Am 21. April 2025 ist Papst Franziskus gestorben. In einer seiner letzten Schriften beschäftigte sich das Kirchenoberhaupt mit der Liebe und der Ehe und legte seine Gedanken im Vorwort eines bislang unveröffentlichten Buchs für junge Katholiken dar. Das Buch „Liebe für immer“ stammt von der Youcat-Stiftung (Youcat = Jugendkatechismus), einer vom Vatikan anerkannten Organisation, die die Lehren der Kirche jugendgerecht veröffentlicht. Nach Angaben der Stiftung war es die Absicht des Papstes, junge Menschen zu einer Vorbereitung auf die Schönheit von Liebe, Ehe und Familie einzuladen. Wir dokumentieren hier den Text:

In meiner Heimat Argentinien gibt es einen Tanz, den ich sehr liebe und den ich in meiner Jugend oft getanzt habe: den Tango. Tango ist ein wundervolles, freies Spiel zwischen Mann und Frau, voll erotischer Ausstrahlung und Anziehungskraft. Tänzerin und Tänzer umwerben einander, erleben Nähe und Distanz, Sinnlichkeit, Achtsamkeit, Disziplin und Würde. Sie freuen sich an der Liebe und ahnen, was es heißen könnte, sich hinzugeben. Vielleicht habe ich in ferner Erinnerung an diesen Tanz mein großes Lehrschreiben über die Ehe „Amoris Laetitia“ genannt: Freude der Liebe.

Es bewegt mich immer, wenn ich junge Leute sehe, die sich lieben und die Kühnheit besitzen, ihre Liebe zu einer großen Sache zu machen: „Ich will dich lieben, bis der Tod uns scheidet.“ Was für ein gewaltiges Versprechen! Nun bin ich nicht blind, und ihr seid auch nicht blind. Wie viele Ehen scheitern heute nach drei, fünf, sieben Jahren. Vielleicht habt ihr sogar Eltern, die mit der gleichen Kühnheit in das Sakrament der Ehe gestartet sind, aber ihre Liebe nicht vollenden konnten. Ist es da nicht besser, den Schmerz zu vermeiden, sich nur wie in einem flüchtigen Tanz zu berühren, einander zu genießen, miteinander zu spielen und dann wieder auseinanderzugehen?

Glaubt das nicht! Glaubt an die Liebe, glaubt an Gott und glaubt daran, dass Ihr das Abenteuer einer lebenslangen Liebe bestehen könnt. Liebe will endgültig sein; „... bis auf weiteres“ ist keine Liebe. Wir Menschen haben die Sehnsucht, ohne Vorbehalt angenommen zu werden, und wer diese Annahme nicht erfährt, trägt oft, ohne es zu wissen, eine Lebenswunde mit sich herum. Wer sich dagegen bindet, verliert nichts; er gewinnt alles: das volle Leben. Die Heilige Schrift ist da ganz klar: „Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau und sie werden ein Fleisch.“ (Gen 2,24) Ein Fleisch! Jesus bringt die Pointe auf den Punkt: „Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins.“ (Mk 10,8) Ein Leib. Ein Haus. Ein Leben. Eine Familie. Eine Liebe.

Wir können so nicht weitermachen

Um euch zu helfen, eure Beziehung auf die treue Liebe Gottes zu gründen, habe ich die ganze Kirche aufgerufen, entschieden mehr für euch zu tun. Wir können so nicht weitermachen, wie zuletzt: Viele sehen nur das schöne Ritual. Ein paar Jahre später gehen sie auseinander: Vertrauen ist zerstört. Wunden sind geschlagen. Oft bleiben Kinder zurück, denen der Vater oder die Mutter abgeht.

Für mich ist das wie schlechten Tango tanzen. Tango muss man können. Ehe und Familie erst recht. Bevor man das Sakrament der Ehe empfängt, braucht es eine angemessene Vorbereitung, ich würde sogar sagen ein Katechumenat, denn das ganze Leben spielt sich in der Liebe ab, und mit der Liebe spielt man nicht.

Das Wort Katechumenat sagt euch vielleicht nichts. Wer in der Frühen Kirche Christ werden wollte, durchlief ein sogenanntes „Katechumenat“, einen oft mehrjährigen Weg des Lernens und der Selbstprüfung. Für das Sakrament der Ehe habe ich von einer solchen Trainingsphase immer geträumt, sie kann euch vor Enttäuschungen und ungültigen oder unbeständigen Eheschließungen bewahren.

Wie sehr habe ich mich gefreut, dass Youcat meine Anregung aufgegriffen hat. Als ich vor Jahren von dem Projekt hörte und mir klar wurde, dass junge Katholiken aus 30 Ländern darin eingebunden waren, bat ich das Team, „Amoris Laetitia“ zu lesen und in eine junge Sprache zu übersetzen.

Nun sehe ich: Das ist gelungen; das Buch ist ein optimaler Begleiter auf dem Weg zum Sakrament der Ehe. Es spricht mitreißend und positiv von der „Freude der Liebe“, aber es umgeht auch nicht die Schlaglöcher auf dem Weg zu einem gelingenden gemeinsamen Leben. Nehmt es als Basislektüre für jede Art von Ehevorbereitung, die den Namen Ehekatechumenat verdient. Nehmt unbedingt an Ehevorbereitungskursen teil!

Je anspruchsvoller sie sind, desto besser. Und setzt euch zu zweit oder mit befreundeten Paaren mit diesem Buch auseinander. „Der Tanz“, habe ich in „Amoris Laetitia“ geschrieben, „in dieser jungen Liebe, Schritt für Schritt voran, der Tanz auf die Hoffnung zu, die Augen voller Staunen – er darf nicht zum Stillstand kommen.“

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