Ex-Beatle Paul McCartney gilt als Familienmensch und lebt dies auch im Urlaub. Im Sommer machte der 83-Jährige Schlagzeilen, weil er auf der Yacht „Sherakhan“ – 13 Kabinen, 19 Crewmitglieder – vor der italienischen Amalfiküste gesichtet wurde. Oder besser gesagt vor dem Schiff im Meer planschend, unterstützt von zwei bunten Poolnudeln.

Mit in die Ferien gekommen waren Ehefrau Nancy Shevell (65), Sohn und Musiker James (48), Tochter und Designerin Stella (54) sowie mehrere Kindeskinder der XXL-Familie McCartney.

Nicht jeder Großvater kann eine 60 Meter lange Luxusyacht für rund 600.000 Euro pro Woche mieten. Aber auch in der breiten Bevölkerung erfreuen sich Reisen über mehrere Generationen hinweg zunehmender Beliebtheit. Ob „Multi-Gen“ (mit allen) oder „Skip-Gen“ (ohne die jungen Eltern, also Oma/Opa mit Enkeln): Warum sind Mehrgenerationenreisen so angesagt? Welche Urlaubsarten bieten sich an? Und was gilt es zu beachten?

Den Trend zum Reisen im erweiterten Familienkreis belegen Umfragen, insbesondere seit der Corona-Zeit. So gaben in der internationalen Hilton-Studie von 2021 rund 54 Prozent der Deutschen an, entsprechende Pläne zu haben. Bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 34 Jahren waren es sogar 60 Prozent, die mit Geschwistern, Großeltern und Cousins unterwegs sein wollen.

Hintergrund sei der Nachholbedarf am Reisen generell und der Wunsch, Zeit mit seinen Liebsten zu verbringen, so die Erklärung von David Kelly, Hilton Senior Vice Präsident für Kontinentaleuropa. Da böte es sich an, beides zu kombinieren.

Laut einer 2025 veröffentlichten Umfrage der Family Travel Association (FTA) mit dem Tisch Center for Hospitality NYU und der Edinburgh Napier University buchen bereits 55 Prozent der amerikanischen Familien Mehrgenerationenreisen.

Nachfrage und Kapazitäten

Lynn Minnaert, Co-Autorin der Studie, zeigte sich in diesem Zusammenhang verwundert, dass die Reisebranche diesem Phänomen nicht genügend Aufmerksamkeit schenke: „Es ist immer noch schwierig, Zimmer mit Verbindungstür und Flüge für Gruppen zu buchen.“

Bei deutschen Veranstaltern ist dies oft möglich – ob die Kapazitäten der Nachfrage gerecht werden, ist jedoch eine andere Frage. Fakt ist: Innerhalb des Familiensegments sei der Trend zur Mehrgenerationenreise – vor allem in den Ferienzeiten – definitiv erkennbar, bestätigen Dertour, TUI, Anex Tour, Alltours und Schauinsland Reisen.

Auch „Skip Gen“ gewinnt laut TUI-Produktchef Steffen Boehnke an Bedeutung, „denn die heutige Generation der Großeltern ist sehr reiseaffin.“ Zudem sei sie sportlich aktiv und kulturell interessiert, so Alltours-Sprecher Jens Völmicke.

Neben der finanziell guten Ausstattung der Boomer sieht Sabine Walper, Direktorin des Deutschen Jugendinstituts (DJI) in München, dafür einen wesentlichen Grund: „Die Beziehungen zwischen den Generationen werden immer besser, enger und vertrauensvoller, das zeigen viele Studien.“

Die Vorteile liegen auf der Hand: Entlastung für die jungen Eltern, Intensivierung der Bindung zwischen Oma, Opa und Enkeln, mehr Aufmerksamkeit für kleinere Kinder. „Grundvoraussetzung ist, dass bei der Planung die jeweiligen Interessen, aber zum Beispiel auch die körperlichen Möglichkeiten der Älteren ausgelotet werden“, so Walper.

Darauf sollte Rücksicht genommen werden, etwa wenn es um Touren bei Aufenthalten in den Bergen geht. Reden hilft – auch, was die gemeinsame Zeit betrifft: „Ein Urlaub über mehrere Generationen sollte nicht zu lange dauern, um die Toleranz nicht auszureizen.“

Ferienhäuser für Familien als bezahlbare Option

Zehn Tage zu siebt auf Mallorca – bei Familie Wenzel aus Hamburg klappte dies im August prima. Schon ein Jahr zuvor hatte die Planung begonnen, dabei stand Mallorca schnell als Ziel fest: „Bei guter Erreichbarkeit, Sicherheit, Sonnengarantie und dem schönen Städtchen Artà, das wir schon kannten, waren sich alle einig“, sagt Laura Wenzel (36), Dozentin für Sozialpädagogik.

Sie, ihr Partner sowie Schwester, Schwager und die Großeltern sind schon öfter miteinander gereist. Zwar habe sich die Idee, dass die dreijährige Tochter Fritzi mit den Kindern im Ort spiele, nicht erfüllt. Aber insgesamt seien alle zufrieden mit Strandausflügen, gemeinsamen Spielen oder individuellen Wandertouren gewesen.

Es war allerdings nicht so einfach, eine bezahlbare Unterkunft zu finden, die rundherum gefiel. Über AirBnB buchte die Familie schließlich ein geräumiges Haus mit fünf Schlafzimmern, zwei Badezimmern und zwei Toiletten in Artàs Altstadt.

Für Gruppen dieser Größe sind Ferienhäuser meist die naheliegende Wahl. In Hotels sind oft nur zwei Doppelzimmer mit Verbindungstür möglich. Zimmer mit zwei Verbindungstüren seien sehr selten, da sie von den Gästen nicht als attraktiv empfunden würden, heißt es bei Alltours, wo jedoch ebenso wie etwa bei Dertour die Hotelpartner nach drei nebeneinanderliegenden Doppelzimmern gefragt werden können.

Bei Anex Tour (dazu gehören auch Öger Tours, Neckermann Reisen) sind einige Dreier-Doppelzimmer-Kombinationen im Programm. Gefragt seien Familiensuiten mit mehreren Zimmern inklusive Wohnbereich, so Sprecherin Kathrin Rüter-Pantzke.

Bei Schauinsland Reisen werden Apartments mit drei oder mehr Einheiten nebeneinander angeboten. Man habe den Mehrgenerationentrend schon länger im Visier und setze dabei auf Hotels, die sowohl Familienbereich mit Animation und Kinderclubs („Kattas Welt“) böten als auch Adults-Only-Zonen für ruhebedürftige Großeltern.

Vor allem höherpreisige Resorts zum Beispiel in Griechenland oder der Türkei bieten inzwischen größere Bungalows an, in denen sich mehrere Parteien einer Familie wohlfühlen können. Vorteil: Animation und Aktivitäten der Anlage können genutzt werden, die Privatsphäre bleibt trotzdem gewahrt. Opa spielt Tennis, Oma schwimmt, junge Eltern nutzen das Yoga- und Fitness-Angebot, der Nachwuchs tobt sich mit anderen Kids aus und danach treffen sich alle zum Essen – so oder ähnlich kann der Ferientag aussehen.

Der City-Trip für zwischendurch

Ideal für „Multi-Gen“ oder „Skip Gen“ ist ein Klassiker: Ferien auf dem Bauernhof. Über landreise.de lassen sich gezielt Ziele unter dem Motto „Urlaub mit Oma und Opa“ ansteuern. Meist sind es Höfe mit gehobenem Standard („LandSelection“) wie der Esterer Hof am Chiemsee. Im Feintuning lassen sich jede Menge Interessen skalieren, wie Stallbesuch und Ponyreiten für die Enkel, Angel- und Jagdmöglichkeit oder Radtouren für die fitten Großeltern.

Wer als Gruppe sucht, findet unter landsichten.de Ziele wie den Gutshof Schulze Althoff im Münsterland. Er wird von drei Generationen geführt. Gelebte Familie – auch das ist neben Naturnähe und Nachhaltigkeit ein schönes Argument für Mehrgenerationenurlaub auf dem Land.

Es lässt sich beim jungen Gemüse keine Begeisterung mehr für den Streichelzoo wecken? Teenies lassen sich von den Großeltern gerne auf einen City-Trip einladen. Auch hier gilt: Nicht zu lang, nicht zu weit weg, und der Mix aus Sightseeing, Shopping und Unterhaltung sollte vorher besprochen werden.

Neben dem Bestseller London sind Wien, Kopenhagen, Amsterdam oder Hamburg bestens geeignete Ziele, heißt es bei den Experten von Dertour und Ameropa. „Alle bieten ein abwechslungsreiches Programm für Jung und Alt: spannende Museen und Kulturangebote, grüne Oasen für entspannte Pausen sowie ein breites Spektrum an Freizeitmöglichkeiten“, sagt Luisa Röllke vom Bahnreiseveranstalter Ameropa.

In dessen Kombipaketen aus Zug und Hotel sind oft auch Nahverkehrstickets oder Ermäßigungen für Sehenswürdigkeiten enthalten. Bei der Planung empfiehlt sich ein Hotel in Zentrumsnähe, aber nicht direkt an der Hauptstraße (die Älteren möchten nachts ein Auge zutun); in Wien oder Kopenhagen gibt es Familienhotels, die jeweils fußläufig zu Prater oder Tivoli liegen.

„Paris – vom Eiffelturm über eine Bootsfahrt auf der Seine bis hin zum Disneyland Paris – und Berlin mit dem Legoland Discovery Center, den Berliner Unterwelten, dem Mauerpark und einer Bootsfahrt auf der Spree sind ebenfalls spannende Mehrgenerationenziele“, sagt Dino Steinkamp, Director Städtereisen und Themenparks bei Dertour.

Wer mit dem Zug fährt, kann sich unterwegs schon entspannt austauschen. Auf einem Kreuzfahrtschiff ist bereits der Weg das Ziel. Die Pluspunkte dieser beliebten Reiseart (2024 machten laut Deutschem Reiseverband DRV mehr als drei Millionen Deutsche eine Hochseekreuzfahrt) sind auch für größere Familien interessant: Jede Altersklasse sucht sich an Bord das aus, was gefällt.

Familienkabinen mit Verbindungstür gestatten Großeltern und Enkel Nähe bei getrennten Zonen – bis fünf Personen bei Aida Cruises (etwa auf „Aida Nova“ und „Aida Cosma“) und bis sechs Personen bei TUI Cruises. Bei „Mein Schiff 3“ bis „Mein Schiff 6“ lassen sich zwei oder drei nebeneinanderliegende Kombi-Balkonkabinen buchen. Dies ermögliche „echte Ferienhaus-Atmosphäre“, sagt Sprecherin Sabine Lüke, die Balkone können miteinander verbunden werden.

Bleibt die Frage nach der Route: Hier punkten Fahrten durchs westliche Mittelmeer mit etwa sieben Tagen Dauer, meist wenig Seegang und der Abwechslung zwischen Stadt, Kultur und Erholung (zum Beispiel ab/bis Mallorca mit Rom und Barcelona).

Auch preislich winken Vorteile: Aida Cruises bietet nicht nur Kindern bis 15 Jahren, sondern auch Jugendlichen zwischen 16 und 24 Jahren Ermäßigungen. Neu bei MSC Cruises ist der Family-Comfort-Tarif: Dabei können Passagiere zwei Kabinen – auch mit Verbindungstür – buchen und die zweite Person bekommt 30 Prozent Rabatt. Der Erwachsene in der Kabine muss dabei nicht Elternteil sein, möglich sind also auch Oma oder Opa mit Enkel. Für letztere gelten übrigens auch „Single Parent“-Tarife für Alleinreisende mit Kindern.

Was den Radius von Mehrgenerationenreisen zu Lande betrifft, sind wegen des Preis-Leistungs-Verhältnisses die Türkei oder Ägypten beliebt, sagt Georg Wesch von Schauinsland Reisen. Auf der Fernstrecke locken Thailand oder die Karibik XXL-Familien mit Exotik und All-inclusive-Konzepten.

Wer Abenteuer für alle sucht und ein größeres Budget hat, fliegt nach Tansania, Kenia, Namibia oder Südafrika, um Leoparden oder Elefanten in der Natur zu beobachten. Spezialanbieter wie Safari Frank melden eine verstärkte Nachfrage nach generationsübergreifenden Safaris: „Während die Kinder in der Buschschule sind und die Eltern eine geführte Wanderung unternehmen, genießen die Großeltern die Annehmlichkeiten der Lodge“.

Wer weiß, vielleicht zeigen die nächsten Urlaubsbilder von Paul McCartney den Ex-Beatle samt seiner Familienschar auf Löwenpirsch.

Tipps und Informationen:

Ferienhäuser bieten Portale wie casamundo.de (weltweit, großes Angebot für Europa) oder vipio.com: Unterkünfte für Gruppen ab acht Personen, auch ausgefallene Quartiere wie eine alte Mühle oder eine ehemalige Kirche, mit Sauna oder Kino. Für die Balearen hat fincallorca.de passende Häuser.

Bauernhofurlaub über landreise.de, landsichten.de oder bauernhofurlaub.de

Familienunterkünfte in Hotels sind zum Beispiel „TUI Time To Smile de Ole School“ an der Howachter Bucht, Loft für bis zu zehn Personen mit Kamin, Sauna und Dachterrasse. Oder „Amirandes A Grecotel Resort To Live“, Villen bis zu sechs Personen auf Kreta (Dertour). Oder das „Susesi Hotel“ im türkischen Belek mit zwei Schlafräumen, einem Wohn- und einem Dachzimmer für bis zu sechs Personen (Anex Tour).

Städtereisen etwa nach Amsterdam inklusive Hotel und Zugtickets mit bahnhit.de (kostenfreie Kindermitnahme bis 14 Jahre möglich). Für Wien bietet sich das „family package“ mit Unterkunft im „Austria Classic Hotel“ und Vienna City Card an (classic-hotelwien.at). In Hamburg hat ameropa.de das „JUFA Hotel Hamburg HafenCity“ inklusive Hamburg Card und Musical-Angeboten plus DB-Anreise im Programm.

Familienkreuzfahrten über aida.de, meinschiff.com, msccruises.de

Fernreisen zum Beispiel ins „Lopesan Costa Bavaro Resort“ in der Dominikanischen Republik mit schauinsland-reisen.de; familienfreundliche Safaris bieten etwa safarifrank.de oder evaneos.de

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