In einem viel beachteten Interview hat Juli Zeh die sogenannte Brandmauer gegenüber der AfD als gescheitert bezeichnet. Der Versuch, mit der Brandmauer die AfD kleinzuhalten, habe in den letzten zehn Jahren nichts gebracht, so die Schriftstellerin und Juristin. Historiker Andreas Rödder verteidigt die Aussagen Zehs und bezeichnet ihr Interview gegenüber WELT TV als „bemerkenswert differenziert“.

„Es geht ja gar nicht um die Zusammenarbeit demokratischer Parteien, sondern um die Sprachlosigkeit in unserer Öffentlichkeit“, sagt Rödder. Das sei es, worüber Julie Zeh rede. Auch der normale AfD-Wähler fühle sich von der Brandmauer – „und das völlig zu Recht“ – ausgegrenzt, führt Rödder weiter aus. Es gehe nicht um Koalitionen oder Kooperationen – „sondern es geht darum, dass wir nicht pauschal ausgrenzen.“

Der „demokratisch richtige Weg“ mit den rechtsextremen Tendenzen in der AfD umzugehen, sei es „rote Linien“ zu markieren, so Rödder. Innerhalb der Grenzen des verfassungsrechtlich Zulässigen müsse aber diskutiert werden. „Und ich glaube, das wäre für die Demokratie der sehr viel bessere Umgang mit der AfD, als die pauschale Brandmauer, die ja alles satt und sonders ausgrenzt, was die AfD sagt und wer die AfD wählt.“

„Nicht ständig Brandmauer sagen“

Rödder, der auch Leiter des Thintanks „R21“ ist, spricht sich stattdessen für eine „verbale Abrüstung“ aus: „Diese ewige moralisierende Empörung führt uns doch in der Sache nicht weiter und hat übrigens die AfD immer nur stärker gemacht.“

„Das heißt übrigens auch für bürgerliche Parteien wie die Union nicht ständig immer nur Brandmauer zu sagen, sondern die eigenen Positionen, auch die eigenen Abgrenzungen offensiv zu formulieren und auf dieser Grundlage einer selbstbewussten Bestimmung der eigenen Positionen, die öffentliche Auseinandersetzung zu führen.“ Das sei der richtige Weg mit der AfD umzugehen – und nicht „die permanente Empörung und Ausgrenzung.“

Rödder kritisiert zudem den Kampf gegen Rechts, der „völlig undifferenziert“ geführt werde. „Wer da gegen rechts gemeint ist, ist irgendwie alles, was nicht links von den Grünen ist, wenn man Pech hat.“ Gefährdungen kämen zudem nicht nur vom Rechtsextremismus, sondern auch von Islamismus und Linksextremismus, führt Rödder aus. Der Staat dürfe weder auf „einem Auge nach rechts, noch auf einem Auge nach links oder gegenüber anderen extremistischen Strömungen blind sein.“

Juli Zeh hatte sich gegenüber der „Wochentaz“ sowohl kritisch über die Brandauer als auch über ein mögliches AfD-Verbotsverfahren geäußert. Sie sei zwar nicht prinzipiell gegen ein AfD-Verbot, so Zeh. Wenn ein Parteiverbotsverfahren Aussicht auf Erfolg habe, könne und müsse man es anstrengen. Wenn nicht, werde es der AfD nutzen. „Wenn Sie einen halbwegs cleveren AfD-Funktionär fragen, was auf seinem Wunschzettel für 2026 steht, dann sagt der wahrscheinlich: Ich wünsche mir ein Verbotsverfahren“, führte sie aus. Allein der Versuch, sie zu verbieten, würde der AfD „krass nutzen“.

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