Der große personelle Umbruch beim Hamburger SV
Seit 2021 ist Robert Glatzel beim Hamburger SV. Der 31-Jährige erzielte in 129 Pflichtspielen 80 Tore für den Bundesliga-Aufsteiger, bereitete 20 Treffer vor. Eine beeindruckende Quote. Und dennoch muss der Mittelstürmer mit seinem bis 2027 laufenden Vertrag bis 2027 in der Ersten Liga nun um einen Platz in der ersten Elf zittern. Denn beim HSV steht der größte Umbruch seit Jahren an.
Um den Klassenerhalt zu schaffen, soll der Kader mit zehn neuen Profis flott gemacht werden. Hinzu kommt eine neue Spielidee mit den Schwerpunkten: sichere Defensive, aggressives Pressing und schnelles Umschaltspiel. Ob da für Glatzel dauerhaft Platz ist?
Ex-HSV-Star Mladen Petric (44) sagt: „Ich gehe davon aus, dass Robert Glatzel eine gute Rolle spielen kann. Wenn man auf Konter spielen will, braucht man auch einen Stürmer wie ihn, der die Bälle festmachen kann, damit die anderen Spieler nachrücken können. Oder der Freistöße herausholt.“
Vereinsintern gibt es bei einigen aber Zweifel, ob Glatzel dauerhaft die ideale Lösung für die neue Spielweise ist. Darum rückte Yussuf Poulsen (31) von RB Leipzig in den Fokus. Er ist ein Stürmer, der im schnellen Leipziger Vertikalspiel seinen Mitspielern Zeit zum Nachrücken verschafft, indem er vorn den Ball gut sichert. Gleichzeitig gilt der Angreifer als erstklassiger, aggressiver Pressing-Spieler. Darum hatte vor zwei Jahren auch Borussia Dortmund Interesse am Dänen.
Merlin Polzin nimmt keine Rücksicht auf Namen
Für ihr künftiges schnelles Umschaltspiel haben die Hamburger bereits Rayan Philippe (24) von Eintracht Braunschweig geholt und mit Ransford Königsdörffer (23) eine weitere Top-Alternative im Kader. Zwar gibt sich Glatzel gelassen, sagt: „Den Konkurrenzkampf im Angriff nehme ich an.“ Doch sein Anspruch ist zu spielen – und nicht auf der Bank zu sitzen.
Dieses Szenario droht ihm aber. Denn Trainer Merlin Polzin nimmt keine Rücksicht auf Namen. Das erlebte Innenverteidiger und Anführer Sebastian Schonlau vergangene Rückrunde. Er verlor seinen Stammplatz – und wird mit großer Wahrscheinlichkeit nach vier Jahren nun das Kapitänsamt abgeben müssen. Denn die Binde soll ein unumstrittener Stammspieler tragen.
Mögliche Kandidaten zum jetzigen Stand: Linksverteidiger und Schweizer Nationalspieler Miro Muheim und Daniel Elfadli. Der Defensiv-Allrounder genießt nach seinem guten ersten Jahr beim HSV ein hohes Ansehen, weil er auch starker Meinungsführer ist.
Ob Schonlau trotz Vertrages bis 2026 bleibt, ist weiter offen und hängt davon ab, wie viele Innenverteidiger noch kommen. Unter anderem auf der Liste des HSV nach der Verpflichtung von Jordan Torunarigha steht Armel Bella-Kotchap vom FC Southampton. Nach einem Meeting mit Sportvorstand Stefan Kuntz und Profi-Fußball-Direktor Claus Costa wurde der Schonlau-Seite bisher nicht nahegelegt, den Verein zu verlassen.
Auch Jonas Meffert muss bangen
Gleichzeitig will Schonlau abwarten, mit welchem System der HSV in der Defensive spielt. Setzt Polzin auf eine Fünfer-Kette, sieht er trotz seiner Schnelligkeits-Defizite eine Chance, als zentraler Mann darin zu agieren. Denn durch die neue Herangehensweise mit deutlich weniger Ballbesitz in der Bundesliga würde es weniger Räume für die Gegner geben, das käme Schonlau entgegen.
Ein weiterer Aufstiegsheld, der um seine Stammposition zittern muss, ist Jonas Meffert. Denn Zugang Nicolai Remberg von Erstliga-Absteiger Holstein Kiel ist im zentralen Mittelfeld gesetzt. Ein Planspiel von Polzin ist, Efadli neben ihn zu stellen. Dieser hatte zuletzt als Innenverteidiger agiert.
Und auch auf Torhüter Daniel Heuer Fernandes, ein weiterer Garant für die Erstliga-Rückkehr, soll Druck gemacht werden. Der HSV sucht einen Schlussmann, der dauerhaft das Potenzial zur Nummer eins hat. Matheo Raab, der den Verein verlassen, wird dies nicht mehr zugetraut. Zuletzt beschäftigten sich die Hamburger intensiv mit dem 22 Jahre alten Nahuel Noll von der TSG Hoffenheim, der in Deutschlands U21-EM-Kader stand. Er hat aber wohl auch die Chance, bei Hannover 96 sofort die Nummer eins zu werden.
Petric betont: „Dem HSV täte es noch gut, Spieler zu holen, die Bundesliga- oder Erstliga-Erfahrung in anderen Ländern gesammelt haben, die das Heft des Handelns in die Hand nehmen und die Mannschaft tragen.“
Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.
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