Union in neuer Umfrage weit vorn, AfD verliert – aber Mehrheit lehnt Merz als Kanzler ab
Der Weg für ein neues Bündnis aus CDU/CSU und SPD ist nach dem SPD-Mitgliedervotum so gut wie frei – doch echte Begeisterung sieht anders aus. Nur 48 Prozent der Deutschen stehen der Großen Koalition wohlwollend gegenüber, 37 Prozent lehnen sie ab, und 10 Prozent zucken gleichgültig mit den Schultern. Dies zeigt das aktuelle ZDF-„Politbarometer“. Auch beim Vertrauen in die Problemlösungskompetenz von Schwarz-Rot herrscht tief gespaltene Meinung: Während 48 Prozent hoffen, dass die Koalition entscheidende Impulse setzen kann, bezweifeln fast ebenso viele (47 Prozent), dass sie das Land wirklich voranbringt.
Ein Bundeskanzler Friedrich Merz ist für die Mehrheit der Deutschen offenbar keine Wunschvorstellung. Nur 38 Prozent fänden es gut, wenn der CDU-Chef ins Kanzleramt einzieht – 56 Prozent lehnen ihn klar ab. Interessant: Eine von Merz geführte Bundesregierung kommt besser an als Merz selbst. Der Grund liegt auf der Hand: Der CDU-Vorsitzende polarisiert stark – besonders bei den Anhängern der SPD. Dort fällt das Urteil vernichtend aus: 62 Prozent halten nichts von Merz als Kanzler, lediglich 32 Prozent könnten sich mit ihm an der Spitze anfreunden.
Wenn es um die wichtigsten Themen für die kommende Regierung geht, hat die Wirtschaft klar die Spitzenposition: 45 Prozent der Befragten nennen sie als vordringlichstes Aufgabenfeld. Weit abgeschlagen folgen „Soziales“ mit 21 Prozent und „Asyl/Flüchtlinge“ mit 12 Prozent. Mit jeweils 10 Prozent teilen sich „Verteidigung“ und „Klimaschutz“ den vierten Platz. Ein erheblicher Teil der Befragten (12 Prozent) zeigt sich jedoch unschlüssig oder gibt keine klare Meinung ab.
Linke legt an Beliebtheit zu
Wäre am kommenden Sonntag Bundestagswahl, würden sich die Kräfteverhältnisse nur leicht verschieben. Die Union legt um einen Punkt zu und käme auf 27 Prozent, während die AfD einen Prozentpunkt verliert und bei 23 Prozent landet. Die SPD tritt mit mageren 15 Prozent auf der Stelle, die Grünen rutschen auf 11 Prozent ab. Die Linke würde mit 10 Prozent überraschend zweistellig abschneiden. Dahinter folgen FDP (4 Prozent) und das BSW (3 Prozent), beide unverändert. Die Sonstigen kommen gemeinsam auf 7 Prozent, ohne dass eine Einzelpartei über die Drei-Prozent-Marke käme. Politisch brisant: Selbst ein erneutes Bündnis aus CDU/CSU und SPD hätte damit keine parlamentarische Mehrheit.
Die Umfragewerte der Forschungsgruppe Wahlen im Überblick:
- Union: 27 Prozent (+1)
- AfD: 23 Prozent (-1)
- SPD: 15 Prozent (unverändert)
- Grüne: 11 Prozent (-1)
- Linke: 10 Prozent (unverändert)
- BSW: 3 Prozent (unverändert)
- FDP: 4 Prozent (unverändert)
- Sonstige: 7 Prozent (+1)
Wenn es um Sympathie und Leistung geht, bleibt Boris Pistorius ganz vorn. Der Verteidigungsminister führt das Polit-Ranking unangefochten an – mit einem Durchschnittswert von 2,3 auf der Skala von +5 bis -5. Damit baut er seinen Vorsprung gegenüber April (1,9) sogar weiter aus. Weit abgeschlagen folgt Gregor Gysi mit 1,0, knapp dahinter SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil mit 0,8. Robert Habeck erreicht nur noch eine neutrale 0,0 – Tendenz leicht fallend.
Baerbock, Wagenknecht und Weidel Schlusslichter
Im Negativbereich befinden sich Markus Söder und Friedrich Merz (beide bei minus 0,3), Letzterer immerhin mit Aufwärtstrend nach seinem Tiefstand im Vormonat. Bundeskanzler Olaf Scholz kommt über ein enttäuschendes minus 0,6 nicht hinaus, Außenministerin Annalena Baerbock fällt mit minus 0,7 sogar auf Platz acht zurück. Die letzten Plätze belegen Sahra Wagenknecht (minus 1,7) und – mit Abstand – Alice Weidel, die mit einem konstanten Wert von minus 2,4 weiter das Schlusslicht bleibt.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt, mit 1.297 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten zwischen dem 28. und 30. April 2025, sowohl telefonisch als auch online. Der Fehlerbereich liegt bei etwa +/- drei Prozentpunkten bei einem Anteilswert von 40 Prozent, und bei +/- zwei Prozentpunkten bei einem Wert von 10 Prozent.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke