Mittelgebirge ganz entspannt – E-Biken zwischen Harz und Schwarzwald
Klischee und Klosterbräu: Vom Rhein in Schwarzwaldhöhen
Frauen mit großen, roten Bollenhüten und mächtige Bauernhäuser mit dem charakteristischen Walmdach – das Schwarzwaldklischee lebt, zumindest auf dem Vogtsbauernhof in Gutach. Das Freilichtmuseum zeigt eindrücklich das Leben im Schwarzwald in den vergangenen 400 Jahren. Die bilderbuchschönen Häuser stehen im Gutachtal, nur einen kurzen Abstecher entfernt von der Radroute entlang der Kinzig.
Von der Rheinebene bei Offenburg windet sich der Weg durchs längste Schwarzwaldtal vorbei an den Weinbergen der Ortenau hinauf in die waldigen Höhen. Ab Alpirsbach, dem Ort mit dem berühmten Klosterbräu, wird’s anstrengend: Die Asphaltpiste geht über in Waldwege und steigt Richtung Freudenstadt merklich an. Gut, wer jetzt mit Akku-Kraft unterwegs ist, um es vergleichsweise bequem zu haben.
Nach der Kinzig begleitet einen das Flüsschen Murg wieder hinunter ins 500 Meter tiefer gelegene Rheintal. Die Tour de Murg-Radroute führt über knapp 70 Kilometer vorbei an Baiersbronn, dem Ort mit Deutschlands größter Michelin-Stern-Dichte, vorbei an Dörfern mit schönen Fachwerkhäusern. Hinter Rastatt biegt die Route schließlich in den Rheinradweg ein. Von hier geht es auf Genussrad-Niveau zurück zum Startpunkt in der Ortenau.
Info: Die Radrunde Mittelschwarzwald führt 227 Kilometer über Kinzigtalradweg, Tour de Murg und Rheinradweg (schwarzwald-tourismus.info)
„Grünes Dach“: Anspruchsvoller Radfernweg
Bayerischer Wald und Oberpfälzer Wald gehören zu einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Europas. Auf Fernradler wartet also viel dunkles Grün, aber genauso viele sportliche Anstiege, die die Route zum anspruchsvollsten Radfernweg in Deutschland machen – außer man startet von vorneherein mit dem E-Bike.
Vor allem der steile Anstieg zum Arber-Bergsattel „Brennes“ könnte einige motorlose Radbegeisterte zum Umstieg auf den Bus animieren. Eigentlich beginnt die Radroute „Grünes Dach“ einen Kilometer vor der tschechischen Grenze in Nentschau. Aber für Radler stellt das kein Problem dar, denn sie gelangen ab Hof über den Saaleradweg und das Radwegenetz im Vogtland zum Ausgangspunkt.
Die Route verläuft vorwiegend über Waldwege und wenig befahrene Landstraßen. Nur auf Abschnitten in der Oberpfalz führt der Weg aufgrund der sanfteren Steigung an Hauptstraßen entlang. Zu den kulturellen Sehenswürdigkeiten zählen unter anderem der Drachenturm in Treffelstein, das Kloster in Schönthal sowie das Biertor und der Marktplatz in der Altstadt von Cham.
Info: Der Radfernweg „Grünes Dach“ ist 307 Kilometer lang, weist über 3000 Höhenmeter auf und erfordert streckenweise sichere Fahrtechnik (radlland-bayern.de; oberpfaelzerwald.de)
Harz, aber herzlich: Abstecher zu Brocken
Die lange Runde um Deutschlands nördlichstes Mittelgebirge auf den Spuren von Heinrich Heines Harzreise führt durch die drei Bundesländer Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Der Harz fordert dabei etwas Sportsgeist vom Radtouristen, nicht nur wegen des selbst im Sommer manchmal rauen, kühlen Klimas.
Weite Strecken des Harz-Rundweges sind zwar asphaltiert, viele Kilometer verlaufen allerdings auch auf zum Teil holprigen Wald- und Feldwegen, und die Höhenmeter unzähliger Steigungen summieren sich im Laufe der gesamten Strecke auf mehr als 4500.
Glücklich sind hier abermals womöglich die E-Bike-Fahrer. Ein Navigationsgerät und eine Landkarte machen sich auf jeden Fall bezahlt, denn die Beschilderung für Radfahrer ist je nach Region teilweise lückenhaft. Dafür punktet der Harz mit seiner Landschaft: Die Route führt durch ausgedehnte, oft sehr dichte Mischwälder und romantische, abgelegene Flusstäler.
Nicht zu vergessen: die großartige Kultur und Architektur, etwa in den beiden Unesco-Welterbestädten Goslar und Quedlinburg sowie in den Fachwerkstädten Nordhausen und Wernigerode. Von hier könnte man auch einen Abstecher zum Brocken, Norddeutschlands höchstem Berg, unternehmen. Der Gipfel auf 1141 Meter am Ende der Brockenstraße erfordert allerdings zusätzliche Kondition bzw. Akkuladung für 900 Höhenmeter und rund 25 Kilometer extra.
Andere erklimmen lieber kulinarische Gipfel. Der Tipp dazu: Im Landhaus „Zu den Rothen Forellen“ in Ilsenburg machten einst schon Heinrich Heine, Friedrich Schiller, Hans Christian Andersen und Kaiser Wilhelm eine Rast. Noch heutzutage wird das Landhaus für seine vortreffliche Küche gerühmt.
Info: Der beschilderte Harz-Rundweg misst 310 Kilometer, in fünf Tagesetappen ist er gut zu bestreiten (harzinfo.de; oberharz.de)
Berühmter Ausblick: In den Naturpark Saar-Hunsrück
Unweit der Grenzen zu Frankreich und Luxemburg erstreckt sich Deutschlands südwestliches Mittelgebirgsrevier. Der Naturpark Saar-Hunsrück wurde 1980 eingerichtet und umfasst im Saarland und in Rheinland-Pfalz eine Fläche von 2055 Quadratkilometern, davon entfallen 101 Quadratkilometer auf den neuen Nationalpark Hunsrück-Hochwald.
Genussradler können weite Strecken der Region an Saar, Mosel, Nahe, Ruwer und anderen Flüssen auf gut ausgebauten Radwegen abfahren. Aber sie sehen dann die Höhenzüge nur von unten. Und verpassen einen der berühmtesten Ausblicke Deutschlands: auf die Saarschleife.
Ihn zu bekommen erfordert einen kräftezehrenden Abstecher hinauf in den Laubwald beim Luftkurort Orscholz. Wer bei Beckingen von der Saar Richtung Nahequelle abbiegt, taucht ein in die waldigen Hügel, wo die Radfahrerdichte plötzlich sehr überschaubar wird und die Route oft auf Waldwegen verläuft. Erst am Bostalsee – der größte See im Saarland – wird’s wieder deutlich lebendiger, wenn Radreisende auf Wanderer, Wassersportler und Wochenendurlauber treffen.
Info: Die Runde um den Naturpark Saar-Hunsrück verläuft über 300 Kilometer auf Saarradweg, Saar-Bostalsee-Radweg, Saarlandradweg und Moselradweg (naturpark.org; urlaub.saarland)
Finale am Deutschen Eck: Tour um den Westerwald
Die große Westerwaldschleife beginnt mit einem sanften Warm-up von Linz am Rhein entlang Richtung Norden. Hinter Bad Honnef steht dann der Aufstieg in die südlichen Ausläufer des Siebengebirges an. Auf der welligen Westerwaldhochfläche geht es über Windhagen, Buchholz und Kircheib immer weiter in die Mittelgebirgsregion hinein.
Im Raiffeisenland erinnern in Weyerbusch das Bürgermeisterhaus, das Backhaus und ein Denkmal an den berühmten Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Unweit des Ortes Heupelzen fährt man vorbei am Beulskopf mit dem Raiffeisenturm. Die Route führt bis an den nördlichsten Zipfel des Westerwaldes, dem Wildenburger Land, bevor sie sich wieder in südliche Richtung wendet, bis kurz vor Bad Marienberg.
Das sportliche Auf und Ab führt schließlich auch zur Fuchskaute, der höchsten Erhebung im Westerwald. Hinter Görgeshausen folgt der letzte Anstieg, bevor es hinuntergeht nach Diez an der Lahn. An der Lahn und am Rhein entlang kann sich der Westerwald-Bezwinger dann beim sanften Finale wieder etwas mehr den Sehenswürdigkeiten widmen, etwa dem Deutschen Eck in Koblenz, wo Rhein und Mosel sich vereinen, oder dem Runden Turm und dem Mariendom in Andernach.
Info: Wer die Westerwaldschleife inklusive Rückfahrt auf Lahntalradweg und Rheinradweg macht, muss mit 330 Kilometer planen (westerwald.info)
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