Mehr und billigeres Fleisch? Künast fühlt sich per „Zeitmaschine“ um Jahrzehnte zurückgeworfen
Die ehemalige Verbraucherschutzministerin Renate Künast hat den Vorstoß des designierten Bundeslandwirtschaftsministers Alois Rainer (CSU) für Fleischgerichte in Kindergärten und Schulen sowie für billigeres Fleisch kritisiert. „Natürlich wünsche ich dem neuen Minister schon im Interesse einer guten Ernährung für alle und guter Bedingungen für die landwirtschaftlichen Betriebe eine gute Hand bei der Ausübung des Amtes“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
„Allerdings habe ich gerade das Gefühl, mit einer Zeitmaschine Jahrzehnte rückwärts gereist zu sein. Wir brauchen einen Minister, der die Weichen auf Zukunftsfähigkeit stellt, Ernährung sichert und auf die Folgekosten achtet. Stattdessen höre ich bisher nichts als ideologische Äußerungen über billiges Fleisch und dass der Markt alles regeln würde.“
Künast, die 2013 einen „Veggie Day“ für Kantinen angeregt hatte, fügte hinzu: „Angesichts der Milliarden auch für die Tierhaltung sowie der Milliarden-Kosten für ernährungsbedingte Erkrankungen wäre mehr Handeln statt Plattitüden angemessen.“
Anlass für die Äußerung ist ein viel beachtetes Interview des designierten Bundeslandwirtschaftsminister, in dem Rainer eine Wende in der Landwirtschafts- und Fleischpolitik angekündigte. Er halte sogar sinkende Fleischpreise für möglich, so Rainer zur „Bild“-Zeitung, denn diese regele der Markt. Höhere Steuern auf Fleisch werde es mit ihm nicht geben.
Hofreiter erspürt schon „Kulturkampf-Töne“
Für die Idee einer höheren Steuer auf Fleischprodukte in Höhe von zehn Cent pro Kilogramm hatte sich der noch amtierende Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) starkgemacht.
Rainer hielt dagegen: „Ich bin ein großer Freund der sozialen Marktwirtschaft. Das bedeutet: Fleischpreise macht nicht der Minister, sondern der Markt.“ Ferner regte er auch an, die Speisepläne von Kindergärten und Schulen zu überarbeiten. Explizit warnte der CSU-Politiker vor rein vegetarischen Gerichten in diesen Einrichtungen. „Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig“, sagte der CSU-Politiker zu „Bild“. Das gelte „insbesondere in Kindergärten und Schulen, wo Obst, Gemüse genauso wie Fleisch und vegetarische Gerichte auf den Speiseplänen stehen sollten“.
Grünen-Politiker Anton Hofreiter übte in einem Gespräch mit WELT TV Kritik an den neuen „Kulturkampf-Tönen im Bereich der Ernährung“. „Und wenn es dann heißt, ,Die Kinder sollen wieder mehr Fleisch essen‘ – ich glaube, es ist klug und richtig, das den Menschen selbst zu überlassen, was sie essen wollen“, sagte Hofreiter. Das Landwirtschaftsministerium müsse politische Fragen klären. „Zum Beispiel: Haben die Bauern bei uns eine ökonomische Perspektive? Und nicht den Leuten vorzuschreiben, ob sie Fleisch essen sollen, ja oder nein.“
Der designierte Bundeslandwirtschaftsministers Rainer, 60, ist Metzgermeister und sitzt seit 2013 im Bundestag. Schon sein gleichnamiger Vater war 18 Jahre Abgeordneter des deutschen Parlaments, seine Schwester ist die ehemalige Bundesbau- und Gesundheitsministerin Gerda Hasselfeldt.
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