„Sehr schwierige Geschichte“ – Siegemund liebt ihren Trainer
Der erste Weg nach ihrem Viertelfinaleinzug in Wimbledon führte Laura Siegemund zu ihrem Freund auf der Tribüne. Innig umarmte sie Antonio Zucca und sprach hinterher über die besondere Beziehung zu dem Italiener, der gleichzeitig ihr Trainer ist. Dank einer abgeklärten Leistung hatte sich die Schwäbin in der Runde der besten 16 gegen die Außenseiterin Solana Sierra aus Argentinien mit 6:3, 6:2 durchgesetzt.
„Das weiß jeder, der mit seinem Partner auch zusammen arbeitet: Das ist eine sehr schwierige Geschichte, es ist sehr schwierig, eine Balance zu finden“, sagte die Tennisspielerin, die sensationell im Alter von 37 Jahren erstmals in der Runde der letzten acht beim Grand-Slam-Turnier in London steht: „Wenn es so bombig läuft wie gerade, gibt es nicht viel, wo man aneinanderkantet.“
Es gebe aber auch Zeiten, in denen sich Beruf und Privatleben nicht immer trennen lasse. „Wenn es auf dem Platz nicht so läuft, es dann mitschleppt und auch in die Beziehung mit reinbringt. Wir teilen uns das ganze Jahr ein Zimmer, man kann gar keine Luft voneinander haben, das ist manchmal auch nicht einfach“, berichtete Siegemund.
Der 33 Jahre alte Sarde war selbst Profispieler, kam aber über Platz 1060 in der Weltrangliste nicht hinaus und verlagerte sich aufs Coaching. Er und Siegemund lernten sich 2017 beim Turnier in Rom kennen, als Zucca zunächst als Trainingspartner bei ihr aushalf. Aus diesem Treffen entwickelte sich sowohl eine berufliche als auch private Partnerschaft, seit 2018 ist Zucca offiziell Siegemunds Trainer.
Siegemund ist ein üppiges Preisgeld schon sicher
Derzeit könnte es für die beiden beruflich nicht besser laufen. Erstmals hat Siegemund die Chance, auf das erste Grand-Slam-Halbfinale im Einzel ihrer Karriere. Zucca jubelte nach dem Erfolg: „Wir haben das überhaupt nicht erwartet, als wir hierhergekommen sind. Sie soll es nun einfach genießen.“
Bei der Erwähnung von Siegemunds Alters und der Tatsache, dass sie die älteste verbliebene Spielerin ist, hatte das Publikum einen Extra-Applaus für die Deutsche gespendet. „Das ist nicht oft, dass man so ein Kompliment dafür bekommt, dass du alt bist“, sagte sie lachend. Siegemund ist die älteste Spielerin, die in der Geschichte des Profitennis ihr erstes Wimbledon-Viertelfinale erreichte.
Nur einmal stand sie zuvor im Einzel unter den besten Acht bei einem Grand-Slam-Turnier: 2020 bei den French Open verlor sie ebenfalls als ungesetzte Spielerin gegen die Tschechin Petra Kvitova. In ihrer Karriere hat Siegemund dennoch schon drei Grand-Slam-Titel gewonnen: zwei im Mixed und einen im Doppel.
In London ist ihr jetzt ein Preisgeld von 400.000 britischen Pfund sicher, umgerechnet 464.000 Euro. „Sensationell“, freute sich Rainer Schüttler, Auswahlcoach der deutschen Tennis-Damen und lobte. „Das war wohlverdient, unglaublich gespielt, gemixt mit Slice, Topspin, Stop, sie hat der Gegnerin keinen Rhythmus gegeben – sensationell und perfekt.“
Viertelfinale gegen Weltranglistenerste Sabalenka
Die kommende Aufgabe gegen die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka am Dienstag könnte aber kaum größer sein. Die Belarussin hatte ihr Spiel gegen Elise Mertens aus Belgien 6:4, 7:6 (7:4) gewonnen. „Sie ist eine der schwersten Gegnerinnen, die man auf Gras haben kann“, blickte die Weltranglisten-104. Siegemund voraus.
Die zehn Jahre jüngere Sabalenka ist eine der erfolgreichsten Tennisspielerinnen ihrer Generation und pflegt einen kraftvollen wie aggressiven Spielstil. Sie hatte bereits einige WTA-Turniere gewonnen, ehe sie 2023 mit ihrem ersten Grand-Slam-Titel ihren endgültigen Durchbruch feierte und im Finale der Australian Open siegte. Diesen Titel verteidigte sie 2024 und gewann zudem die US Open in New York. Nun will Sabalenka auch erstmals in Wimbledon triumphieren.
Siegemund will dies verhindern. Sie steht zudem auch noch im Doppel-Achtelfinale und hat mit der Brasilianerin Beatriz Haddad Maia eine weitere Titelchance im All England Club. Wegen der Dreifachbelastung hatte sie aus der aktuellen Mixed-Konkurrenz zurückgezogen.
Auch in den kommenden Tagen wird Siegemund in Wimbledon wieder mit ihrem Freund auf dem Trainingsplatz stehen. „Die Ergebnisse sprechen für sich“, sagte sie über die Zusammenarbeit mit dem vier Jahre jüngeren Zucca. „Anto“ habe über die Zeit akzeptiert, dass sie eine sehr selbstständige Spielerin sei und selbst an ihrem Spiel feile. „Ich habe umgekehrt mit ihm gelernt, manchmal auch nichts zu sagen und mal zu machen, was er sagt“, sagte sie: „Da bin ich etwas weicher geworden über die Zeit.“
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