Siegemund verpasst die Sensation und verliert nach großem Kampf gegen Sabalenka
Laura Siegemund winkte enttäuscht ins Publikum, klopfte sich auf die Brust und durfte doch stolz vom Centre Court gehen. Trotz einer fabelhaften Leistung hat die 37-Jährige in einem Drei-Satz-Krimi gegen die Topfavoritin die nächste Sensation in ihrem Wimbledon-Märchen verpasst. Die große Außenseiterin unterlag der Weltranglistenersten Aryna Sabalenka mit 6:4, 2:6, 4:6 und schaffte damit nicht den Einzug in ihr erstes Halbfinale beim Rasen-Klassiker.
„Sie hat mich so sehr gepusht, sie hat ein unglaubliches Turnier und Match gespielt“, sagte Sabalenka über Siegemund. Siegemund hatte Sabalenka am Rande einer Niederlage, nahm der Belarussin den ersten Satz im Turnierverlauf ab, musste sich am Ende aber knapp geschlagen geben. Die schwäbische Doppel-Spezialistin kassierte für ihr erstes Wimbledon-Viertelfinale 400.000 britische Pfund (rund 464.000 Euro).
Vor den Augen der Schauspielerinnen Jodie Foster und Sienna Miller in der Royal Box auf der Ehrentribüne entnervte Siegemund ihre Gegnerin mit einer ausgefeilten Taktik und zeigte gegen die schlagkräftige Sabalenka zahlreiche Stopps. Am Ende setzte sich aber doch die dreimalige Grand-Slam-Siegerin nach 2:54 Stunden durch.
Siegemund wäre nach den früheren Siegerinnen Steffi Graf und Angelique Kerber sowie Tatjana Maria, Sabine Lisicki, Julia Görges und Bettina Bunge die erst siebte deutsche Halbfinalistin in der Geschichte des Profi-Tennis in Wimbledon gewesen.
Perfekter Start für Siegemund
Um 13.30 Uhr Ortszeit betrat Siegemund zwei Schritte hinter der einen Kopf größeren Sabalenka den sonnigen Centre Court. Sie habe „nichts zu verlieren“ und könne „völlig locker“ an die große Aufgabe herangehen. Und das tat sie. Die Atmosphäre auf dem traditionsreichen Platz schüchterte die Außenseiterin keinesfalls ein - vielmehr schaffte sie einen perfekten Start.
Sabalenka versuchte die Partie sofort mit ihren mächtigen Aufschlägen von bis zu 190 Stundenkilometern zu dominieren. Doch Siegemund hielt dagegen, streute immer wieder unangenehme Stopps ein, schaffte einen Passierball im Fallen und holte sich das erste Break. Sabalenka wirkte sichtbar geschockt, Siegemund setzte nach, setzte ihrerseits die Favoritin unter Druck.
Zuschauer jubeln Siegemund zu
Ungläubiges Gemurmel von den Tribünen zog zwischen den Punkten über den Centre Court. Als Siegemund nach 15 Minuten per Rückhand das zweite Break zum 3:0 schaffte, jubelten die Zuschauer dem Underdog begeistert zu.
Vor der Partie hatte Sabalenka den Spielstil ihrer Gegnerin als „nervig“ bezeichnet. „Es macht null Spaß gegen sie zu spielen, weil sie dich so in den Wahnsinn treibt mit ihren Slices“, erinnerte sich Andrea Petkovic kurz vor dem Match an ihre langjährige Weggefährtin und deren unterschnittene Bälle, „und jedes Mal kommt etwas anderes und gerade wenn du denkst, du hast deinen Rhythmus, bricht sie diesen Rhythmus.“
Und Sabalenka zeigte Wirkung. Einmal schimpfte sie mit einem Balljungen, schüttelte immer wieder den Kopf. Beim Stand von 5:2 wackelte Siegemund plötzlich, gab ihren Aufschlag mit zwei Doppelfehlern ab. Auch dies warf sie jedoch nicht zurück, nach 57 Minuten nutzte Siegemund ihren zweiten Satzball.
Diese Qualität hatte auch die ganz Großen früherer Zeiten begeistert. „Sie kann Rasentennis, das ist eine verlorene Kunst, es gibt bei Damen und Herren nicht mehr viele, die Rasentennis können, und Laura kann das“, schwärmte der dreimalige Wimbledon-Sieger Boris Becker im Podcast mit Andrea Petkovic. „Sie weiß, wie man sich auf Rasen bewegen muss, wie viel Slice und wie viel Aggressivität sie zeigen muss.“
Wut treibt Sabalenka an
Sabalenka stapfte vor dem zweiten Durchgang vom Platz, Siegemund versteckte ihren Kopf in der Pause unter einem Handtuch. Der bessere Start gelang diesmal zunächst der Favoritin, doch auch ein 0:2 brachte Siegemund zunächst nicht aus dem Konzept. „Ganz stark, Come on“, brüllte sie nach einem Fehler der Gegnerin über den Platz.
Wütend drosch Sabalenka den Ball nach einem Aufschlagverlust auf den Rasen. Es blieb ein Spiel auf hohem Niveau, in dem jedoch immer mehr die Belarussin die besseren Antworten hatte. Die spektakulären Ballwechsel entschied nun meist Sabalenka für sich, Siegemund machte kaum noch einfache Punkte. Ein Rückhandfehler besiegelte den Verlust des zweiten Satzes nach knapp zwei Stunden.
Siegemund nahm sich eine lange Pause, Sabalenka trainierte Aufschläge, um die Zeit zu überbrücken. Es ging hin und her, mit einem spitzen Schrei quittierte Sabalenka das Break zum 3:4 für Siegemund. Doch die Weltranglisten-104. ließ einen Spielball zum 5:3 ungenutzt, stattdessen drehte Sabalenka auf und jubelte am Ende befreit auf.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke