Satelliten-Fotos zeigen Zerstörer vor und nach dem „schweren Unfall“
In Nordkorea ist der Stapellauf eines prestigeträchtigen Kriegsschiffs vor den Augen von Machthaber Kim Jong-un gescheitert. Als der 5000 Tonnen schwere Zerstörer am Mittwoch in dem nordöstlichen Hafen Chongjin zu Wasser gelassen worden sei, sei es durch einen Gleichgewichtsverlust zu einem schweren Unfall gekommen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Donnerstag. Dabei seien Teile des Schiffsbodens zerstört worden.
Dem südkoreanischen Militär zufolge kippte das Schiff um und lag seitwärts im Wasser. Laut KCNA löste der Vorfall bei Kim wütende Reaktionen aus: Es handele sich um einen „kriminellen Akt“ der Verantwortlichen und eine Blamage für sein Land, erklärte Kim.
Der Unfall sei durch grobe Fahrlässigkeit und nicht zu tolerierende Verantwortungslosigkeit verursacht worden, so Kim. Der Vorfall habe „die Würde und die Selbstachtung“ des nordkoreanischen Staates zum Zusammenbruch gebracht. Die sofortige Reparatur des Schiffs sei nicht nur eine praktische Frage, sondern eine politische Notwendigkeit und direkt mit der Autorität des Staates verbunden. Kim ordnete an, dass das Schiff noch vor einem wichtigen Treffen der regierenden Arbeiterpartei im Juni wiederhergestellt werden müsse. Ob es bei dem Unfall Verletzte gab, wurde zunächst nicht bekannt.
Beobachter berichten von fragwürdigem Querstapellauf
Das südkoreanische Militär erklärte, Nordkorea habe um die Zeit der ersten Berichterstattung über den fehlgeschlagenen Stapellauf mehrere Marschflugkörper von einem Gebiet südlich des Hafens aus abgefeuert. Details wurden zunächst nicht bekannt. Das Militär teilte weiter mit, die Geheimdienste Südkoreas und der USA hätten die Vorbereitungen für den Stapellauf beobachtet.
Das auf Nordkorea spezialisierte US-Analyse-Zentrum 38 North berichtete vergangene Woche, dass das Schiff seitlich zu Wasser gelassen werden sollte. Ein Längsstapellauf – mit dem Heck voran – sei vielleicht nicht möglich, weil der Werftkai keine Neigung aufweise, so 38 North. Militäranalysten zufolge ist in Nordkorea bisher nicht beobachtet worden, dass Kriegsschiffe mit dem nun gescheiterten Querstapellauf zu Wasser gelassen wurden.
Im April war im Hafen von Nampho im Westen Nordkoreas ebenfalls im Beisein von Kim ein Kriegsschiff ähnlicher Größe vom Stapel gelaufen. Der 5000 Tonnen schwerer Zerstörer „Choe Hyon“ kann Beobachtern zufolge zwei taktische Kurzstrecken-Atomraketen tragen. Das neue Schiff soll der „Choe Hyon“ in Ausstattung und Größe ähneln.
Das diplomatisch weitgehend isolierte Nordkorea strebt nach eigenen Angaben den Besitz von Nuklearwaffen an, um Bedrohungen durch die USA und ihre Verbündeten, darunter Südkorea, entgegenzuwirken. Die beiden Koreas befinden sich technisch gesehen weiterhin im Krieg, da der Konflikt zwischen 1950 und 1953 mit einem Waffenstillstand und nicht mit einem Friedensvertrag endete.
Die Beziehungen zwischen beiden Ländern befinden sich derzeit an einem Tiefpunkt. Kim hatte Südkorea im vergangenen Jahr als „Hauptfeind“ bezeichnet. Nordkorea führt regelmäßig Waffentests aus und verstößt damit gegen UN-Resolutionen.
Nordkorea-Experten zufolge kam die Bekanntgabe des jüngsten Vorfalls ungewöhnlich früh, zumal das abgeschottete Land Fehlschläge mitunter überhaupt nicht öffentlich einräumt. In der Vergangenheit sind zwar derartige Vorkommnisse bekannt geworden – wie gescheiterte Starts von Trägerraketen oder auch Naturkatastrophen. Sie wurden dann aber für die Propaganda genutzt, indem die Rolle der Führung in Pjöngjang bei der Lösung der Probleme hervorgehoben wurde.
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