Fan Zhendong und Co. "sind ja keine Luftpumpen"
Timo Bolls Abschied bedeutet auch das Ende einer Epoche in der Tischtennis-Bundesliga. Die Liga sieht sich allerdings gut auf Jahr eins ohne ihren langjährigen Superstar vorbereitet - und will sich in Teilbereichen auch neu erfinden.
Die Ära Timo Boll ist Geschichte, doch die Tischtennis Bundesliga (TTBL) sieht auch ohne die deutsche Ikone und jahrzehntelange Zugnummer für die Zukunft nicht schwarz. Im Gegenteil: Der Sensationstransfer von Chinas Olympiasieger und Ex-Weltmeister Fan Zhendong zu Champions-League-Gewinner 1. FC Saarbrücken-TT beflügelt bei den Klubs die Fantasie.
"Unser Blick geht nach vorne", bekräftigt TTBL-Geschäftsführer Nico Stehle in einer stichprobenartigen Umfrage des Sportinformationsdienstes unter TTBL-Akteuren aus verschiedenen Bereichen einen großen Gestaltungswillen: "Wir stehen vor einem neuen Kapitel. Trotz Timos großer Fußstapfen sind wir bereit zum nächsten Schritt - mit neuen Gesichtern, neuen Geschichten und neuen Visionen."
"Internationale Strahlkraft wächst weiter"
Für diesen Dreiklang wird in Jahr eins nach Boll zuvorderst der neue Topstar Fan stehen. "Seine Verpflichtung hat enorme Resonanz in Asien und besonders China gesorgt. Unsere internationale Strahlkraft wächst weiter", sagt Stehle mit Hinweis auf die Social-Media-Reichweite der TTBL von 350 Millionen Usern weltweit. Sichtbarkeit ist für Saarbrückens Teammanager Nicolas Barrois auch "das große Ziel: Wir müssen uns auch international zeigen".
Manager Andreas Preuß von Rekordmeister und Bolls bisherigem Klub Borussia Düsseldorf hält das Reich der Mitte denn auch schon für einen Zukunftsmarkt der TTBL. "Es macht Sinn, nach China zu schauen", meint der Ex-Profi: "Besteht dort Nachfrage für TV-Übertragungen, wären dadurch für die Liga und die Vereine vielleicht auch neue Partner und Sponsoren zu finden. Es tut sich dort auf jeden Fall etwas. Der behutsame Aufbau eines solchen Projektes wäre durchaus möglich."
Spekulationen über Header in Berlin
Generell prognostiziert Preuß mehr Eventisierung. Bei den Topklubs liegen auch entsprechende Pläne in den Schubladen - in der Szene kursieren bereits Spekulationen über einen Double Header in Berlin mit Spitzenspielen von Männern und Frauen. Darüber hinaus beschäftigen sich einige Vereinsmanager auch mit dem Thema einer Klub-WM.
Beim neuen Meister TTF Liebherr Ochsenhausen erwartet Präsident Kristijan Pejinovic mehr Wettbewerb im Liga-Alltag. "Einige Teams sehen ohne Timo auf der anderen Seite mehr Erfolgschancen, holen deshalb mehr gute Spieler und sorgen damit für Qualitätszuwachs und zusätzliche Spannung." Manager Sascha Greber von Ex-Titelträger Werder Bremen sorgt sich ebenfalls nicht um die Zugkraft der TTBL: "Viele unserer Spieler können attraktiv spielen und weiter Hallen füllen."
Im Kreis dieser Profis wird zunächst auch Bolls Nachfolger als Identifikationsfigur der Liga zu suchen sein. "Das wird hart", meint Barrois, aber Preuß ist optimistischer: "Wir stehen nicht vor dem Untergang. Die Liga ist weiter verdammt stark. Außer Fan haben wir immerhin noch einen Doppelweltmeister, mehrere Olympia- und WM-Medaillengewinner und vor allem auch das ganze deutsche Nationalteam - alle unter den Top 20 - in der Liga. Die sind ja alle auch keine Luftpumpen." Saarbrückens Kapitän Patrick Franziska würde sich die Rolle als Frontmann der Liga zutrauen. "Aber", weiß der Nationalspieler, "das entscheiden letztlich die Fans."
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