Endlich offen und super prächtig – das größte archäologische Museum der Welt in Kairo
Die Website des Grand Egyptian Museum hatte es so vermeldet: Mit der Wiedereröffnung für die Öffentlichkeit am 4. November solle „eine neue Ära antiker Wunder“ anbrechen. Eine vollmundige Ankündigung.
Besucher waren allerdings schon mehrmals vertröstet worden. Die Eröffnung des größten archäologischen Museumskomplexes der Welt war mehrfach verschoben worden. Zuletzt vom 3. Juli auf das 4. Quartal.
Nun ist es soweit: Nachdem Staats- und Regierungschefs und internationale Prominenz die Eröffnung mit Feuerwerk und einer Musik- und Lichtshow schon am 1. November feierten, können jetzt Besucher das Ausstellungshaus der Superlative in voller Gänze erkunden – denn in Teilen zugänglich ist es bereits seit einem Jahr.
Die Grundsteinlegung für das Museum am Stadtrand von Kairo fand bereits im Februar 2002 statt. Ernsthaft mit dem Bau begonnen wurde 2005 – vor 20 Jahren. Doch das ehrgeizige Projekt wurde immer wieder von Rückschlägen geplagt.
Wie ein Fenster in die Seele
Da waren die Weltwirtschaftskrise 2008, der Arabische Frühling 2011 mit politischer Instabilität, die weltweite Pandemie und Kriege in den Nachbarländern. Dazu kamen Finanzierungsprobleme. Inzwischen werden die Baukosten auf über eine Milliarde Dollar beziffert.
Ende 2024 wurden dann elf der zwölf Galerien für Besucher eröffnet. Was fehlte, war der Grabschatz von Tutanchamun – der berühmteste archäologische Fund Ägyptens.
Im Frühjahr war die goldene Totenmaske von Tutanchamun noch im ersten Stock des 1902 eröffneten Ägyptischen Museums im Zentrum Kairos in einem abgedunkelten Raum zu sehen. Mit ihren tiefschwarz schimmernden Augen aus Obsidian übt die zehn Kilo schwere Maske eine geheimnisvolle Anziehungskraft auf den Besucher aus und scheint wie ein Fenster in die Seele des jungen Pharaos, der vor über 3300 Jahren lebte.
Der Grabschatz, den der britische Archäologe Howard Carter 1922 im Tal der Könige in Luxor entdeckte und der über 5000 Stücke umfassen soll, ist das Highlight des neuen Museums. Nur ein Teil davon war bisher zu sehen, darunter die zwei lebensgroßen Wächterstatuen mit vergoldeter Kleidung, der reich mit Ornamenten und Edelsteinen verzierte Thronsessel und die kunstvoll bemalten Sandalen des Königs.
Der komplette Grabschatz
Nun soll erstmals die gesamte Schatzsammlung des Grabes zusammen mit mehr als 100.000 Artefakten aus verschiedenen Epochen der altägyptischen Kultur und Geschichte – von der Frühgeschichte über das Alte Reich bis zur griechisch-römischen Zeit – auf mehr als 24.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche im neuen Museum gezeigt werden.
Wer die rund 20 Kilometer lange Anfahrt vom Zentrum beendet hat, steht erst einmal auf einem riesigen mit Steinplatten gepflasterten Platz und blickt auf den Eingang, der die Pyramiden nachempfinden soll und dessen Wände mit Hieroglyphen bedeckt sind. Beim Eintritt in die Haupthalle ist man zunächst beeindruckt von der Größe des Bauwerks.
Im Atrium zieht die 3000 Jahre alt und zwölf Meter hohe Kolossalstatue von Ramses II., des mächtigsten Pharaos des alten Ägyptens, die Blicke der Besucher auf sich. Die Granitstatue wiegt über 80 Tonnen. Sie wurde 1820 – auf der Seite liegend und in sechs Teile zerbrochen – von einem italienischen Ägyptologen gefunden und 1954 vor dem Bahnhof in Kairo aufgestellt, wo sie ein halbes Jahrhundert inmitten von Verkehr und Smog stand. 2006 transportierte man sie dann mit viel technischem Aufwand zum neuen Museumsstandort.
Vom Atrium führt eine breite Treppe hinauf, vorbei an 60 Statuen, Säulen und Sarkophagen, die den Aufstieg säumen. Oben auf der Treppe steht man vor raumhohen Fenstern, durch die man einen Blick auf die Pyramiden von Giseh hat.
Einen Steinwurf vom Weltwunder der Antike entfernt
Von hier betritt man die zwölf Hauptgalerien des Museums, die sowohl chronologisch als auch thematisch geordnet sind. Man kann beliebig zwischen den Galerien wechseln. Die einzelnen Exponate werden würdevoll präsentiert. Zu sehen sind die kniende Statue der Königen Hatschepsut, eine Armee von kunstvoll aus Holz geschnitzten nubischen Kämpfern, Jahrtausende alte Colliers aus winzigen Halbedelsteinen mit Goldverschluss, ein riesiges mumifiziertes Krokodil und eine über 3000 Jahre alte Perücke aus geflochtenem Menschenhaar.
Das neue Museum liegt nur zwei Kilometer von dem einzigen verbliebenen Weltwunder der Antike – den Pyramiden von Giseh – entfernt und ist derzeit noch umgeben von gigantischen Baustellen. Ein U-Bahnhof soll in der Nähe entstehen. Seine Fertigstellung wird wohl noch ein paar Jahre dauern.
Wer die Pyramiden besichtigen will, muss allerdings kilometerweit über eine Autobahn fahren. Denn seit April ist der bisherige Haupteingang am Mena House in der Nähe der Cheops-Pyramide gesperrt. Der neue Eingang liegt nun im Osten des riesigen Areals. Von dort fahren elektrisch betriebene Shuttle-Busse über das Plateau. Privatautos und Reisebusse sind verboten.
Die monumentalen Grabmäler wurden vor etwa 4500 Jahren errichtet. Die größte ist die Cheops-Pyramide und ragt etwa 147 Meter gen Himmel. Ihre über zwei Millionen Steinblöcke wiegen etwa 2,5 bis 15 Tonnen. Die 135 Meter hohe Chephren-Pyramide liegt auf einem etwas höher gelegenen Platz und wirkt daher größer. Die dritte Mykerinos-Pyramide ist mit 65 Meter wesentlich kleiner.
Zu der Nekropole gehören weitere Gräber, Tempel und die berühmte Sphinx, ein Monument mit dem Körper eines Löwen und dem Kopf eines Pharaos. Unterhalb der Sphinx gibt es einen Seiteneingang, an dem eine Ansiedlung mit Hotels, Restaurants und Souvenirgeschäften liegt.
Hier ist auch der einzige Ort, wo man die Pyramiden bei Sonnenuntergang bewundern kann. Denn das Gelände schließt um 17 Uhr. Und hier findet auch allabendlich eine Sound-and-Light-Show statt, bei der die Pyramiden in verschiedenen Farben angestrahlt werden, während geheimnisvolle Geschichten über die Pharaonen und die Sphinx erzählt werden – ein magisches Erlebnis.
Tipss und Informationen:
Anreise: Egyptair (egyptair.com), Austrian (austrian.com) und Lufthansa (lufthansa.com) bieten Flüge von verschiedenen Städten an.
Einreise: Ein Visum gibt es mit einem sechs Monate gültigen Reisepass bei der Einreise für ca. 22 Euro.
Museum und Umgebung: Das Great Egyptian Museum (visit-gem.com) ist täglich außer Samstag und Mittwoch von 8.30 bis 19 Uhr, Samstag und Mittwoch von 8.30 Uhr bis 22 Uhr geöffnet; Eintritt umgrechnet rund 26 Euro. Der Eintritt auf das Giseh Plateau mit den Pyramiden (https://egymonuments.gov.eg/en/monuments/the-great-pyramid) kostet etwa 18 Euro.
Auskunft: visitegypt.com
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