Warum Frühbucherrabatte nicht immer den besten Preis bringen
Eine Reise mit viel Vorlauf buchen, macht sich bezahlt. Das zumindest versprechen Frühbucherrabatte, mit denen Veranstalter für die nächste Sommersaison gerne werben, wenn es gerade kalt ist: Bis zu 30, 40, teils 50 Prozent Ersparnis seien drin. Doch ist das auch immer der beste Preis?
Sicher ist das nicht. Ob es eine Reise später nicht günstiger gibt, ist nicht ausgeschlossen. Eine Bestpreisgarantie existiert nicht. Wenn Hotels und Airlines merken, dass zu viele Plätze frei sind, gehen sie mit den Preisen noch weiter runter. Bei beliebten Anlagen ist die Wahrscheinlichkeit allerdings gering.
Die Dynamik der Flugpreise könne dafür sorgen, dass Reisen im Laufe einer Saison etwas günstiger werden als prognostiziert, bestätigt Tui-Sprecher Aage Dünhaupt, fügt aber an: „Oder teils auch erheblich teurer.“ Im Regelfall sei der Frühbucherpreis damit der beste Preis.
Reisepreise wie an der Tankstelle
Doch daran hatte zuletzt etwa ein Bericht des NDR Zweifel geweckt. Häufiger habe man schon erlebt, dass Kunden wiederkommen und sich beschweren, weil der Preis günstiger geworden sei als mit dem Frühbucherrabatt, hieß es dort aus einem Reisebüro. Die Rede war von Reisepreisen wie an der Tankstelle, die sich stündlich neu entwickelten.
Dass der ganz frühe Vogel immer die günstigste Reise schießt, stellt auch eine Analyse von Holidaycheck infrage: Identische Reisen für den Sommer 2026 waren da im November teils bis zu 20 Prozent günstiger zu haben als im Oktober.
Der Reisevertriebsexperte Ömer Karaca bestätigt, dass das vorkommen kann. In der vergangenen Sommersaison habe dabei aber eine Rolle gespielt, dass relativ viele Urlauber nicht früh gebucht hätten, auch weil die Frühbucherpreise recht hoch waren. Die Folge: Erst im Laufe der Saison wurde rabattiert. „Das ist immer ein nachfragegetriebenes Thema“, sagt der Geschäftsführer von Schmetterling International, einem Dienstleiter für über 2000 unabhängige Reisebüros.
Mit Blick auf die Buchungen für nächsten Sommer sieht Karaca Preisvorteile in den derzeitigen Rabatten: „Die Frühbucherpreise für die kommende Saison sind für Verbraucher sehr attraktiv.“ In den Hotels in den Zielgebieten habe man gelernt, dass man mit überhitzten Preisen in Deutschland nichts erreicht, lautet seine Einschätzung.
Mit Kulanz können Urlauber nicht rechnen
Tiana Schönbohm von der Verbraucherzentrale Niedersachsen sieht in den dynamischen Preisen ein Problem: „Früher konnte man sich mehr darauf verlassen, eine Reise zum besten Preis gebucht zu haben“, sagt die Juristin. Ihr Rat: Urlauber sollten Frühbucherrabatte kritisch hinterfragen. Und finden sie heraus, dass eine mit Rabatt beworbene gebuchte Reise Monate später günstiger zu haben ist, sollten sie dem Veranstalter kritisches Feedback geben.
Doch für ein Anrecht darauf, die Differenz wieder ausgezahlt zu bekommen, gebe es keine eindeutige rechtliche Grundlage, sagt Schönbohm. Dass man wohl kaum auf Kulanz hoffen kann, bestätigt eine Rückmeldung der Anex-Gruppe, zu der die Reiseveranstalter Anex Tour, Neckermann, Bucher und Öger Tours gehören: „Differenzzahlungen gibt es nicht.“
Sparfüchse, die die Chance auf bessere Schnäppchen wahren wollen, als sie die Frühbucherrabatte versprechen, bleibt nur, einen Flextarif zu buchen. Den bieten viele Veranstalter an. Damit kann man bis zu einem festgelegten Zeitpunkt vor Reisestart ohne Angaben von Gründen kostenfrei stornieren. Der Gedanke: eine Reise absagen und neu buchen, falls sie günstiger zu bekommen ist. Dafür muss man aber auch bereit sein, ständig weiter die Preise zu beobachten.
Wer früh bucht, hat die volle Auswahl
Am Ende ist der Preis ja nicht der einzige Grund, aus dem Menschen frühzeitig Reisen buchen. Bestimmte Zimmerkategorien wie Familienzimmer oder Räume mit Meerblick zum Beispiel sind bei beliebten Hotels rasch ausgebucht, berichten Veranstalter. Nachgefragt sind auch bestimmte Flugzeiten – etwa tagsüber an einem Wochenende.
Es geht etwa auch um Planbarkeit: das Wunschhotel im Wunschland, gute Flugzeiten oder der festgelegte Reisezeitraum. Für Familien mit schulpflichtigen Kindern ist das ebenso wichtig wie für Berufstätige mit strikten Vorgaben für Urlaubszeiten.
„Wer Verlässlichkeit braucht, dem raten wir früh zu buchen“, sagt selbst Verbraucherschützerin Schönbohm. „Auch in dem Wissen, dass es später vielleicht noch mal günstiger wird.“
Doch weil man sich früh festlegt und bis zum Sommer viel passieren kann, empfiehlt sich gerade für Familien mit Kindern, aber auch alle, die gesundheitliche Probleme oder andere Unsicherheiten ein flexibler Tarif oder eine Police, die den Reiserücktritt in bestimmten Fällen absichert.
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