in Montevideo, verbrannte die Fahne der Niederlande und beleidigte das Königshaus der Oranier. Was damals noch niemand ahnte: Es war ein Vorgeschmack, auf das, was da noch kommen würde.
Aber erst einmal begann die WM mit einem Wetterdesaster: Es schneite in Montevideo. Und so fanden sich kaum mehr als 3.000 Zuschauer an diesem historischen 13. Juli 1930 im Rund des Estadio Pocitos ein. Eigentlich sollte das Spiel im frisch ausgebauten Estadio Centenario stattfinden, doch das war zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig fertiggestellt. Normalerweise wäre das natürlich ein Grund gewesen, groß zu klagen, doch wenn man bedenkt, welch immens kurze Zeit von der Vergabe der WM am 18. Mai 1929 bis zur Fertigstellung des Baus der 100.000 Leute fassenden Arena am Ende verging, dann gleicht es fast einem Wunder, dass insgesamt noch zehn Spiele in der riesigen Schüssel ausgetragen werden konnten.
Über 100 Tage regnet es konstant
Und hätte Uruguay nicht einen ganzen Winter lang dieses fürchterliche und ungemütliche Wetter gehabt - über 100 Tage regnete es konstant -, wären die Bauarbeiter und Architekten sogar noch rechtzeitig zum Start der ersten Weltmeisterschaft fertig geworden. Eine irre Leistung!
Am Ende dieses historischen 13. Juli 1930 hatte Frankreich das Team aus Mexiko zum Abpfiff des ersten Weltmeisterschaftsspiels aller Zeiten mit 4:1 geschlagen. Torschütze des allerersten WM-Treffers war der Franzose Lucien Laurent. Er erzielte das 1:0 für sein Team in der 19. Minute. Die Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften konnte beginnen - und sie startete furios und kurios.
Fläschchen mit Chloroform öffnet sich
Zahlreiche Anekdoten sind von damals überliefert und wurden über die Zeit immer weiter und schöner ausgeschmückt. So erzählt man sich die herrliche Geschichte des Mannschaftsbetreuers der USA, der beim Spiel gegen Argentinien wutentbrannt in Richtung des belgischen Schiedsrichters John Langenus lief. Drohend streckte er dabei das Köfferlein mit den Medikamenten in die Luft. Das wollte der Betreuer dem Schiri auf den Kopf hauen. Doch genau in dem Moment, in dem er zur Tat schreiten wollte, öffnete sich plötzlich der Verschluss des Koffers und der komplette Inhalt fiel zu Boden. Der Betreuer stoppte und sammelte die Gegenstände ein. Kurze Zeit später lag er bewusstlos auf dem Platz. Er hatte sich selbst schachmatt gesetzt: Beim Aufschlag auf den Rasen hatte sich ein Fläschchen mit Chloroform geöffnet und den Betreuer abrupt beruhigt.
Eine andere Geschichte, die gerne erzählt wird: In Uruguay übernahmen die beiden französischen Spieler Augustine Chantrel und Marcel Pinel neben ihrer sportlichen auch eine journalistische Tätigkeit. Da Reporter aus Frankreich damals nicht vor Ort waren, berichteten die beiden von der Weltmeisterschaft für ihre Landsleute. Und da sie ihren Kollegen Célestin Delmer nicht recht leiden konnten, strichen sie ihn aus der tatsächlichen Startelf und ersetzten Delmer durch den nicht angetretenen Pinel. Eine Sache hatten die beiden Hobby-Journalisten bei ihrem gemeinen Plan allerdings nicht bedacht: Das Mannschaftsfoto kannte die ganze Wahrheit. Doch darauf schaute erst 62 Jahre später jemand genauer und entdeckte den Fehler.
"Er ist ein glatter Versager!"
Besonders ein Mann sorgte 1930 bei der ersten Fußball-Weltmeisterschaft für Aufregung: Schiedsrichter Almeida Rego aus Brasilien. Er muss eine wahre Zierde für seinen Berufsstand gewesen sein - wenn sogar schon sein Kollege Langenus offenherzig über ihn sagte: "Er ist ein glatter Versager!" Doch wie kam der belgische Kamerad zu diesem Urteil? Ganz einfach: Rego hatte beispielsweise sechs Minuten vor dem eigentlichen Ende der Partie zwischen Frankreich gegen Argentinien genug gesehen - und pfiff die Begegnung einfach ab. Dumm nur, dass ausgerechnet in diesem Moment, in dem Rego das Spiel beendete, der Franzose Marcel Langiller ganz alleine auf das Tor der Argentinier zustürmte. Zwar pfiff der brasilianische Schiedsrichter die Partie nach wilden Protesten der Franzosen noch einmal an, aber den Europäern wollte sich nun keine Chance mehr zum Ausgleich bieten.
Dementsprechend wütend waren die Franzosen hinterher auf Almeida Rego. Im Halbfinale zwischen Uruguay und Jugoslawien überbot sich Schiri Rego aber noch einmal selbst, als er die Führung der Südamerikaner zum 2:1 gelten ließ, obwohl der Ball zuvor im Aus war und durch einen Polizisten zurück aufs Spielfeld geschossen wurde. Die erbosten Jugoslawen konnten Rego allerdings nicht umstimmen. Er blieb bei seiner Entscheidung.
Das Finale wurde schließlich wieder vom Belgier Langenus gepfiffen. Allerdings sicherte er sich vor der Partie zu, dass auf seinen Namen eine Lebensversicherung abgeschlossen wurde und dass jeder einzelne Besucher vor dem Betreten des Stadions auf Schusswaffen untersucht werden musste. Die Vorsichtsmaßnahmen des Schiedsrichters hatten einen guten Grund. Tatsächlich fand man weit über 1000 Revolver bei den fast 90.000 Zuschauern. Durch die Leibesvisitationen beim Einlass und den 4:2-Sieg der Gastgeber konnte Langenus nach der Begegnung das Stadion unversehrt und zufrieden - übrigens bei wunderschönem Wetter - wieder verlassen.
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