Aperol Spritz zu süß? Das sind die Alternativen
Sommer, Sonne – Aperol Spritz? Für viele nördlich der Alpen ist der orangefarbene Cocktail auf Prosecco-Basis der Inbegriff des Aperitivo, ein Ausdruck italienischen Lebensgefühls.
Warum der Spritz so beliebt ist? Er ist Sommer im Glas: Mit seiner leuchtend orangen Farbe bringt er selbst an grauen Tagen ein Stück italienische Sonne auf den Tisch. Doch in seiner Heimat ist der Spritz längst nicht das Maß aller Dinge, wenn es um Drinks geht, die traditionell vor dem Essen getrunken werden.
Überschätzter Klassiker
Wer zum Beispiel in Rom unterwegs ist, sieht in vielen Bars, dass statt des überschätzen Aperitivo dort ein anderer Klassiker auf dem Tisch steht: der dunkelrote Campari-Soda. Warum? Diana Barbieri, eine der renommiertesten Baristas der Stadt, weiß die Antwort: „Aperol Spritz ist zu süß. Erinnert eher an eine Limonade. Noch dazu enthält er kaum Alkohol!“
Barbieri ist die Barmanagerin im „Relais & Châteaux Palazzo Ripetta“, ein Hotel in einem ehemaligen Nonnenkonvent aus dem 17. Jahrhundert, gleich um die Ecke von der Piazza del Popolo. Das Haus verfügt über 78 Zimmer, hat aber (nicht ganz traditionsgerecht, wenn man an die Nonnen denkt) drei Bars.
Dort kehren nicht nur Hotelgäste ein, sondern auch viele Römer. Und ihre Landsleute, sagt die 39-jährige Barbieri, die auch schon hinter Theken in den USA und Australien gestanden hat, bevorzugten Campari-Soda, weil der mehr Umdrehungen und deutlich mehr Bitteraroma hat.
„Das Bittere kommt der deftigen römischen Küche entgegen“, findet Barbieri. Außerdem erfülle eine herbe, klare Note auch besser den Zweck eines Aperitivo: „Er soll schließlich den Appetit anregen, aber nicht schon durch fruchtige Süße den Hunger stillen.“
Echter und falscher Negroni
Barbieri hat weitere Empfehlungen für alle parat, die den Abend mediterran einläuten möchten: erstens einen Martini, also einen Drink aus Gin und trockenem Wermut, aber leicht abgewandelt durch Zugabe von Orange Curaçao. Farblich sei das fast ein Zwilling des Aperol Spritz, geschmacklich habe dieser Drink aber deutlich mehr Tiefgang. Noch besser aber passt der große, alte Negroni.
Er entstand angeblich 1919 auf Wunsch eines Grafen gleichen Namens, dem es zur blauen Stunde nach einem kräftigen Schuss Gin dürstete, aber nicht pur. „Negroni besteht nur aus drei Zutaten“, erklärt Barbieri: „Gin, Campari, süßer roter Wermut. Eins zu eins zu eins. Dazu Eiswürfel, eine Zitronenzeste – und fertig. Kein Shaker, kein Drama. Kann man auch gut zu Hause machen.“ Erfunden wurde er in Florenz, der Negroni wird aber auch in Rom und auf Sizilien gern getrunken.
Für Aperitif-Fans, die vor dem Essen auf Prickelndes nicht verzichten wollen, gibt es ebenfalls eine Lösung: den „falschen Negroni“ – Negroni Sbagliato. Dabei ersetzt trockener Prosecco den Gin. Dieser Drink ist in den 1970er-Jahren in der famosen Mailänder „Bar Basso“ kreiert worden, angeblich aus Versehen, weil der Barmann zwei Flaschen verwechselt haben soll.
Ob klassisch oder prickelnd, der Negroni verdient auch hierzulande wieder mehr Aufmerksamkeit. In Fachkreisen ist er ohnehin die Nummer eins. Die britische Zeitschrift „Drinks International“ kürte ihn 2025 zum vierten Mal in Folge zum beliebtesten Cocktail der Welt. Und der Aperol Spritz? Landete in der gleichen Umfrage nur auf Rang acht – noch hinter Margarita und Espresso Martini.
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